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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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lassen, um die einflussreiche Salernitanerin zu ehelichen. Trotzdem sagte man ihm ein besonderes Verhältnis zu seinem Erstgeborenen nach. Jedoch auch, dass dieser
von seinem Vater über lange Monate mit der Kriegsführung in Makedonien allein gelassen worden war - in einem Krieg, dem er ob seiner Unerfahrenheit gar nicht gewachsen gewesen war. Alle Besitztümer hatte er in unzähligen Schlachten dort verloren. Hochfahrend nannte man ihn, schlimmer noch als den Vater, aber auch liebenswürdig, kameradschaftlich, wenn ihm der Sinn danach stand … Immer größeres Unbehagen stieg ihr den Rücken hinauf, am liebsten hätte sie sich zurückgezogen, zu ihrem Pferd - aufsteigen, heimreiten - fort von diesem furchteinflößenden Menschen …
    Bohemund fuhr herum. »Tot, sagst du?« Sein junges Gesicht hatte den Ausdruck eines Kindes angenommen - eines verlassenen Kindes, ausgesetzt in der Fremde. Dieser Sohn hatte seinen Vater wohl so geliebt, wie man den Guiscard nur eben lieben konnte. Roger, der andere, liebte vor allem die Macht, das ging ihr jetzt auf.
    » Mon seignur , er starb mit Eurem Namen auf den Lippen.« Seine Augen weiteten sich, und er machte einen großen Schritt auf sie zu. »Das ist mein Ernst, mon seignur «, sagte sie schnell und drängte die Angst zurück. »Ich hörte ihn. Ich saß neben ihm. Seine Gedanken waren bei Euch, als er starb.«
    »Standest du in seinen Diensten? Oder in … ihren?« Er hatte sich vor ihr aufgebaut, abwartend. Sein Blick prüfte sie, wie man einen Mann auf Kampftauglichkeit prüft, und so hob sie mutig die Hand.
    »Ich stehe in niemandes Diensten. Wer Hilfe benötigt, bekommt sie in unserem Hause, ungeachtet seines Standes oder Beutelinhaltes. Die Herzogin bat mich lediglich, sie zu begleiten, und ich tat es ihr zuliebe.« Sie seufzte über dieser Halbwahrheit. »Trota von Salerno ist meine Lehrmeisterin und Mentorin.«
    Der Name der alten Ärztin war über Salernos Grenzen
hinaus bekannt - hier auf der kleinen Lichtung bewirkte er Wunder, denn Bohemund streckte die Hand aus und half Ima vom Boden auf. Er stellte sie auf die Füße und trat einen Schritt zurück.
    »Wer hat Euch hierher geschickt?«, fragte er, immer noch misstrauisch.
    Sie sah ihm fest ins Auge. »Niemand, mon seignur . Ich traf selbst die Entscheidung. Ich vermutete, Eurem Vater wäre daran gelegen, wenn Ihr noch ein wenig am Leben bliebet.«
    Ein winziges Lächeln erhellte sein finsteres Gesicht. Der Mond rückte es in ein noch besseres Licht. Ein wahrlich schöner Mann war Bohemund von Tarent. Mut und Klugheit wohnten in diesem Gesicht und schafften es meistens, den maßlosen Zorn zu bändigen, der so oft über ihn kam. Blondes Haar hing ihm in Locken bis auf die Schultern, das Kinn zierte ein kurz gehaltener Bart, wie ihn nur wenige Normannen trugen. Sein Mantel schien neu und war aus bestem Stoff gefertigt, die ledernen Beinlinge waren gebürstet und gepflegt, die Stiefel ohne Löcher. Er wusste sich zu kleiden, ohne wie ein Gimpel zu wirken. Man erzählte sich, dass die Damen der Gesellschaft ihn sehr liebten, er sich aber für keine entscheiden konnte und deshalb immer noch unbeweibt war. Ima wusste von zwei Bastarden, die er gezeugt hatte. Vermutlich hatte jedoch Robert nur noch nicht den richtigen Verbündeten mit heiratsfähiger Tochter gefunden. Keines seiner Kinder war ohne Machtpläne verheiratet worden. Einer seiner Töchter war dies zum Verhängnis geworden, sie lebte als Verstoßene am verfeindeten Hof von Konstantinopel.
    Ohne Robert jedoch gab es keine Heiratspolitik mehr. Nur noch Ratlosigkeit - und die Nacht. Furcht schlich in ihr Herz zurück. Während er umherwanderte und nach Fassung rang, sah sie sich um. Das Feuer tat ihr den Gefallen
und beleuchtete, wer bei ihnen lag. Das waren nicht nur apulisch gekleidete Männer …
    »Habt Ihr diese Schlacht als Einziger überlebt?«, wagte sie zu fragen. Langsam drehte er sich um. Und dann nickte er nachdenklich.
    »Wir reisten zu sechst. Ein Hinterhalt. Waräger, ich weiß nicht mehr, wie viele. Sie griffen von allen Seiten an, meine Männer hatten keine Chance.« Sein Mund zuckte - vielleicht machte es ihm etwas aus, dass er als Einziger überlebt hatte. »Sie kämpften wie Helden, doch diese Tiere aus dem Norden mähten sie einfach nieder. Ich lag unter einem von ihnen - diesem dort …« Er deutete auf einen riesigen Toten in Feuernähe. »Er starb auf mir von meinem Messer. Sie hielten mich wohl für tot.«
    »Glaubt Ihr nicht, dass sie

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