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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Sevilla . Er hat gesagt, dass er Kontakte hätte, die einem ein Profil aller wichtigen Militärs und DINA-Mitarbeiter liefern könnten«, sagte Falcón. »Irgendwas Neues von Marty Krugman?«
    »Noch nichts«, sagte Ramírez. »Und mach dich auf einen Anruf von Elvira gefasst. Er sucht dich.«
    Falcón schaffte es nicht zurück zu der Sitzung, bevor Elviras Anruf ihn ereilte. Elvira berichtete von einer Unterredung mit Comisario Lobo, bei der entschieden worden war, dass niemand aus der Jefatura Señora Montes’ beschatten sollte. Stattdessen würde ein Beamter der Abteilung Interne Ermittlungen aus Madrid nach Sevilla geschickt und Elvira direkt unterstellt werden. Falcón war erleichtert.
    Alicia Aguado war es in der Zwischenzeit nicht gelungen, das Gespräch wieder auf Ignacio zu lenken. Sie sprachen über den Tod von Sebastiáns Mutter, der ihn sehr betroffen und seinen Vater völlig kalt gelassen hatte. Das hatte dazu geführt, dass er zu Hause ausgezogen war und eine Wohnung in der Nähe bezogen hatte, die seinem Vater gehörte.
    »Hast du deinen Onkel in der Zeit noch gesehen?«, fragte Aguado. »War er nicht jemand…?«
    »Mit ihm hätte ich nie über meine Mutter gesprochen. Er war ihr nicht wohl gesonnen. Von ihrem Tod zu hören hätte ihm Befriedigung bereitet.«
    »Du hältst offenbar nicht viel von deinem Onkel.«
    »Wir empfinden sehr unterschiedlich.«
    »Wie war dein Onkel als Vater?«
    »Fragen Sie Salvador.«
    »Für dich war er doch eine Art Ersatzvater.«
    »Ich hatte Angst vor ihm. Er glaubte an Disziplin und absoluten Gehorsam und verlangte beides auch von jedem Kind in seiner Umgebung. Er konnte unglaublich wütend werden. Die Adern an seinem Hals standen dann weit hervor. Wenn es so weit war, wussten wir, dass wir in Deckung gehen mussten.«
    »Hast du mit deinem Vater über die gewalttätigen Ausfälle deines Onkels gesprochen?«
    »Ja. Er sagte, dass er eine schwere Kindheit gehabt hätte, die ihn geprägt hätte.«
    »Hat dein Onkel dir je Gewalt angetan?«
    »Nein.«
    An diesem Punkt beendete Alicia Aguado die Sitzung. Sebastián wollte sie nicht gehen lassen. Falcón rief den Wärter und steckte die Kassette mit dem aufgezeichneten Gespräch ein. Sie fuhren schweigend zurück in die Stadt, und Alicia schlief ein. Erst als sie in der Calle Vidrio ankamen, wachte sie auf. Sie gingen nach oben. Die Psychologin wirkte erschöpft.
    »Er hat Sie sehr ermüdet«, stellte Falcón fest.
    »Zunächst hat er an den Stellen, wo ich emotionale Ausschläge erwartet hätte, überhaupt nicht reagiert. Als ob er mentale und körperliche Reaktionen willentlich trennen könnte. Am Anfang dachte ich, er stünde unter Drogen oder Medikamenten. Aber das wird schon. Ich bin sicher, dass ich zu ihm durchdringen kann. Er mag mich genug, um es zuzulassen.«
    Er gab ihr die Kassette und ging zurück zum Wagen. Als er gerade losfahren wollte, rief Inés ihn an. Sie klang nervös.
    »Ich weiß, dass ich dich deswegen nicht anrufen sollte«, sagte sie, »aber du hast doch heute Esteban getroffen.«
    »Wir hatten heute Morgen einen Termin im Fall Rafael Vega.«
    »Hat er auf dich einen normalen Eindruck gemacht?«, fragte sie. »Ich weiß, es geht mich nichts an, aber…«
    »Er sah müde aus und wirkte ein wenig zerstreut.«
    »Habt ihr noch über irgendetwas anderes als den Fall gesprochen?«
    »Ich war zusammen mit Inspector Ramírez bei ihm«, sagte Falcón. »Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Ich habe ihn seit dem frühen Samstagmorgen nicht mehr gesehen. Er war seitdem nicht mehr in seiner Wohnung, und sein Handy ist ausgeschaltet.«
    »Ich weiß, dass Juez Romero ihn am Samstagmorgen aus Pablo Ortegas Haus angerufen hat«, sagte Falcón.
    »Was hat er gesagt?«, fragte sie drängend. »Wo war er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Am Sonntag wollten wir mit meinen Eltern zu Mittag essen, aber er hat abgesagt. Zu viel Arbeit.«
    »Du weißt doch, wie das läuft, wenn ihm ein hektischer Montagmorgen bevorsteht«, sagte Falcón.
    »Seine Sekretärin sagt, dass er seit dem Mittagessen nicht mehr im Büro war.«
    »Das ist so ungewöhnlich nicht.«
    »Für ihn schon.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Inés. Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    Sie legte auf, und er fuhr zurück in die Calle Bailén, duschte und zog sich um. Consuelo hatte ihn zum Abendessen eingeladen. Auf dem Weg zu ihr hörte er im Radio die Nachrichten. Der Wind in der Sierra de Aracena hatte

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