Die Totensammler
soll.
Mannomann.
Er muss hier weg.
Er muss Adrian davon überzeugen, ihn rauszulassen.
Zeit, die Taktik zu wechseln.
Kapitel 32
Das Arbeitszimmer ist ordentlicher, als ich es zurückgelassen habe. Sämtliche Akten wurden aufgeklaubt und mitgenommen. Ich trete in die Diele und werfe einen Blick nach draußen. Niemand zu sehen. Ich gehe zurück ins Arbeitszimmer, wo die ausgedruckten Seiten anfangen, sich in der Hitze zu kräuseln. Der USB-Stick steckt immer noch in der Vorderseite des Rechners. Ich ziehe ihn heraus und stopfe ihn in meine Tasche. Dann durchsuche ich Zimmer für Zimmer das Haus, bevor ich ins Freie trete und das ganze Grundstück umrunde. Nachdem ich es vollständig abgesucht habe, gehe ich wieder hinein.
Ich glaube immer noch, dass jemand aus Grover Hills Daxter getötet hat, aber jetzt, wo die Melissa-X-Akte verschwunden ist, halte ich es auch für denkbar, dass sie dahintersteckt. Ich weiß nicht, welche dieser beiden Möglichkeiten mir mehr Angst einjagt. Ich weiß nur, dass ich der größte Idiot auf Erden bin, weil ich die Haustür offen gelassen habe. Andererseits stehen überall in der Stadt die Haustüren offen, die Leute dürsten nach einer frischen Brise. Nachdem ich sie endlich geschlossen habe, stecke ich den USB-Stick wieder in den Computer und drucke den Rest des Dokuments aus.
Dann rufe ich Schroder an, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen.
»Mensch, Tate, wie konntest du nur so unvorsichtig sein? Die Akte ist vertraulich! Haben sie die DVD auch mitge nommen?«
»Nein, die ist noch da«, sage ich, und das stimmt – sie steckt noch im Player.
»Na ja, wenigstens etwas. Wenn diese Aufnahmen veröffentlicht werden … Das wäre ein absoluter Albtraum. Trotzdem, es ist schlimm genug, dass die Akte weg ist.«
»Du hättest sie mir nie geben dürfen.«
»Ah, verstehe, es ist also meine Schuld.«
»So hab ich das nicht gemeint«, sage ich.
»Doch hast du«, sagt er, und er hat recht.
»Ich brauche eine neue Kopie von der Akte.«
»Mal sehen«, sagt er. »Was meinst du, ist Natalie Flowers womöglich bei dir eingebrochen und hat sie gestohlen und deine Katze getötet?«
»Der Gedanke ist mir in den Sinn gekommen.«
»Hör zu, ich hab Neuigkeiten für dich. Wir haben den Wagen gefunden, der den Müllcontainer hinter dem Café gestreift hat.«
»Wann?«
»Vor ein paar Stunden.«
»Und das sagst du mir jetzt erst?«
»Tut mir leid, Chef, du hast recht – ich hätte es dir als Erstes erzählen sollen. Mein Gott, Tate.«
»Okay, hab’s kapiert«, sage ich.
»Ich bin sicher, du wirst in Zukunft daran denken. Jedenfalls haben wir gestern sämtliche Autowerkstätten in der Stadt davon informiert. Auf gut Glück. Ich meine, jemand, der ein Mädchen entführt, lässt nicht zwei Tage später seinen Wagen überholen. Wir sind der Sache trotzdem nachgegangen, weil das Routine ist und weil der Lack vielleicht nicht von dem Wagen stammt, in dem sich Emma Green befand. Und heute Morgen hat uns eine der Werkstätten angerufen und uns mitgeteilt, dass bei ihnen ein Wagen mit dieser Farbe steht, mit einem Metallabrieb, der von dem Müllcontainer herrühren könnte, und mit einer Beule auf derselben Höhe wie die Lackspuren an dem Container. Also haben wir die Sache überprüft, es handelt sich tatsächlich um unseren Wagen.«
»Und?«
»Zwei Detectives haben den Besitzer aufgesucht und befragt. Einen siebenundsiebzigjährigen Mann namens Arnold Sweetman, von dem ihnen sofort klar war, dass er nichts mit dem Verschwinden von Emma Green zu tun hat. Er besucht mindestens einmal die Woche das Café. Er meinte, er hätte in seinem Wagen gesessen und wollte gerade losfahren, als ein Mädchen versucht hätte, ihm die Brieftasche zu klauen. Die Kollegen haben ihm daraufhin das Bild von Emma Green gezeigt, und er meinte, das ist sie.«
»Was?«
»So hat er’s erzählt. Er hätte dort gesessen, als sie die Tür geöffnet hat und ihm das Portemonnaie aus der Tasche ziehen wollte.«
»Ist das dein Ernst?«
»Ich weiß. Das ergibt keinen Sinn. Die Detectives haben ihn dann mit aufs Revier genommen und ihn dort weiter befragt. Doch er blieb bei seiner Geschichte. Er war tatsächlich überzeugt, dass Emma Green versucht hat, ihn auszurauben. Also haben wir die Seite seines Wagens auf Fingerabdrücke überprüft, und am Türgriff fanden sich tatsächlich welche von Emma Green.«
»Es muss einen Grund dafür geben, dass sie die Tür geöffnet hat«, sage ich. »Ich meine, sie marschiert
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