Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
nachgelassen, und das Feuer bei Almonaster la Real war endlich unter Kontrolle. 3000 Hektar waren verbrannt, vier einsam gelegene Häuser zerstört worden. Man vermutete Brandstiftung. Ein Schafhirte war festgenommen worden, am nächsten Tag sollte eine umfassende Untersuchung beginnen.
Falcón parkte vor Consuelos Haus. Im Haus der Krugmans war alles dunkel. Auf dem Weg zu Consuelos Haustür klingelte sein Handy, es war Ramírez.
»Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber ich habe gerade einen Anruf von der Jefatura bekommen. Die wissen, dass wir nach Señor Krugman suchen. Eine Frau hat aus einem Wohnhaus in der Calle Tabladilla angerufen. Als sie das Gebäude betreten hat, ist ihr ein Ausländer in der Halle aufgefallen. Er hat stark geschwitzt und immer wieder nervös auf seine Uhr gesehen. Dann ist er ihr die Treppe hinauf bis in den zweiten Stock gefolgt, wo er stehen blieb, während sie bis in die oberste Etage weitergegangen ist. Er stand vor einer Wohnung, die ihres Wissens leer war, weil die Besitzerin in Urlaub ist. Zwanzig Minuten später hat sie in der Wohnung unter ihrer einen Schuss gehört, die Wohnung, vor der der Ausländer stand. Sie haben einen Streifenwagen hingeschickt.«
»Wissen wir, wem die Wohnung gehört, aus der der Schuss kam?«
»Sekunde…«
Falcón stand schwitzend auf der Straße.
»Ich glaube, es ist wichtig«, sagte Ramírez. »Die Besitzerin ist eine gewisse Rosario Calderón.«
FÜNFUNDZWANZIG
F alcón erklärte Consuelo, was passiert war, und fragte, ob sie von ihrer Schwester und den Kindern gehört hatte. Sie sagte, am späten Vormittag wäre ein Polizist aufgetaucht, um auf sie aufzupassen. Er küsste sie und ging zurück zum Wagen. Sie schloss die Tür, bevor er abgefahren war.
Die Jefatura informierte ihn, dass drei weitere Streifenwagen zum Tatort geschickt worden waren, einem Wohnblock in der Calle Tabladilla an der Ecke Calle del Cardenal Ilundain. »Ich möchte keine Wagen in Sichtweite des Tatorts und keine Menschenmenge«, sagte Falcón. »Alle Ausgänge sollen besetzt werden, inklusive der Tiefgarage, wenn es eine gibt. Niemand wird ins Gebäude gelassen. Postieren Sie zwei Männer auf dem Dach und zwei im Treppenhaus unterhalb der Wohnung. Lassen Sie die Apartments darüber, darunter und gegenüber evakuieren. Alle anderen Bewohner sollen ihre Wohnungen nicht verlassen. Und schicken Sie jemanden mit einem Fernglas in eine Wohnung im Block gegenüber, aus der man klare Sicht auf den Tatort hat.«
Man bestätigte seine Anweisungen und berichtete ihm, dass die Wohnung Juez Calderóns Schwester gehörte, die zurzeit Urlaub auf Ibiza machte.
An den beleuchteten Reklametafeln der Avenida de Kansas City vorbei fuhr er zurück in die Stadt. Er musste ans entgegengesetzte Ende, doch es herrschte kaum Verkehr, sodass er bereits zwanzig Minuten später durch die Polizeiabsperrung rollte und den Wagen in der Calle Tabladilla fünfzig Meter vom Tatort entfernt parkte. Bis auf die Streifenpolizisten, die sich dicht bei den Läden im Erdgeschoss des lang gezogenen Wohnkomplex hielten, war die Straße leer. Einer der Männer berichtete ihm, dass alles ruhig war. Über Funk rief er seinen Partner, der im Wohnblock gegenüber im Apartment 403 eine gute Sicht auf die Calle Tabladilla hatte.
Es war eine drückend heiße Nacht, und Falcóns Haaransatz war schweißnass, als er die Straße überquerte und auf den grauen, verklinkerten Apartmentblock mit Balkongittern aus Chrom zuging, die Art Anlage, in der sich ein junger, wohlhabender Berufstätiger eine Wohnung kaufen würde. Er nahm den Fahrstuhl in den vierten Stock, wo ihm ein junger Mann in Shorts die Tür öffnete, der sich nicht weiter für die Vorgänge im Haus gegenüber interessierte, sondern sich wieder zu seiner Freundin auf das Sofa setzte, sein Bier nahm und sich dem Film widmete, der gerade im Fernsehen lief.
Der Streifenpolizist stand auf dem Balkon, die fragliche Wohnung im Visier seines Fernglases. Er reichte es Falcón. Die Balkone gegenüber waren mit üppigem Grün bewachsen, die meisten Fensterläden geschlossen, sodass sich der Tatort problemlos ausmachen ließ. Es war die einzige Wohnung, in der Licht brannte. Weder Vorhänge noch Jalousien waren zugezogen. Ein großes Fenster und die Schiebetür zum Balkon waren etwa eineinhalb Meter voneinander entfernt. Calderón und Maddy Krugman saßen auf einem Sofa, der Staatsanwalt steif und kerzengerade, Füße und Knie dicht nebeneinander, die Arme fest vor
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