Die Totensammler
geschrieben«, fügt er hinzu, »und in sich nicht stimmig. Der Mann glaubt, er wüsste sehr viel mehr, als er tatsächlich weiß, das zeigt sich an seinen Schlussfolgerungen. Man kann das sehr viel besser machen. Ja, in den letzten Jahren habe ich mit dem Gedanken gespielt, ein Buch zu schreiben, und vielleicht … also, ich möchte nicht wie ein Aasgeier erscheinen, aber vielleicht wirft dieser Fall etwas dafür ab.«
»Mein Gott …«, sage ich.
»Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagt er, »aber wenn es niemanden gäbe, der sich mit Menschen wie Adrian und Cooper beschäftigt, hätten Sie nicht den geringsten Ansatzpunkt.«
»Okay, ist angekommen«, sage ich verärgert, weil er recht hat. Ich find’s klasse , wenn jemand mit all dem Tod und Leid Geld verdient. »Doch eine Sache kapier ich einfach nicht.«
»Nur eine, Tate?«, sagt Schroder.
Ich ignoriere seine Stichelei. »Adrian wollte sich an Pamela Deans rächen und hat sie getötet«, sage ich. »Wenn er sich an Cooper Riley ebenfalls rächen will, warum tötet er ihn dann nicht auch?«
Barlow hebt den Blick, und seine Stirn legt sich in Falten. »Das ist die große Frage, nicht wahr? Ich habe darüber nachgedacht, und ich glaube, das Motiv für Cooper Rileys Entführung ist nicht Rache.«
»Nein? Was dann?«, frage ich mit ehrlichem Interesse.
»Ich denke, er ist von ihm fasziniert.«
»Fasziniert?«, wiederholt Schroder.
»Ich denke, dass Adrian eine Obsession für Cooper Riley entwickelt hat, als dieser hier seine Interviews und Tests durchgeführt hat.«
»Sie glauben, dass er Cooper entführt hat, um ihn zu … besitzen?«, frage ich.
»Das wäre durchaus möglich.«
Tatsächlich, das wäre es. Ich hätte früher darauf kommen müssen. In dem Moment, als ich unten die Zelle gesehen habe.
»Wenn er so von ihm besessen ist, warum hat er dann drei Jahre gewartet?«, fragt Schroder.
»Er musste dafür all seinen Mut zusammennehmen«, sagt Barlow, »und die Hilfsmittel dafür beschaffen. Wenn es ihm um Rache ginge, wäre Cooper längst tot. Da bin ich mir sicher. Sie sagen, Adrian hat einen Elektroschocker benutzt? Warum nicht eine Pistole oder ein Messer? Nein, er will ihn nicht töten. Er will ihn besitzen.«
Ritchie Munroe hat gesagt, er habe Adrian das Fahren beigebracht. Das muss dabei eine Rolle gespielt haben. Bis vor Kurzem hatte Adrian nicht die Möglichkeit, jemanden hier rauszubringen. Er hätte Cooper ja wohl schlecht in den Kofferraum eines Taxis verfrachten können.
»Sie denken, Adrian wusste, dass Cooper ein Mörder ist?«, frage ich.
»Das würde auf einen höheren IQ hindeuten, als wir ursprünglich angenommen haben«, sagt Barlow. »Nein, er hatte wohl nur großes Glück.«
»Sie meinen, er hat zufällig Cooper beschattet und herausgefunden, dass er ein Serienmörder ist?«, fragt Schroder.
»Sonst hieße das, er macht unseren Job besser als wir«, sage ich. »Er kann unmöglich herausgefunden haben, dass er ein Serienmörder ist.«
»Unseren Job?«, fragt Schroder.
»Du weißt, was ich meine.«
»Sie haben recht«, sagt Barlow. »Fragt sich nur, wie lange Adrians Glück noch anhält?«
Doch ich denke nicht an Adrians Glück. Sondern an Emma Greens. Sie hat Glück gehabt, dass Cooper entführt wurde, allerdings kann das auch bedeuten, dass sie seit Montagabend nichts zu essen und zu trinken hat. Ein normaler Mensch kann mehr oder weniger vier Tage ohne Wasser auskommen, unter normalen Umständen. Aber bei der Hitzewelle … na ja, es kommt darauf an, wie heiß es dort ist, wo sie sich befindet. Der Haufen neben dem letzten Grab wird immer größer, während das Skelett weiter freigelegt wird. Ich lasse meinen Blick über das Grundstück wandern, und über die Gräber, die noch darauf warten, dass man sie findet. Ich bete zu einem Gott, der diese Menschen im Stich gelassen hat, dass er Emma Green nicht im Stich lässt und ich sie lebend wiederfinde.
»Loaner ist eine labile Persönlichkeit«, sagt Barlow, »in einer entsprechenden Stresssituation ist er zu allem fähig – und momentan steht er unter Stress. Glauben Sie mir, sollte Adrian mitkriegen, wie sein Zuhause in Besitz genommen wird und was hier draußen vor sich geht, wird er ernsthaft in Panik verfallen, und das bedeutet, dass er zu so ziemlich allem fähig ist.«
»Und Melissa X?«, frage ich und sehe zu Schroder hinüber.
»Er weiß über sie Bescheid«, sagt Schroder und gibt mir die Erlaubnis weiterzureden.
»Hat sich in der Sache irgendwas
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