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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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drückten sie immer wieder. Mehr Begrüßung wäre in dieser Gesellschaft auf Missbilligung gestoßen, und Sicaildis’ Blicken entging ja nichts.
    Der kleine, korpulente Mann auf einem blütigen Pferd schließlich war ihr Koch, ohne den sie tatsächlich nirgendwo mehr hinging, wie man sich erzählte, denn ihre einzige Leidenschaft neben Robert Guiscard war das gute Essen.
    »Ich sitze nicht neben Weibern!«, hatte der Koch getönt und war empört aufgesprungen, kaum dass Thierry sich neben ihm niedergelassen hatte, doch der Kreis um das Feuer hatte sich geschlossen, und es gab keinen freien Platz mehr, weswegen er sich wohl oder übel wieder neben Thierry setzen musste . Die Berittenen hatten darob betreten dreingeschaut, denn außer der Herzogin, ihrem Mädchen und Ima gab es keine Weiber im Lager, und sie tuschelten hinter vorgehaltener Hand über die seltsamen Fantasien der Ungläubigen und ob so ein dicker
Koch wohl tatsächlich scharf auf einen Priester sein konnte.
    »Ihr habt meinen Mantel beschmutzt«, gnatzte der Ungläubige den Mönch an.
    Thierry fuhr hoch. »Was erlaubt Ihr Euch - im Leben würde ich Euren Mantel nicht anfassen …«
    Der Ungläubige lachte ihm frech ins Gesicht. »Aber anderes vielleicht? Das, wonach Priestern gelüstet?« Seine Brauen tanzten diabolisch, und die Frauen hielten ob dieser Unverschämtheit den Atem an.
    »Schließt nicht von Euren sündigen Wünschen auf andere«, zischte Thierry böse und wandte sich ab. »Ich habe mir nicht ausgesucht, in Eurer parfümierten Gegenwart reisen zu müssen!« Die Fleischröllchen, die der Koch zur Stärkung auspackte, rührte der Mönch nicht an. »Eher verrecke ich, als dass ich Essen aus den Händen eines Ungläubigen anrühre!«
    »Thierry«, warnte Ima leise, denn die Herzogin hatte den Kopf gehoben. Interesse glomm in ihrem grauen Gesicht auf - sie liebte Streit von anderen. Doch Thierry tat ihr nicht den Gefallen, den Streit fortzusetzen. Er kauerte sich neben die Magd und verbrachte den Rest des Abends im Gebet. Ima ahnte, wie sehr er unter den Umständen dieser Reise litt. Er war ein schlechter Reiter mit schwachem Körper und kränklicher Konstitution - vermutlich hatte Sicaildis ihn aufs Pferd gezwungen, ohne ihn zu fragen. Ihr hochbetagter Beichtvater hätte diesen scharfen Ritt ohnehin nicht überlebt.
    Die Nacht war unruhig. Niemand schlief gerne im Freien. Sicaildis stöhnte auf ihrem Lager, weil sie die Beine schmerzten, und der Koch jammerte vor sich hin. Die Soldaten teilten sich heimlich eins der rationieren Brote, und Ima bekam mit, wie sie beim Essen die Huren in der Residenz durchsprachen. Ein großer Busen war mehr wert
als ein breites Becken, und von griffigen Ärschen konnten beide schwärmen. Dann lachten sie wieder beide über den fetten Koch und was man bloß an seinem zuckersüßen Essen finden mochte.
    »Wenn mir mein Weib so etwas kochen würde, würde ich es rausschmeißen«, brummte der eine.
    »Ich würde sie erst fragen, wo sie das gelernt hat«, grinste der andere.
    »Du meinst, von wem sie das gelernt hat und wie sie es ihm entlohnt hat?« Sie lachten beide albern.
     
    Erst hatte das Mädchen nur leise geweint. Dann war es verstummt, und man hörte nur noch das Schnaufen der galoppierenden Pferde. Die Maultiere waren schon lange in einen rumpeligen Pass gefallen, und Ima spürte jeden einzelnen Knochen. Sie hasste Maultiere. Sie hasste unbequeme Esel und unbequeme Maultiere, und die unbequemen Sättel, die man ihnen auflegte. Sie hasste Berge und die schmalen Pfade, die sich an Steilhängen entlangwanden, und dass ihr schlecht wurde, wenn sie neben dem Pfad in den Abgrund schauen musste. Sie hasste das Reisen im Regen, denn natürlich fing es an zu regnen, kaum dass sie den Montecorvino hinter sich gelassen hatten. Sicaildis nahm auf nichts und niemanden Rücksicht. Stunde um Stunde hetzte sie voran, ohne sich um das Jammern ihrer Leute zu kümmern. Die Einzigen, die den Mund hielten, die Zähne zusammenbissen und weiterritten, waren die beiden Soldaten und Ima. In den kurzen Pausen, die nur der Pferde wegen eingelegt wurden, saßen sie ab, aßen von den Vorräten, tranken verdünnten Wein und versuchten zu dösen.
    »Ihr seid das Reisen gewöhnt, sehe ich«, bemerkte die Herzogin zu Ima und warf einen abschätzigen Blick auf den Mönch, der sich einfach nur ins nasse Gras geworfen
hatte, vielleicht auch, um einer weiteren Diskussion mit dem Ungläubigen aus dem Weg zu gehen.
    »Gott hat es gefallen, mir

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