Die Totensammler
nicht einfach zu einem Wagen, in dem ein Mann sitzt, öffnet die Tür und versucht, ihn auszurauben, vor allem nicht direkt hinter dem Café, wo man sie erkennen könnte.«
»Es gibt einen Grund«, sagt Schroder. »Nach einer Stunde verlangte Sweetman seinen Anwalt, also verließen die Detectives das Zimmer. Als sie kurz darauf mit dem Anwalt ins Verhörzimmer zurückkehrten, war Sweetman eingeschlafen, allerdings wirkte er, als wäre er tot. Der Anwalt legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn vorsichtig zu wecken. Darauf fing Sweetman an, ihn anzuschreien, und behauptete, er würde ihn belästigen. Das Ganze dauerte nur fünf Sekunden, aber möglicherweise ist das auch an jenem Abend passiert. Der Café-Besitzer kann sich erinnern, dass Sweetman dort war, und dass er mindestens eine Stunde vor Emma aufgebrochen ist. Wahrscheinlich ist er gegangen, hat sich in seinen Wagen gehockt und ist eingeschlafen, und dann ist Emma vorbeigekommen und hat sich Sorgen gemacht. Daraufhin hat sie die Tür geöffnet, und er hat genau wie bei seinem Anwalt reagiert.«
»Und dann ist Sweetman davongebraust«, sage ich und brin ge die Geschichte zu Ende. »Emma wurde von Cooper Riley also entweder auf dem Parkplatz entführt oder auf dem Nachhauseweg.«
»So sieht’s aus. Dummerweise bringt uns das bei der Suche nach ihrem Aufenthaltsort auch nicht weiter«, sagt er und legt auf.
Ich habe dreißig Seiten von Coopers Manuskript gelesen, als ein Streifenwagen und ein Kombi draußen vorfahren. Ich lege die Pistole zurück in das Versteck unter der Matratze. Drei Männer kommen zur Tür, Schroder ist nicht dabei. Zwei von ihnen sind Polizeibeamte und der dritte ein Kriminaltechni ker. Ich führe sie durchs Haus zu Daxter. Der eine Beamte wen det sich ab, und der andere stöhnt auf. Der Forensiker starrt auf meinen Kater, als wäre er ein Puzzle. Der Draht hängt immer noch um seinen Hals. Es handelt sich um einen aufgebogenen Metallkleiderbügel. Das eine Ende ist um Daxters Hals geschlungen, das andere in die Dachrinne gehakt. Ich zeige ihnen das Grab.
»Gott, ist das krank«, meint einer der Beamten.
Er hat recht. Die beiden Beamten inspizieren routinemäßig den Garten. Ich erzähle ihnen von dem Einbruch. Sie werfen sich immer wieder Blicke zu, als würden sie einander eine Vermutung bestätigen, die sie über mich hatten. Aber vielleicht fühlen sie sich auch nur zueinander hingezogen. Einer von ihnen geht raus auf die Straße, während der andere ein paar Minuten das Haus durchkämmt, bevor er mit ihm zusammen die Nachbarn befragt und mich mit dem Forensiker allein lässt. Er heißt Brody. Ich habe schon mal mit ihm gearbeitet, doch er scheint jede Erinnerung daran von seiner Festplatte gelöscht zu haben. Er hat einen Sonnenbrand auf den Unterarmen, die Haut auf seiner Nase schält sich bereits, und auf seinem Kopf hat er eine handtellergroße kahle Stelle, die knallrot glänzt. Er schnieft die ganze Zeit, vielleicht hat er eine Katzenhaarallergie. Er ignoriert mich einfach und verschwindet im Haus, kurz darauf kommt er wieder nach draußen, macht Gipsabgüsse von den Fußspuren und bestäubt die Schaufel mit Fingerabdruckpulver.
»Hier sind verschiedene Abdrücke«, sagt er. »Wir müssen sie mit Ihren abgleichen.«
»Und mit denen meiner Eltern wohl auch«, sage ich. »Sie haben sich um den Garten gekümmert.«
»Vielleicht haben wir ja eine Übereinstimmung. Sehen Sie das da?«, fragt er und deutet auf den unteren Teil des Zauns. »Das sind Erdpartikel. Ihr Katzenmörder ist da lang verschwunden und wahrscheinlich auch von dort gekommen. Ich schätze, er hat Sie dabei beobachtet, wie Sie die Katze beerdigt haben, und ist dann um den Block herum zu Ihrer Haustür gefahren. Außerdem gibt es hier jede Menge Fußabdrücke, die wir ebenfalls überprüfen werden, auch wenn Tausende von Leuten mit diesen Schuhen herumlaufen. Denn sie weisen einige charakteristische Abnutzungsspuren auf. Wenn Sie also welche finden, kann ich sie mit den Spuren hier abgleichen .«
»Was noch?«
»Im Haus gibt es Fingerabdrücke. Auf dem Computerschreibtisch. Vielleicht stammen sie alle von Ihnen, wir werden sie überprüfen. Vielleicht haben wir aber auch Glück. Womöglich landen wir bei einem aus dem Arbeitszimmer oder von der Schaufel einen Treffer. Falls der Typ vorbestraft ist.«
»Nichts«, sagt einer der Polizeibeamten, als er durch das Haus zurückkehrt. »Wir sind die Straße rauf und runter – keiner hat was
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