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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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dem Tisch getanzt haben, damit sich sein Gesicht einem Kellner oder einem Menschen an einer Rezeption eingeprägt hat. Und das ist nicht seine Art. Er beschwert sich ja noch nicht mal, wenn die Suppe kalt oder die Soße versalzen ist. Genauso gut könnten wir jeden Passanten anhalten und fragen.«
    Magda erwiderte nichts darauf. Als hätte sie nicht gehört, was Lukas gesagt hatte, oder hätte es nicht hören wollen.
    »Und die römischen Sehenswürdigkeiten dürfen wir nicht vergessen. Er würde sich nie in Rom aufhalten, ohne in den Petersdom, zum Trevi-Brunnen, zum Colosseum, zur Spanischen Treppe oder zur Piazza Navona zu gehen.
Ich will einfach nicht untätig auf La Roccia herumsitzen und mir später Vorwürfe machen, diese geringe Chance nicht genutzt zu haben. Verstehst du das?«
    »Ja, ich verstehe das.«
    »Aber ich kann auch allein gehen. Wirklich.«
    »Nein. Ich helfe dir. Is’ doch klar.«
    Magda nickte und zog ihr Handy aus ihrer Handtasche. Die Nummer von Neri hatte sie eingespeichert.
    »Ich bin in Rom«, sagte sie zu Neri, der sofort am Telefon war und einen ungewöhnlich wachen Eindruck machte. »Ich hab es auf La Roccia nicht mehr ausgehalten. Ich will wissen, wo er ist. Aber ich weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll zu suchen. Haben Sie schon irgendetwas in Erfahrung gebracht?«
    Neri zog sich das Herz zusammen. Sie war also in Rom. Er hatte vor zwei Tagen einen Anruf von seinem Vorgesetzten in Montevarchi bekommen. »Was ist denn das für ein hirnrissiger Antrag, der mir hier auf den Schreibtisch geflattert ist«, fiel er gleich mit der Tür ins Haus, ohne sich mit langen Begrüßungen, Höflichkeitsfloskeln oder Vorreden aufzuhalten. »Du beantragst eine Dienstreise nach Rom? Hast du sie nicht alle? Nur weil ein Herr XY, ein Tourist, seiner Frau gegenüber behauptet hat, nach Rom gefahren zu sein, und einfach noch nicht daran denkt, zu Mami zurückzukehren? Weil er diese Stadt schlicht wundervoll findet und viel lieber auf der Piazza Navona sitzt, Prosecco trinkt und wüst in der Gegend herumflirtet? Wegen dieses schwerwiegenden Vergehens willst du dir da’nen lustigen Lenz machen, Neri? Hältst du mich für so bescheuert, dass ich das nicht durchschaue und diesen Wisch unterschreibe?«
    Neri war am Telefon einfach verstummt. Gabriella hätte
seinem Vorgesetzten vielleicht klarmachen können, dass hier ein Kapitalverbrechen vorlag - er konnte es nicht. Ihm fiel in diesem Moment nicht ein einziges Argument ein, warum er doch nach Rom musste. Er kam sich einfach nur blöd vor und verfluchte sich, den Antrag überhaupt abgeschickt zu haben.
    Ich werde Urlaub nehmen, dachte er, und werde auf eigene Faust in Rom ermitteln. Mit Gabriella natürlich. Und wenn es ihm gelang, den Fall zu lösen und den Signore Tillmann wiederzufinden, tot oder lebendig, dann war es Fabio Milani aus Montevarchi auf seinem hohen Ross, der plötzlich ganz dumm dastehen würde.
    Aber nach diesem unerquicklichen Telefonat hatte sich Neri zumindest mit den römischen Krankenhäusern in Verbindung gesetzt und erfahren, dass kein Patient mit dem Namen Johannes Tillmann eingeliefert oder behandelt worden und auch nicht gestorben war.
    Zumindest dies konnte er der Signora jetzt am Telefon mitteilen.
    Sie bedankte sich überschwänglich für diese Information, und das machte Neri stolz. Zumindest für wenige Sekunden. Nicht alle Menschen waren so überheblich und arrogant wie Fabio Milani.
    »Gut«, meinte Magda. »Zumindest wissen wir jetzt, dass er keinen Unfall und auch keine plötzlich auftretende schwere Krankheit hatte. Könnten Sie bitte auch noch bei den Flughäfen nachfragen? Ich rufe Sie dann morgen wieder an.«
    »Ja, das kann ich machen. Viel Glück, Signora. Und bitte sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendetwas in Erfahrung bringen. Buongiorno.«
    Magda und Lukas verließen die Trattoria und kauften
sich in der Via della Conciliazione ein Dauerticket für einen Bus, der kreuz und quer durch Rom von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten fuhr und in den man jederzeit ein- und wieder aussteigen konnte.

36
    Topo konnte sich nicht erinnern, schon jemals so schlecht gelaunt gewesen zu sein. Er lag im Haus seiner Mutter in seinem ehemaligen Kinderzimmer und war noch im Tiefschlaf, als der Anruf um Viertel nach sieben kam. Um diese Zeit hatte das Klingeln des Telefons nie etwas Gutes zu bedeuten. Ronaldo Perrini, der Chefredakteur des Blattes, für das Topo seine Rezensionen schrieb, war höchstpersönlich am

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