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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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eine Frage«, wandte sie sich währenddessen an den Angestellten, »hat in der letzten Woche
hier bei Ihnen ein Herr Tillmann eingecheckt? Er ist ein guter Freund von mir und hält sich im Moment in Rom auf, ich weiß nur nicht, wo. Könnten Sie mal nachsehen?«
    Der Mann hinterm Tresen nahm erneut die Computermaus in die Hand. »Wann sagten Sie?«
    »Zwischen dem Vierzehnten und heute.«
    Der Mann ließ die Gästeliste auf dem Bildschirm durchlaufen, was Magda von ihrem Platz am Tresen beobachten konnte.
    »Nein. Da ist nichts. Kein Gast mit dem Namen Tillmann.«
    »Oder erinnern Sie sich vielleicht an dieses Gesicht? Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?«
    Magda hatte ein Foto aus der Tasche gezogen und hielt es ihm vor die Nase.
    Aber der Mann schüttelte nur den Kopf. »Nein. Kenn ich nicht. Aber ich sitze ja auch nicht vierundzwanzig Stunden hier. Da müssten Sie auch noch die Kollegen fragen.«
    »Ja, das werde ich tun. Danke.« Sie steckte das Foto wieder ein.
    Magda und Lukas bezahlten auf Verlangen des Portiers für eine Nacht im Voraus, nahmen die Zimmerschlüssel, zwei schwere Hotelknochen wie zu Großmutters Zeiten, und gingen zum Fahrstuhl. Dritter Stock.
    Magdas Zimmer war klein, aber funktionell eingerichtet. Bett, zwei Nachttische, Schrank, Kommode, Fernseher und ein enges Bad. Sie öffnete das Fenster. Straßenlärm drang bis in den dritten Stock.
    »Siehst du die Kuppel des Petersdoms?«, fragte Magda. »Ich nicht. Im Internet stand: ›Mit Blick auf den Petersdom. ‹ Die lügen doch wie gedruckt.«
    Lukas betätigte kontrollmäßig die Toilettenspülung und
öffnete kurz die Wasserhähne. »Aber ansonsten ist alles in Ordnung«, resümierte er. »Ich möchte hier keinen Urlaub machen, aber für ein paar Tage ist es okay.«
    »Gut.« Magda sah auf die Uhr. »Es ist jetzt Viertel nach zwölf. Ich will mich noch ein bisschen frisch machen. Treffen wir uns um eins und gehen eine Kleinigkeit essen?«
    »Ja, prima«, meinte Lukas. »Das ist eine gute Idee.«
     
    Lukas’ Zimmer lag Magdas genau gegenüber und war eine Katastrophe. Er erschrak regelrecht, als er dieses finstere Loch sah. Oh, mein Gott, dachte er, das ist die Hölle. Hier mache ich in der Nacht kein Auge zu.
    Das einzige Fenster führte zu einem dunklen Lichtschacht, der kein Tageslicht ins Zimmer ließ. Nur abgestandene, mit Essensgerüchen angereicherte Luft konnte ins Innere des Zimmers dringen. In der Tiefe des Schachtes lagen alte Bretter auf der Erde, undefinierbare Gitterroste und mehrere Tüten Müll. Nach oben war der Schacht durch ein Glasdach verschlossen. Eine dicke Schicht Taubendreck, die wahrscheinlich noch niemals entfernt worden war, lag darauf und ließ kaum Helligkeit hindurch. Ein kleiner Austritt verband alle Zimmer miteinander, deren Fenster zum Lichtschacht führten.
    Hier kriege ich Zustände, dachte Lukas, Luftnot, Sauerstoffmangel, Depressionen und ständige Angst, dass jemand ins Zimmer kommen könnte. Er war es nicht gewohnt, bei geschlossenem Fenster zu schlafen, und wusste nicht, wie er es in dieser stickigen Büchse aushalten sollte. Draußen waren dreißig Grad, und er fühlte sich wie lebendig begraben in einem stinkenden Erdloch.
    Das Zimmer war wesentlich kleiner als das von Magda. Zum Fenster kam man nur, wenn man sich gegen die Wand
drückte und seitwärts am Bett vorbeischob. Direkt neben dem Bett stand der Fernseher, die Tür des Kleiderschrankes ließ sich wegen der Enge nur halb öffnen. Und auch das Bad war bedrückend. Kein Fenster, kein Licht, keine frische Luft. Die Feuchtigkeit, die nie entweichen konnte, ließ den Schimmel blühen, und wer mehr als siebzig Kilo auf die Waage brachte, konnte die Dusche in der winzigen Kabine nicht benutzen.
    Rom, dachte er. Ich bin in der Ewigen Stadt und wohne in einem Loch. Da ist jedes verrottete U-Boot luxuriöser.
    Aus seinem Wörterbuch suchte er sich die notwendigen Vokabeln heraus, sammelte all seinen Mut, griff zum Telefon und wählte die Nummer der Rezeption.
    »Pronto«, meldete sich die unendlich gelangweilte Stimme des Glatzköpfigen.
    »Ich möchte ein anderes Zimmer«, sagte er auf Englisch. »Dieses ist eine Zumutung. Kein Hund will so schlafen.«
    »Das Zimmer ist in Ordnung, Signore. Wie alle anderen auch«, antwortete der Hotelangestellte ebenfalls auf Englisch.
    »Ich brauche Luft!«, schrie Lukas. »Licht! Ich ersticke! Hier ist nur Gestank, Feuchtigkeit, Hitze und Verwesung.«
    »Wir haben kein anderes Zimmer, Signore. Wir sind

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