Die Totenfalle
aus. Sie wollte weg. Diesmal waren die beiden Frauen nicht mit der U-Bahn gefahren, sondern hatten Yvonnes Kleinwagen genommen. Zu ihm besaß Glenda nicht den Schlüssel, und sie mußte ihren Weg zu Fuß fortsetzen.
Nebel und Gerüche vermischten sich. Alles stank irgendwie. Die Bäume verschwammen zu fließenden Gespenstern, die Hausfassaden traten zurück, als wollten sie vor dem Nebel weichen, und die Scheiben der Fenster waren so gut wie nicht zu sehen.
Glenda Perkins wußte nur eines. Sie mußte so schnell wie möglich verschwinden und ebenfalls so schnell wie möglich John Sinclair erreichen. Alles andere war zweitrangig.
So rannte sie die Straße hinab auf der Suche nach einer Telefonzelle. Daß sich etwas anbahnte, stand für sie fest. Yvonnes Verwandlung war erst der Anfang gewesen…
***
Suko und ich hatten erst gar nicht lange diskutieren brauchen, wir waren einer Meinung gewesen. Je früher wir bei unserem Ziel eintrafen, um so besser.
Allerdings gab es bei uns noch das Gebot der Fairneß unserem Chef gegenüber. Wir wollten nicht einfach verschwinden, ohne ihn eingeweiht zu haben.
Wenn es jemand gab, für den Sir James Powell immer Zeit hatte, dann waren wir es. Er unterbrach ein Telefongespräch mit einem hohen Polizeioffizier und bot uns Plätze an.
»Etwas ist durchgesickert«, sagte er.
»Was denn?«
Er lächelte Suko an. »Ich hörte von Glenda, daß es da eine tote Geistheilerin gibt, die gewisse Schwierigkeiten macht.«
»Das stimmt«, bestätigte ich.
»Inwiefern?«
»Genau wissen wir es nicht«, sagte Suko. »Wie es jetzt aussieht, scheint sie über ihren Tod hinaus noch einen gefährlichen Einfluß zu besitzen.«
Sir James hob seine Augenbrauen so weit, daß sie über den Rand der Brille hinwegstanden. »Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie eine besondere Beerdigung.«
Wir stimmten ihm zu.
»Und nun?«
»Hat sie wohl den größten Teil ihrer Patienten wieder auf dem Friedhof an ihr Grab bestellt«, sagte Suko.
»Das ist in der Tat ungewöhnlich. Rechnen Sie damit, daß Sie von den Toten zurückkehrt und Sie die Person als Zombie erleben können? Befürchten Sie das?«
»Auch«, gab ich zu.
»Was sonst noch, John?«
»Das will ich Ihnen sagen, Sir. Es geht uns auch darum, daß sie es möglicherweise schafft, all ihre Besucher in den Bann zu ziehen und für ihre Pläne einzuspannen.«
»Von denen Sie aber nicht wissen, wie sie aussehen?«
»Nein.«
Sir James räusperte sich und überlegte dann. »Es wären möglicherweise ziemlich viele Gegner, nehme ich mal an.«
»In der Tat, Sir.«
»Könnte es dann sein, daß Sie Unterstützung brauchen? Müßte der Friedhof abgeriegelt werden?«
Ich wiegte den Kopf. »Wenn ich ehrlich sein soll, das wäre nicht schlecht.«
»Aber auch nicht ideal.« Sir James lächelte.
»Nein. Suko und ich sind der Meinung, daß wir es allein versuchen sollten. Zudem hätten wir in Sarah Goldwyn und auch in Jane Collins eine gewisse Unterstützung.«
»Oh – die beiden sind auch dort?«
»In der Tat. Lady Sarah hat die Tote gekannt. Sie hat sie aus reiner Neugierde einmal besucht.«
Sir James lächelte.
»Sieh an, das hätte ich nicht gedacht, aber sprechen Sie weiter.«
»Nun ja, Sir«, sagte Suko. »Wir werden allein fahren, und es könnte sein, daß wir Hilfe brauchen. Wären Sie dann bereit, uns die Unterstützung zu schicken?«
»Das versteht sich. Sicher. Sie wissen ja, wo und wie Sie mich erreichen können.«
»Danke.«
Der Superintendent dachte nach. »Wann soll dieses Treffen denn stattfinden?«
»Bei Anbruch der Dämmerung, nehme ich an.«
Er lächelte. »Wie ich Sie kenne, wollen Sie beide jetzt losfahren.«
»Natürlich.«
»Okay, dann viel Glück.«
»Werden wir haben, Sir«, sagte ich beim Aufstehen. »Geistheilerinnen fehlen uns noch in der Sammlung. Besonders dann, wenn sie sich selbst in böse Geister verwandeln.«
»Das denke ich auch.«
Wenige Minuten später saßen wir im Rover und waren auf dem Weg zum Hammersmith Cementery.
Der Londoner Verkehr staute sich wie der Dunst in der Stadt. Es war eigentlich Blödsinn, mit dem Wagen zu fahren, nur wer konnte schon wissen, ob wir ihn noch brauchten?
Zwischendurch unterhielten wir uns über den Fall und kamen natürlich auf Glenda zu sprechen, wobei Suko den Kopf wiegte und sich fragte, ob wir da richtig gehandelt hatten.
»Wieso? Was stört dich?«
»Ich weiß es nicht.«
»Dein Gefühl?«
Ich bekam die Antwort erst, als ich vor einer Ampel hielt und wir
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