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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Herz. Langsam tastete seine Hand unter ihrer Bluse und ruhte an ihrer Taille. Seine Daumenspitze berührte den unteren Rand ihres BHs, während sein Kuss fordernd wurde.
    In Zoes Kopf schrillten die Alarmglocken. Bis hierher und nicht weiter! Allerdings fühlte sich seine Hand auf ihrer nackten Haut verdammt gut an. Trotzdem! Mit leichtem Bedauern löste sie sich von ihm und machte Anstalten, seitlich auszuweichen. Sofort trat er einen Schritt zurück.
    »Es tut mir leid, Zoe! Das hätte nicht passieren dürfen.« Leon wirkte bestürzt. Mit einer Hand rieb er sich über den Nacken.
    »Ist schon gut«, lenkte sie ein. »Es ist nur so … ich bin …« Weil ihr die Worte fehlten, atmete sie laut aus.
    »Ich habe dich falsch eingeschätzt. Du wirkst reifer und abgeklärter als die meisten Frauen in deinem Alter. Besonders neulich im Pydna … das warst du doch, oder?«
    Zoe stockte der Atem, so überrumpelten seine Frage und die nun persönliche Anredeform sie. Es handelte sich um eine rhetorische Frage, erkennbar an seinem unverbindlichen Tonfall. Er kannte die Antwort. Die Hütte war durchaus klein, doch plötzlich schienen sich die Wände bedrohlich auf Zoe zuzuschieben.
    »Aber wie …?« Ihre Kehle schnürte sich zu. Noch nie hatte jemand sie erkannt! Die Maskerade um Loretta war undurchdringlich. Perfekt. Okay, sie hatte Josh nicht umsonst davon abgehalten, ins Pydna zu gehen. Er war ihr zu vertraut, so dass sie befürchtete, er würde sie erkennen. Aber Leon hatte sie erst vor kurzem getroffen. Wie war es möglich, dass er sie enttarnte?
    »Wie ich dich erkannt habe?« Leon trat wieder zu ihr.
    Zoe versuchte, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
    »Es hat eine Weile gedauert«, gab er zu. »Genau genommen habe ich es erst heute bemerkt. Deine Bewegungen, als du vor mir hergelaufen bist, erinnerten an deinen Tanz. Dein Mund …« Er fuhr mit dem Daumen über ihre Unterlippe. »… ist sogar unter Tonnen von Schminke wiederzuerkennen. Ausschlaggebend war jedoch dein wütender Blick. So wie dieser jetzt.« Er hob eine Augenbraue.
    Es machte keinen Sinn, es abzustreiten. Im Grunde empfand Zoe sogar eine gewisse Erleichterung, auch wenn Leon es gerade fertiggebracht hatte, ihr Innerstes nach außen zu kehren. Seine Worte berührten sie, doch gleichzeitig war sie etwas enttäuscht, weil Lorettas Aufzug Eindruck auf ihn gemacht hatte. Eine widersprüchliche Eifersucht überkam sie. Sie wollte, dass er sie so mochte, wie sie wirklich war.
    Kampflustig fuhr sie ihn an: »Aha. Und du glaubst, wenn eine Frau in Hotpants mit dem Hintern wackelt, ist sie leicht zu haben!«
    Sie griff nach ihrem Rucksack und ließ ihn mit verdatterter Miene stehen. »Wir können aufbrechen, es hat aufgehört zu regnen.«
    »Warte! So habe ich es nicht gemeint. Ich kann mir selbst nicht erklären, wie ich mich so gehenlassen konnte. Ich bin im Dienst.«
    An der Tür fuhr Zoe herum. »Keine Sorge, ich werde dich schon nicht bei deinem Chef verpetzen!«
    Sie marschierte voran, damit er ihre Unsicherheit nicht bemerkte. Doch die Realität holte sie rasch wieder ein. Er war Polizist und sie Zivilistin. Er lebte in der Großstadt, sie in einem kleinen Kaff. Es trennten sie Welten. Sie hatten etwas zu erledigen, sollten sich nicht ablenken lassen. Sicher fühlte er sich auch nicht besser. Es war ein Ausrutscher gewesen, zu dem sie beide ihren Teil beigetragen hatten. Zoe verzog leicht die Mundwinkel. Es war nicht einfach, doch nach einer Weile gelang es ihr, die Fassung wiederzugewinnen.
    Der Wald wurde immer undurchdringlicher. Der verwunschene Pfad schlängelte sich unter schweren Efeuranken dahin wie ein Sandwurm in der Wüste. Der Wind flüsterte in den Blättern.
    »Es ist nicht mehr weit. Dort hinter dem Hügel befindet sich die Jagdhütte.«
    Leon nickte und warf ihr einen Seitenblick zu. Ein verirrter Sonnenstrahl ließ seine grüne Iris aufblitzen. Sie konnte förmlich spüren, wie es in seinem Kopf arbeitete. Eigentlich war es sogar ein bisschen amüsant, mitanzusehen, wie der sonst gelassene Beamte versuchte, seine zerknirschte Miene vor ihr zu verbergen.
    »Übrigens«, unterbrach Leon sein Schweigen. »Mir gefällt Loretta, aber …« Er zog das letzte Wort theatralisch in die Länge.
    Überrascht über seine verspätete Reaktion, blieb Zoe stehen. »Was, aber?«
    »Aber Zoe schlägt sie um Längen.« Er grinste sie an. »Und irgendwann erzählst du mir, was es mit den beiden Ladys auf

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