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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Mundgeruch. »Ketil und seine Männer finden wir bei dem Rauch sowieso nicht - sicher sitzen sie irgendwo und warten, bis sie sicher nach Hause können. Kümmern wir uns lieber um diese túnriða …« Er grinste breit.
    » Túnriða oder nicht, wir werden es herausfinden«, sagte der Anführer. »Sicher hast du zumindest eine gute Geschichte für uns. Eine Geschichte, wo das Feuer herkommt. Und warum du hier allein im Wald sitzt und diesem Feuer entkommen konntest. Mein Herr liebt Geschichten.« Er grinste, seine buschige, eisgraue Braue zuckte zwei, drei Mal, dann hob er Bohemunds Mantel hoch, betrachtete ihn kurz und legte ihn über ihr zerfetztes Kleid. »Wir wissen, wie man Damen behandelt. Wenn Ihr mir folgen wollt?« Er lud sie ein vorauszugehen, an einer langen Reihe übel riechender, lüsterner Kerle vorbei, die ihre Finger nach ihr ausstreckten und grölend lachten.
    Der Graue wusste zwar angeblich, wie man Damen behandelte, dennoch musste Ima den ganzen Weg zu Fuß gehen, weil er ihr Pferd bestieg und neben ihr herritt. Unterwegs erzählte er ihr, dass er in Rom gewesen war und dort auch Latein gelernt hatte, welches ihn in die Lage versetzt hatte, als Übersetzer dienen zu können. Wem er diente, das verriet er nicht. Ima schwieg. Ihre Gedanken drehten sich fieberhaft im Kreis. Sie versuchte zu verstehen, was hinter ihr und vor ihr gesprochen wurde und warum Männer aus dem Land ihrer Kindheit in einem makedonischen Wald herumliefen und so taten, als gehörte der Wald ihnen. Gleichzeitig musste sie auf den Boden achten, um nicht über Wurzeln zu stolpern oder im Gestrüpp hängen zu bleiben. Sobald sie zögerte, bohrte sich von hinten ein Knüppel in ihren Rücken. Eine Fessel hatte man ihr erspart - doch das war auch nicht nötig, die Gruppe blieb dicht genug zusammen, um die Fessel zu ersetzen. Das Marschtempo war zügig.
Die Männer waren es offenbar gewohnt, weite Wege zu Fuß zurückzulegen, und wirkten, anders als die Krieger in Bundicia, wohlgenährt und kräftig. Sie schienen zu allem entschlossen.
    »Hast du Krieger getroffen?«, fragte der Graue unvermittelt. »Krieger, die so aussahen wie wir? Eine ganze Handvoll?« Mit zusammengekniffenen Augen fixierte er sie. Ihre Augen weiteten sich. Plötzlich verstand sie, dass sie die Nacht zwischen ebendiesen Gesuchten verbracht hatte. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Dumme Frage, Hákon«, lachte der Mann hinter ihr. »Hätte sie sie getroffen, würde sie nicht so aussehen. Ketil weiß mit Weibern zu spielen, hast du das vergessen?« Ein scharfer Blick des Anführers ließ ihn verstummen. Ima schüttelte nur hastig den Kopf. Ob Bohemund in Sicherheit war?
    Man stieß sie weiter. Das Interesse an ihr war ungebrochen, immer wieder marschierte einer der Kerle glotzend neben ihr, jedoch ohne die Hände nach ihr auszustrecken. Aber sie war sich sicher: Bräche sie zusammen, würde einer dieser Kerle sie auffangen - und was daraus werden könnte, das mochte sie sich lieber gar nicht erst vorstellen. Und so amüsierte der Lateiner sich weiter über ihr Schweigen und verkündete, dass ihm plappernde Weiber doch lieber seien, weil sie einem zumindest Ablenkung für das Ohr schenkten, wenn es schon nichts zu essen gab. Und das Plappern höre ja zumeist auf, wenn man ihnen ordentlich das Maul gestopft hätte. Über den schmutzigen Scherz lachten sich die Kerle hinter ihr halb tot. Es war schlimm genug, dass ihre Augen sie von allen Seiten befingerten und ihr die Kleider vom Leib fantasierten.
     
    Als sie dann doch vor Schwäche in die Knie ging, kam der Zug ins Halten. Nur die Autorität des grauen Mannes hielt diese Bestien davon ab, über sie herzufallen. Mit letzter
Kraft erinnerte sie sich daran, den Mund zu halten, und so wimmerte sie nur vor sich hin, als einer der Männer sie von hinten umfasste. Ganz kurz spürte sie seinen aufdringlichen, sehnigen Körper, nahm den Gestank von ungewaschener Haut und ranziger Wolle wahr, der von ihm ausging, ehe er sie aufs Pferd warf. Lederbänder schlangen sich um ihre Fußgelenke - unnötig. Er lachte leise. Vielleicht nur eine Geste - du entfliehst uns nicht. Ima wäre nicht einmal im Galopp entkommen. Sie dankte Gott, dass Er das Pferd mit einer langen Mähne gesegnet hatte, an der sie sich festhalten konnte.
    Den Feuergeruch hatten sie schon lange hinter sich gelassen, doch in welche Richtung der Trupp mit ihr gegangen war, das hatte Ima nicht mitbekommen. Sie gestattete sich keine Furcht, sie verschloss sich dem

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