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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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jugendfreie Liebesbekundungen an den verwitterten Bretterwänden zeugten jedoch davon, dass die Hütte nicht nur als Regenschutz diente. Nachdem Zoe die Verschlagtür an einem Halteseil zugezogen hatte, ließ sie ihren Rucksack auf die Bank gleiten und kramte ein Handtuch hervor. Sie rieb sich über die Haare und trocknete ihr Gesicht damit ab, bevor sie es dem Kommissar reichte. Er nahm das Handtuch dankbar entgegen und wischte sich damit über die Stirn. Dabei schüttelte er immer wieder perplex den Kopf, weil er anscheinend nicht mit einem Wolkenbruch gerechnet hatte.

    Zoe hatte fast vergessen, wie wundervoll es war, durch den Wald zu streifen. Früher hatte sie oft Wanderungen unternommen. Manchmal mit Josh, häufig allein. Bei Wind und Wetter, zu jeder Jahreszeit. Wie sehr sie das vermisste, war ihr erst heute klargeworden. Während ihres Fußmarsches war ihr immer wieder aufgefallen, dass Kommissar Strater sie beobachtete, was sie zunehmend verunsicherte. Dazu kamen seine Fragen, deren Hintergrund oder Sinn ihr zum Teil schleierhaft war. Natürlich gehörte das zu seiner Ermittlungsarbeit, doch insgeheim wünschte Zoe sich ein bisschen, ihn unter anderen Umständen kennengelernt zu haben. Dass er zusätzlich ihre Mutter in Höchstform erlebt hatte, machte die Sache nicht angenehmer. Eigentlich hatte sie damit aufgehört, sich für ihre Mutter zu schämen. Doch vor ihm war ihr das erzkonservative Auftreten von Isobel ebenso peinlich wie für andere Mädchen die Tatsache, dass ihre Mütter die gleichen Jeans trugen. Außerdem glaubte sie, in seinem forschenden Gesichtsausdruck eine Spur Misstrauen erkannt zu haben, als sie die Kapelle verließen.
    Durch die Ritzen des Verschlags drang kaum Licht ins Innere. Der Regen würde noch eine Weile andauern, was ihren Aufbruch hinausschob. Dagegen konnte sie nichts machen, egal, wie ungeduldig sie wurde. Sie konnte es kaum erwarten, endlich mit Josh zu sprechen. Warum war er bloß vor der Polizei abgehauen? Er hatte doch nichts zu verbergen. Was immer in seinem Kopf vorging, mit der Fluchtaktion hatte er ihnen allen Schwierigkeiten bereitet. Sein Vater würde sicher nicht begeistert sein, wenn Zoe mit der Polizei auftauchte. Es war ihr unangenehm, doch ging es nicht nur um Josh, sondern auch um ihre eigene Zukunft. Solange sich der Verdacht der Polizei auf Josh oder sie fokussierte, würde die Suche nach dem wahren Mörder brachliegen.
    Strater zog seine Jacke aus und breitete sie zum Trocknen auf der Bank aus. Gänsehaut überzog seine Arme. Das T-Shirt klebte feucht an seinen Schultern. Kein besonders wetterfestes Material. Zoe war davon ausgegangen, dass er besser vorbereitet sein würde. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ein Schmunzeln zu unterdrücken.
    »Hey, ich kann sehen, dass Sie sich über mich lustig machen!« Anscheinend war ihm ihr Anflug von Schadenfreude nicht entgangen.
    Zoe schüttelte schweigend den Kopf. Plötzlich wurde ihr seine Nähe bewusst. Sie räusperte sich nervös und kramte eine Flasche Wasser aus ihrem Rucksack.
    »Dann hoffen wir mal, dass wir unseren Flüchtling fangen. Sind Sie sicher, dass wir ihn in der Jagdhütte finden?«, fragte er.
    »Nein, sicher kann ich nicht sein. Ich gehe aber davon aus. Werden Sie ihn verhaften?«
    »Ich muss ihn in Gewahrsam nehmen, sonst wird eine Fahndung ausgeschrieben. Früher oder später wird man ihn stellen«, erwiderte er ernst.
    »Das klingt, als wäre klar, dass er schuldig ist.« Zoes Magen zog sich zusammen.
    »Erst wenn er seine Aussage gemacht hat und ich sie überprüft habe, sehen wir weiter. Leider deutet bislang vieles auf ein handfestes Motiv hin.«
    »Handfest?« Zoe blickte ihn an.
    Einen Moment schien der Kommissar nach den richtigen Worten zu suchen. »Nun, tatsächlich scheinen die Opfer nicht nur Freunde gehabt zu haben. Menschen wurden schon aus geringeren Gründen umgebracht. Dazu kommt eine Dunkelziffer gewaltsamer Todesfälle, die wir nur erahnen können. Und bei den Sachen, die man über die drei hört, scheint es hier nicht um ein paar gestohlene Gartenzwerge zu gehen.« Er hielt inne, steckte seine Hände in die Hosentaschen und zog die Schultern zusammen. Die silberne Kette um seinen Hals bewegte sich dabei. Unter dem Kragen seines T-Shirts verschwand der Anhänger zwischen seinen Brustmuskeln.
    Zoe fragte sich, ob Polizisten auch eine Erkennungsmarke wie Soldaten trugen. Sein Anblick irritierte Zoe. Sie wandte sich um und tat so, als würde sie nachsehen, ob es noch

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