Die Totensammler
umhören«, sage ich. »Die Mitarbeiter wussten davon. Und wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, hast du es mit mehreren Fällen von Körperverletzung und Mord zu tun, und wer weiß, was in dem Zimmer noch alles passiert ist.«
»Mein Gott«, sagt er. »Das wird der reinste Albtraum.«
»Was ist mit Emma Green? Irgendein Hinweis auf sie?«
Er schüttelt den Kopf. »Wir haben im Kellerraum auf der Innenseite der Metalltür ein paar frische Fingerabdrücke gefunden. Sie passen zu denen aus Cooper Rileys Büro. Beim Durchsuchen der anderen Zimmer haben wir keinerlei Hinweise auf Emma Green gefunden, nur auf Karen Ford. Offensichtlich war sie an eines der Betten gefesselt. Außerdem lagen auf dem Boden im Keller die Identifikationsschnipsel eines Elektroschockers, auf und unter dem Sofa. Etwa zwanzig weniger, als so eine Waffe enthält. Adrian hat also versucht, sauber zu machen.«
»Habt ihr die Seriennummer überprüft?«
»Ja. Aber das bringt uns nicht weiter. Die Waffe stammt aus einer Fuhre, die vor fünf Jahren in den USA gestohlen wurde. Insgesamt zweihundert Elektroschocker. Sie wurden zusammen mit etwa tausend Patronen überall auf der Welt verkauft.«
»Wie zum Henker ist Adrian an so ein Ding gekommen?«, frage ich.
»Vielleicht gehört es Cooper.«
»Man hat mit seinem eigenen Elektroschocker auf ihn geschossen?«
Schroder zuckt mit den Achseln. »Vielleicht.«
»Adrian hat Riley also unten im Keller eingesperrt«, sage ich. »Als seinen Gefangenen. Das heißt, wenn er hier nicht vergraben ist, lebt er wahrscheinlich noch. Vielleicht hat Cooper ihn vor einigen Jahren im Schreizimmer misshandelt, als Adrian Patient hier war. Was ist mit dem Blut?«
»Die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Aber es scheint frisch zu sein. Wahrscheinlich stammt es von Karen Ford. Außerdem haben wir noch ein paar Sachen gefunden. Kleidungsstücke, persönliche Gegenstände, Besteck, sogar ein paar Teller. Alles in mehreren Pappkartons, die im hohen Gras bei den Bäumen standen«, sagt er. »Offensichtlich musste Adrian überstürzt aufbrechen und konnte nicht alles unterbringen. Wie bist du auf Adrian Loaner gekommen?«
Ich erzähle ihm von der offenen Einrichtung. »Und du?«, frage ich.
»Es war ganz einfach. Wir haben mit einigen der ehemaligen Mitarbeiter von hier gesprochen. Wir haben ihnen das Phantombild gezeigt und von deinem Kater erzählt. Darauf nannten sie uns den Namen eines Patienten, der die Angewohnheit hatte, Katzen auszugraben. Die Zeichnung hatte Ähnlichkeit mit ihm. Dann habe ich jemanden zu der offenen Einrichtung geschickt und mehr oder weniger das herausgefunden, was du auch herausgefunden hast. Dabei haben wir erfahren, dass du bereits dort warst. Warum hast du so lange gebraucht, hier rauszufahren?«
»Probleme mit dem Wagen.«
»Wir haben ein paar Leichenspürhunde mitgenommen, um das Gelände abzusuchen, bevor wir schweres Geschütz auffahren und den Bodenradar einsetzen. Der Gerichtsmediziner glaubt, dass die ältere Leiche mindestens zehn Jahre in der Erde lag. Darum haben wir die Suche ausgeweitet.«
Hinter dem Gebäude stößt jemand einen Schrei aus, und einige der Detectives laufen hinüber. Ich folge Schroder dorthin. Und frage ihn auf dem Weg, was er über Adrian Loaner weiß, aber das ist nicht viel. Mehrere Detectives haben einen Halbkreis gebildet. Zwischen ihnen hindurch kann ich einige Erdhaufen erkennen. Schroder und ich treten in den Schatten auf der Südseite des Gebäudes, wo die Luft um einiges kühler ist. Hier befinden sich zwei offene Gräber, neben jedem ein hüfthoher Erdhaufen, der unten trocken und bröselig ist und oben aus dicken, dunklen Klumpen besteht. Die Detectives ha ben sich vor einem dritten Erdhaufen versammelt. Wir treten zu ihnen. Alle blicken auf ein zur Hälfte ausgehobenes Grab herab, auf einen Schädel und einen freiliegenden Arm ohne Muskelmasse. Plötzlich hört sich Jesse Cartmans Geschichte gar nicht mehr so verrückt an.
»Mein Gott«, sagt Schroder. »Was zum Henker haben wir da ausgegraben?«
Niemand antwortet. Jemand schießt Fotos, und der Mitar beiter, der gegraben hat, legt eine Pause ein. Er verzichtet jedoch darauf, grinsend mit seiner Schaufel zu posieren. Er wartet ein fach, bis er fortfahren kann, und gräbt dann sehr viel langsamer weiter. Mich – und die anderen wohl auch – beschleicht das untrügliche Gefühl, dass es nicht bei drei Leichen bleiben wird.
Auf einer blauen Plane, etwa zehn Meter von einem der beiden
Weitere Kostenlose Bücher