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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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die Türpolsterung. Die Leiche wird der Polizei eine Menge Hinweise liefern. »Und das Messer?«
    »Das Messer ist hier«, sagt Adrian. »Ich würde es nie wegwerfen.«
    Gut. Immerhin etwas. »Hör zu, du musst mich jetzt rauslassen. Ich kann es mir nicht leisten, geschnappt zu werden. Und du auch nicht. Wir müssen aus Christchurch verschwinden. Wir müssen versuchen, das Land zu verlassen. Wenn wir zusammenarbeiten, wird alles gut, aber dazu musst du mich hier rauslassen, wir müssen einander doch vertrauen.«
    »Du hast gesagt, dass du mir verrätst, wo das Mädchen ist«, sagt Adrian mit weinerlicher Stimme.
    Sicher, er weiß, was er gesagt hat, doch Cooper schießen tau send Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, er geht alle Mög lichkeiten durch. »Auf der Rückseite des Gebäudes verläuft ein Weg«, sagt er und beschreibt Adrian, wo das Mädchen liegt, das ihm letztes Jahr unter den Händen weggestorben ist. »Er führt an einer niedrigen Backsteinmauer entlang. Am Ende der Mauer wendest du dich nach rechts und läufst fünfzehn Meter parallel zum Gebäude, dann kommst du an einen Graben. Dem folgst du zwanzig, dreißig Meter vom Gebäude fort, bis du auf einen umgefallenen Baum triffst. Zehn Meter dahinter liegt sie begraben.«
    Adrian schließt den Schlitz.
    »Hey, Adrian«, ruft Cooper und hämmert dumpf gegen die gedämmte Wand, doch Adrian ist bereits verschwunden, und ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich wieder hinzulegen und zu warten.

    Kapitel 40
    Adrian ist aufgewühlt. Irgendwie muss er seine Wut rauslassen, doch da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Sein Gesicht glüht und juckt, er kratzt sich und streicht sich das Haar aus der Stirn, während er nach draußen zum Wagen läuft. Er hat den Motor laufen lassen. Hier ist sowieso niemand, der ihn klauen könnte. Oben vom Hügel aus wirkten all die Männer wie Ameisen. Er hat so getan, als würde er sie mit seinen Fingern zerquetschen, dann hat er mit der Hand eine Pistole geformt und sie damit erschossen. Das hätte er damals mit den Jungs in der Schule machen sollen. Er hätte sich eine Pistole besorgen und sie umbringen sollen, statt ihre blöden Haustiere zu töten.
    Er bricht einen Ast von dem Baum ab, unter dem der Wagen steht, und kratzt sich die juckende Stelle am Rücken. Dabei schürft er zwar etwas Haut ab, doch wenigstens lässt sofort der Juckreiz nach. Die Rückseiten seiner Arme sind voller Flecken, und seine Haut ist schrundig und rau. Das passiert nur, wenn er plötzlich unter Stress steht. Er bricht den Stock in der Mitte durch und schleudert ihn in die Auffahrt. Er möchte schreien, Dampf ablassen. Hin und wieder ist es ihm in Grover Hills genauso ergangen. Wenn er sich über irgendetwas aufgeregt hat und sich nicht mehr beruhigen konnte. Etwa als es hundert Tage in Folge nur Kartoffelpüree zum Essen gab, oder als sie den ganzen Sommer nicht rausdurften. Irgendwann ist er immer ausgerastet und fing an zu brüllen, und man steckte ihn für mehrere Tage ins Schreizimmer. Manchmal wurde er verprügelt, manchmal ließ man ihn dort alleine, bis sein Zorn verflog und er vergessen hatte, warum er so wütend gewesen war. Mehr als einmal hat er sich da unten die Hände an der Tür blutig geschlagen und darum gefleht, ihn rauszulassen.
    Er steigt in den Wagen und braust die Auffahrt hinunter. Es wird langsam dunkel, und die Umrisse in der Ferne sind jetzt nur noch Schatten inmitten lauter Schatten. Es ist ein gutes Gefühl, wieder in Bewegung zu sein. Allmählich lässt das Druck gefühl in seiner Brust nach, doch natürlich reicht das nicht.
    Sein Zuhause ist nicht mehr sein Zuhause! Selbst während seiner Zeit in der offenen Einrichtung blieb The Grove hier draußen ungefährdet und unangetastet und wartete auf ihn, und jetzt … jetzt haben diese Leute es zerstört! Warum sind sie so gemein zu ihm?
    Er kennt sich hier draußen aus und hält sich abseits der Hauptstraßen, für den Fall, dass dort Polizeiautos unterwegs sind. Schließlich fährt er immer noch den Wagen eines toten Mädchens. Er erreicht den Highway, ohne jemandem zu begegnen, dann geht es weiter Richtung Westen, bis er erneut auf mehrere Nebenstraßen stößt. Es herrscht kaum Verkehr. Inzwischen ist die Sonne untergegangen, doch der Himmel ist noch nicht ganz dunkel. Da keine anderen Autos zu sehen sind, fährt er schneller als erlaubt. Die Scheinwerfer schlingern über die Fahrbahn, während er mit zitternden Händen das Lenkrad umklammert. Er fährt fast hundert

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