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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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ihnen nur, weil der Graue sie von den Bohlen herunterriss und gegen eine Hauswand drängte, während die Männer weiterkämpften. Niemand trennte sie oder mischte sich ein; gleichmütig schaute man ihnen zu, als wüsste man, dass sie von selbst ein Ende finden würden. Trotzdem presste der Mann sie gegen die Wand, als gälte es, ihr Leben vor den apokalyptischen Reitern zu beschützen. Die Umschlingung des Grauen war Ima unangenehm - weil er deutlich wusste, was er wollte. Er wollte sie. Ihr war übel geworden. Vor ihr krachten Knochen.
    »Das ist der Grund, warum Herren wie Robert Guiscard den Basileus fürchten«, grinste er und zog sie zurück auf die Bohlen, ohne sich darum zu kümmern, dass einer von den beiden zu Boden gesunken war, während der andere zu seinem Bier zurückkehrte. »Der Herr Robert weiß zwar auch, wie man zuschlägt, aber sein Gott verbietet ihm zu viel. Versteht Ihr?« Damit stieß er sie vorwärts. Ima bemühte sich, auf den unebenen Bohlen nicht zu fallen. Je mehr Häuser sie hinter sich ließen, desto mehr lag ein Geruch in der Luft … sie war sich nicht sicher. Vielleicht narrte die Erinnerung an den Herzog ihre Sinne, vielleicht … Nein. Es roch nach Tod. Das Lager beherbergte Krankheit, darauf hätte sie wetten mögen. Entdecken konnte sie nichts - offenbar wurden Kranke hier gut versteckt. Vielleicht lebten sie auch nur kurz.
    Vor einem Haus, wo früher wohl einmal ein hoher Herr
oder Ortsvorsteher gelebt haben mochte, machten sie Halt. Zwei Wächter standen vor der Tür, der eine polierte liebevoll sein Schwert, der andere hockte halb auf einem Fass und bohrte in der Nase. Er nahm den Finger auch nicht aus der Nase, als sie vor ihm stehen blieben.
    »Örn ist beschäftigt«, kam es undeutlich hinter den Fingern hervor. Dann nahm er doch den Finger aus dem Nasenloch und spuckte vor ihnen auf den Boden. Weil der Graue stehen blieb, wiederholte er: »Örn ist beschäftigt«, und lutschte seinen verschmierten Finger ab, um gleich darauf nach einem Krug zu greifen. »Durst?« Der Krug machte einen Umweg zu ihr, sowie er vor ihr verharrte, hätte sie danach greifen können. Eine Biene summte um ihn herum. Die Hitze flirrte, und schaler Biergeruch stieg ihr in die Nase. Heftig schüttelte sie den Kopf.
    »Sicher nicht zu beschäftigt für Damenbesuch.« Der Graue packte Ima am Arm und zog sie an den Wächtern vorbei. Der mit dem Krug kicherte »Wirst schon sehen, ob deine Idee gut war, wirst schon sehen …«
    Das alberne Kichern begleitete sie ins Innere des düsteren Hauses.
     
    Ein Krieger hing im Lehnstuhl und sog begierig den Rauch ein, der von einer Kohleschale aufstieg. Pfeffer, Ima erkannte es sofort. Pfeffer regte die Sinne des Mannes an. Darüber lag ein Hauch Weihrauch, Jasmin schenkte Entspannung. Die perfekte Räucherung für ein Liebesnest. Hier verstand jemand sein Handwerk. Der Duft breitete sich wie ein weiches Kissen aus und streichelte ihre Wange. Er brachte Erinnerungen an daheim, wo die Mutter sich mit Jasmin und Weihrauch betäubt hatte, um am Schmerz nicht zugrunde zu gehen …
    Vorsichtig sah sie sich um, doch es war zu dunkel, um wirklich etwas erkennen zu können. Truhen standen an der
Wand, schemenhaft erkannte sie auch Lager voller Pelze und gewebter Decken, in der Ecke stand ein hoher Webrahmen, der durch die Ritzen in der Holzwand geheimnisvoll von Lichtstrahlen umfingert wurde. Es gab Weiber hier.
    »Ah, Hákon, dich hatte ich schon vermisst und gedacht, der wilde Bär hätte dich geholt«, dröhnte es aus dem Lehnstuhl. »Ketil hast du wohl nicht gefunden? Ihr werdet morgen noch mal losziehen - der kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.« Ein tiefer Rülpser löste sich.
    Dann sah sie einen nackten Arm, der sich genüsslich in die Höhe räkelte. »Aber du bringst mir was. Ich langweile mich furchtbar - hoffentlich bringst du etwas Aufregendes.« Der Mann lachte. Als sie näher traten, nahm er das Bein von der Lehne und setzte sich gerade hin. Die Frau, die auf seinem Schoß gesessen und ihn seufzend erfreut hatte, rutschte von ihm herunter und verschwand neben dem Lehnstuhl - flüchtig schimmerte nackte Haut, dann hörte man Kleiderrascheln. Durch den Luftzug wehte sinnlich der Jasmin. Er umschmeichelte Ima sanft, und sie musste sich zusammenreißen, um konzentriert zu bleiben, denn der im Lehnstuhl entschied über ihr Schicksal, und das machte ihr Angst.
    Er hielt sich nicht lange auf mit Höflichkeiten. Umständlich knotete er seine Bruch zu,

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