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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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spontanen Unternehmung wollte sie überwältigen, doch sie wehrte sich dagegen - nein, es war nicht verrückt, und irgendwie würde sie den Sohn des Herzogs schon finden und etwas unternehmen können, wenn sie sich nicht aufhalten ließ …
    Es raschelte.
    Ima fuhr herum.
    Im selben Moment packte sie jemand am Hals, riss sie auf den Rücken und schleifte sie an dem, was seine Pranke halten konnte - Kapuze mit Haaren -, auf die Lichtung. Dort warf er sie zu Boden, und als sie schrie, hielt das Schwert über ihr im letzten Moment inne, weil es der Frauenstimme gewahr wurde.
    »Weiber«, knurrte der Schwertträger. »Jetzt schicken sie schon Weiber.«
    Panisch keuchend versuchte sie, rückwärts von ihm wegzukriechen, blieb mit den Füßen in ihren Kleidern hängen, der Stoff riss entzwei. Er hielt das Schwert immer noch mit beiden Händen gepackt. Seine Ratlosigkeit verschaffte ihr Zeit. Dann war sie außer Reichweite der Waffe und kroch in die Hocke.
    »Bitte …«, flüsterte sie beschwichtigend.
    »Ich töte keine Weiber«, sagte er da mit böser Stimme. »Außer, sie haben selbst den Tod im Sinn. Hast du das?«
    »Nein.« Sie ging auf die Knie und richtete sich langsam auf, die Hände in Friedenshaltung erhoben, und der Mond stellte sie ihm vor - eine schöne Frau mit wehendem blondem Haar, ebenmäßigen Zügen und wohlgestalter Figur. Er stutzte, was ihm im Krieg den Kopf hätte kosten können. Weiber im Krieg waren immer Hexen, das wusste sie, sie waren vom Gegner geschickt, den Krieger zu verwirren - wieder hob er das Schwert.
    Der Mond lachte. Welch ein Spaß, Liebreiz gegen ein
Schwert! Dann warf er sein fahles Licht durch die sechs Finger ihrer rechten Hand …
    Der Krieger hielt die Luft an. Vornehm waren seine Züge, der Bart gestutzt, und trotz des Kampfes, welcher hinter ihm lag, sah er aus wie ein hochgeborener …
    »Seid Ihr … seid Ihr etwa Bohemund von Tarent?«, fragte sie fassungslos und streckte den Kopf vor, um ihn besser erkennen zu können. Törichte Idee, fast schämte sie sich, gefragt zu haben. Bohemund von Tarent säße wohl kaum auf einer Lichtung, inmitten von Toten …
    »Wer fragt?«, zischte er und nahm das Schwert herunter. Sie überlegte blitzschnell. Konnte das sein? Konnte das wirklich Bohemund sein? Sie war ihm ja niemals begegnet bisher …
    »Ihr seid in Gefahr«, sagte sie schnell; was hatte sie schon zu verlieren, außer sich endgültig lächerlich zu machen. »Bringt Euch in Sicherheit, Herr!«
    Vielleicht war es ihre Stimme - oder der sechste Finger, den der Mond gerade besonders zur Geltung brachte, oder die schwüle Nacht, die an den Nerven zerrte und Dinge vorgaukelte, die gar nicht da waren - jedenfalls schwang der Krieger die Waffe durch die Luft, brüllte: »Bleib mir vom Leib, Zauberweib!«, und stürzte wie von Sinnen auf sie zu. »Zauberweib, verfluchtes, fahre hin, woher du kamst!« Sie sah die Klinge auf sich zurasen, konnte sich gerade noch ducken und verlor, vielleicht durch Gottes Schutz, nur das Gleichgewicht. Aufschreiend fiel sie hintenüber, die Klinge hatte sie zwar verfehlt, doch der Fall war schmerzhaft. Heulend rollte sie sich auf den Bauch. Da machte er einen Ausfallschritt und trat sie mit solcher Wucht in die Seite, dass sie aufstöhnte wie ein Tier.
    »Mich verhext du nicht - ganz gleich, wie oft du mir erscheinst - geh zurück in dein Reich und stirb selbst! Stirb!« Der nächste Tritt traf ihren Rippenbogen, dann sauste die
Klinge durch die Luft. »Ich zeig dir den Weg!« Mit einem Schrei rollte Ima sich zusammen - ich sterbe!, schoss es ihr durch den Kopf -, als aus den düsteren Ginsterbüschen ein Mann hervorbrach und Bohemund stumm von hinten ansprang.
    Der musste den Luftzug gespürt haben, denn er fuhr herum, duckte sich und konnte der blitzenden Waffe gerade eben noch entkommen. Ima schützte schluchzend den Kopf mit den Armen und rollte sich noch enger zusammen. Trotzdem blieb der Angreifer mit dem Fuß in ihrem Kleid hängen und stürzte über sie. Wieder traf sie ein harter Schlag, diesmal mit dem Schwertknauf an der Schulter, ein ohrenbetäubender Schrei, dann war er fort, denn Roberts Sohn hatte die kurze Unterbrechung genutzt und seine Waffe aufgehoben. Die Zeit reichte, um mit den Fingern den richtigen Platz am Knauf zu finden. Er hob die Waffe und hieb mit kurzen, gezielten Schlägen auf den Angreifer ein. Mit gegrätschten Beinen standen sie voreinander und verteilten alles, was die Kraft ihrer Arme zu geben hatte - und jeder

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