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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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vollständig ausgehobenen Gräber entfernt, liegt eine Frau in einem unförmigen Kleid mit einem großen Blutfleck auf der Vorderseite. Karen Ford. Ihre Freunde und Familienangehörigen suchen jetzt gerade nach ihr, in der Hoffnung, dass sie noch lebt, dass sie nur für ein paar Tage fortgefahren ist, obwohl sie wissen, dass eine Frau in Karens Gewerbe in so einem Fall für immer fort ist.
    »Scheiße, ich hasse diesen Job«, sagt Schroder.
    »Es wäre ziemlich bedenklich, wenn dem nicht so wäre«, sagt der Mann, mit dem Schroder sich bei meiner Ankunft unterhalten hat.
    »Das ist Benson Barlow«, sagt Schroder und stellt uns einander vor.
    Im Gegenlicht wirkt Barlows Scheitelfrisur noch schütterer. Sein Gesicht ist rot und von einem glänzenden Film Sonnencreme überzogen. Er hat eine tiefe, sanfte Stimme, mit der er wahrscheinlich einen Selbstmörder überreden könnte, es sich noch mal anders zu überlegen. Ich reiche ihm die Hand.
    »Ich hab schon von Ihnen gehört«, sagt er zu mir.
    »Und Sie sind?«, frage ich.
    »Ein Berater«, sagt Schroder.
    »Psychiater« fügt Barlow hinzu.
    »Wir haben vor einigen Monaten schon mal zusammengearbeitet«, sagt Schroder. »Da es um Patienten von hier geht, kann er uns mit seinem Wissen vielleicht weiterhelfen.«
    »Ich hatte im Laufe der Jahre mit einigen von ihnen zu tun«, sagt Barlow.
    »Mit Adrian Loaner auch?«, frage ich.
    »Dummerweise nicht«, sagt er.
    »Loaner muss sich zweimal im Jahr bei seinem zuständigen Psychiater melden«, sagt Schroder. »Doktor Nicholas Stanton.«
    »Ich kenne Stanton persönlich«, sagt Barlow. »Ein guter Mann.«
    »Nur leider nicht zu erreichen«, sagt Schroder. »Er macht in irgendeiner anderen Zeitzone Urlaub, wo es kühler ist. Wir haben eine Genehmigung beantragt, um Einblick in seine Patientenakten zu nehmen.«
    »Und wie kommt die Sache voran?«
    »Eine Genehmigung, um Einblick in die Patientenakten eines Psychiaters zu nehmen? Eher überzeuge ich meine Frau davon, ihre Kreditkarte abzugeben«, sagt Schroder.
    »Loaner musste sich nur zweimal im Jahr melden?«, wiederhole ich. »Das ist nicht gerade oft.«
    »Nein«, sagt Barlow, »aber so läuft das nun mal, und das ist weder meine noch Doktor Stantons Schuld. Das haben das Gericht und die Amtsärzte so festgelegt.«
    »Dann geben Sie doch mal einen Tipp ab«, sage ich, »wo Adrian Cooper hingebracht hat.«
    »An einen ihm vertrauten Ort«, erklärt er. »Das ist alles, was ich sagen kann.«
    »Ist nicht gerade viel«, sage ich, »und nichts, was wir nicht schon wüssten.«
    »Hören Sie«, sagt er, doch ich hebe die Hand und bringe ihn zum Verstummen.
    »Tut mir leid, ich wollte nicht respektlos klingen«, sage ich. »Ich hatte einfach einen langen Tag.«
    »Schon okay«, sagt er und nickt langsam. »Daran muss man sich als Psychiater gewöhnen, wenn man mit den Cops zu tun hat.« Er schaut mich an und scheint noch etwas sagen zu wollen; ich ahne, was jetzt kommt, lasse es mir aber nicht anmerken. »Zunächst ein paar grundsätzliche Anmerkungen«, sagt er. »Das sind alles nur Vermutungen. Allerdings auf wissenschaftlicher Basis, denn ich bin nicht eines dieser Hellseher-Arschlöcher aus dem Fernsehen. Was ich sage, hat Hand und Fuß. Meiner Meinung nach ist es durchaus möglich, dass er hierher zurückkehrt. Zunächst einmal ist das hier sein Zuhause. Er möchte nicht allzu lange fort sein. Er war gezwungen, sein Zuhause zu verlassen, und ist deswegen gestresst und verwirrt. Gestresste Menschen neigen dazu, auf Verhaltensweisen zurückzugreifen, die sie beruhigen. Das heißt, alle Leute, die mit dem Fall zu tun haben, sollten heute Nacht ihre Haustiere gut wegsperren. Vielleicht sollten Sie auch vor jedem der Häuser eine Zivilstreife postieren, denn jeder von Ihnen ist ein potenzielles Opfer. Für Sie, Mr. Tate, ist es dafür wohl leider zu spät. Da ich überzeugt bin, dass er unbedingt hierher zurück will, denke ich, dass er vielleicht jetzt gerade irgendwo da drau ßen ist«, sagt er. Wir schauen alle zu den Bäumen und zur Straße, halten Ausschau nach einem Irren, der dort Ausschau hält. »Ich würde hier ein paar Streifenwagen postieren, um jeden abzufangen, der sich hier blicken lässt.«
    »Haben Sie Cooper Rileys Buch gelesen?«, frage ich.
    »Wie bist du an eine Kopie davon gekommen, Tate?«, will Schroder wissen.
    »Ja, Detective Schroder hat mir eine Kopie davon gegeben, als er mich über den Fall informiert hat«, sagt Barlow. »Es ist ziemlich schlecht

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