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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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- vielleicht mit einem Bad, mit Kamm und einem Topf Seife. Einem Barbier, der ihn von den zu langen Haaren befreite und ihm den Bart rund und manierlich scherte. Und einem Festmahl, Bergen von gekochtem, gewürztem Fleisch, weichem Brot, Eiern und einem Fass dunkelroten Weines, das er mit niemandem teilen und für das er vor niemandem Rechenschaft ablegen musste …
    Nur der Fischer blickte wach und aufmerksam auf den
Horizont, der für Gérard längst mit dem Meer verschwommen war.
     
    Er hätte es kommen sehen müssen.
    Die Gier des Fischers, sein hässliches Gaunergesicht mit der Hakennase, aus der lange Haare herauswuchsen. Das zerrissene Segel. Der Unrat zwischen den Bänken, monatealter stinkender Fischabfall, Lumpen, Segeltuchreste, unbrauchbare Seile. Das Wasser, welches durch Löcher ins Boot drang und inzwischen bis zum Knöchel reichte und das man hätte wegschöpfen müssen, doch womit? Er hätte wissen müssen, dass dieser Mann sie ins Verderben führen würde und sich ganz sicher nicht weiter als bis auf Sichtweite von seiner Heimatküste entfernen wollte. Er hätte vor allem ahnen müssen, dass er einen Preis nachfordern würde.
    Genau das tat der Fischer nämlich - er band das Segel quer zum Wind fest und stand in dem wackeligen Kahn auf. Ima verlor darüber fast das Gleichgewicht; es gelang ihr gerade noch, sich an der niedrigen Reling festzuhalten.
    »Setz dich hin, du Narr!«, fauchte Gérard.
    »Mal ganz ruhig, Freundchen«, grinste der Fischer, stellte sich breitbeinig hin und streckte die schmutzige Pranke aus. »Du hast Gold. Gib es mir, und ich bringe euch an euer Ziel. Kein Gold - kein Ziel. Verstehst du? So läuft das hier in Makedonien.« Und er zog den Riemen aus der Halterung und hielt ihn wie einen Speer vor sich hin, um die Unterredung gleich wieder zu beenden. Der Speer endete vor Gérards Gesicht, länger war das Boot nicht. Ein gezielter Schlag, und er würde aus dem schmalen Schiffchen kippen. Der Fischer sah so aus, als ob er es furchtlos mit Seeungeheuern aufnehmen würde. Respekt vor dem Krieger zeigte er ohnehin nicht.
    »Bist du närrisch!«, fuhr Ima hoch. Das tief hängende
Segel hinderte sie daran, direkt einzugreifen, schon jetzt musste sie sich an dem Tuch festhalten. Sobald sie aufstand, würde das Boot gefährlich schaukeln, und alle würden sie das Gleichgewicht verlieren. Und Gérard würde sich sowieso jede Einmischung verbieten … Angstvoll starrte sie unter dem Segel hindurch auf den breiten Rücken des Fischers, der keine Pläne zu erkennen gab. Er verdeckte auch Gérard - das Gefühl der Ohnmacht wurde unerträglich.
    »Setz dich hin, Mann, so bringst du uns nur alle in Gefahr«, versuchte sie ihr Glück und ließ sich vorsichtig auf die Knie, um unter dem Segel hindurchzukrabbeln. Dass sie dabei mit den Unterschenkeln im Wasser versank und ihr Kleid bis zur Hüfte nass wurde, spielte keine Rolle. Mühsam kämpfte sie gegen die aufsteigende Panik, zu spät zu kommen, den Fischer nicht an seinem Vorhaben hindern oder Gérard nicht von einer Dummheit abhalten zu können. Das Boot schwankte erneut, der Mann drehte sich um. Er kannte ja sein Boot und die Macht der Wellen. Oder gehorchten sie ihm gar?
    »Bleib, wo du bist«, knurrte er, »wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Gérard hinter ihm zögerte nicht. Kaum war der Fischer abgelenkt, erhob er sich. Mit beiden Händen fasste er nach dem Riemen, doch der Fischer war darauf vorbereitet und schneller, denn er wich aus und drosch stattdessen auf den Gegner ein wie auf einen wilden Fisch. Gérard duckte sich - das Schwert lag irgendwo unerreichbar unter der Bank. Sein Fuß trat haltsuchend auf die Ruderbank, sie brach entzwei, und er fiel krachend auf den Rücken. Mit einem Satz war der Fischer über ihm. Dann ein Schrei, ein Tritt, das Boot neigte sich in die Wellen - und verlor seine Last an die schäumende Flut.
    Gérard versank sofort. Das ritterliche Kettenhemd zog ihn in die Tiefe, und benommen, wie er von seinem Sturz
war, vermochte er nicht, sich an die Wasseroberfläche zu kämpfen. Fassungslos sah Ima, wie er verschwand - kraftlos, reglos, den adriatischen Wellen ein lächerliches Spielzeug, an welchem sie schnell die Lust verlieren würden. Ihr blieb die Luft weg. Er ertrank - vor ihren Augen! Dann sah sie seine Hand auf der Reling - er hatte es geschafft, sich hochzukämpfen, und die Hand wanderte Stück für Stück auf das Ruder am Ende des Bootes zu. Wie gebannt starrte sie auf die Hand, riss sich

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