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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Weg. Er hebt die Hände, um seine Augen abzuschirmen. Kurzerhand lasse ich ihn dort stehen und hinke auf das Gebäude zu, vorbei an ein paar Cops, die ihrem Kollegen zu Hilfe eilen.
    In meiner Abwesenheit wurden zwei weitere Leichen gefun den, beide im selben Grab. Die Fundstellen scheinen keinem bestimmten Muster zu folgen, wahrscheinlich weil die Leute, die sie vergraben haben, verrückt waren. Niemand schenkt mir Beachtung, als ich rübergehe, um sie genauer zu betrachten. Die beiden Leichen sind offensichtlich frisch, an vielen Stellen hat sich die Haut gelöst, und darunter treten dunkle Venen hervor, wie Würmer, die sich unter der fleckigen Oberfläche durch das Fleisch fressen und wühlen. Zum zweiten Mal heute Abend wird mir schlecht. Einer der Männer trägt eine Jeans, ein anderer kurze Hosen, und beide T-Shirts sind voller Flecken von den Flüssigkeiten, die aus den Leichen ausgetreten sind.
    Einer der Gerichtsmediziner, eine Frau namens Tracey Walters, kommt zu mir herüber. Das letzte Mal habe ich sie gesehen, als ich am Friedhofsmörder-Fall gearbeitet habe. Damals hatte sie schwarzes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war; den hat sie immer noch, nur ist er jetzt blond. Sie ist ein sportlicher Typ und wirkt, als wollte sie jeden Moment losjoggen.
    »Wer hat dich denn hier durchgelassen?«, fragt sie grinsend.
    »Schroder hat mich um Hilfe gebeten.«
    Sie reicht mir die Hand. »Sie ist sauber«, sagt sie, aber als ich danach greife, muss sie sich beherrschen, sie nicht sofort wieder wegzuziehen. Letztes Jahr war sie ziemlich sauer auf mich, und ich werfe ihr das nicht vor. Meinetwegen wurde sie fast gefeuert, weil ich aus ihrer Leichenhalle Beweismittel entwendet habe.
    »Was kannst du mir über diese Männer sagen?«, frage ich.
    »Nichts«, sagt sie. »Nie im Leben hat Schroder dich um deine Meinung gebeten.«
    »Doch, hat er. Nur nicht in diesem speziellen Fall«, gebe ich zu. »Komm schon, Tracey. Ich versuche, Emma Green zu finden.«
    »Und da schreckst du vor nichts zurück.«
    »Ist das so schlimm?«
    »Für die Leute, die dir in die Quere kommen, schon, selbst wenn sie unschuldig sind.«
    »Weißt du, um wen es sich handelt?«, frage ich und deute mit dem Kopf auf die beiden männlichen Leichen.
    »Noch nicht«, sagt sie. »Sie wurden noch nicht untersucht.«
    »Dann sollten wir damit anfangen«, sage ich. Ich gehe neben dem Grab in die Hocke und zerre so lange seitlich an den Shorts des nächstgelegenen Opfers, bis ich an die Gesäßtasche komme.
    »Was zum Henker machst du da, Tate?«
    Ich fördere eine Brieftasche zutage und gebe sie ihr, wahrscheinlich ein, zwei Stunden früher als geplant, aber wir haben keine Zeit, um uns an den vorgeschriebenen Ablauf zu halten. Sie enthält keinerlei Bargeld, weder Kreditkarten noch einen Führerschein. Ich greife in Grab Nummer zwei. Wieder ziehe ich an der Hose, und wieder stoße ich auf eine Brieftasche, in der sich nichts befindet.
    »Na klasse«, sagt sie. »Danke für deine Hilfe.«
    Vom Rand des Grabes aus mustere ich die Leichen jetzt ge nauer. »Ist dir aufgefallen, wie ähnlich die sich sehen?«, frage ich.
    »Inwiefern?«
    »Sie sind gleich groß, haben das gleiche Haar und den gleichen Körperbau«, sage ich. Durch den Verwesungsprozess sind einige Körpermerkmale verschwunden, doch es sind immer noch genug Haut und Muskeln da, um die Ähnlichkeiten zu bemerken. Tracey geht in die Hocke und leuchtet mit einer Taschenlampe in das Gesicht von einem der Männer, dann in das des anderen. Die Augen sind milchigweiß und in der Mitte braun.
    »Das lässt sich momentan schwer beurteilen«, sagt sie, »aber sie ähneln sich auf jeden Fall. Könnten Brüder sein.«
    »Brüder?«
    »Ja. Miteinander verwandt.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sage ich und stehe wieder auf. Brüder. Zwillinge. Pfleger. »Wie lange liegen sie schon in der Erde?«
    »Höchstens eine Woche«, sagt sie. »Warum, bringt dich das irgendwie weiter?«
    »Vielleicht. Ich muss los.«
    »Du weißt, wer sie sind, stimmt’s?«
    »Ich arbeite dran«, sage ich, doch ich habe keine Ahnung, ob sie mich hört, denn ich bin bereits unterwegs und halte Ausschau nach einem Wagen, den ich mir leihen kann.
    Kapitel 48
    Die Zellentür ist offen, und die Luft, die hereinweht, ist etwas kühler als die im Zimmer. Im Rahmen steht Adrian, in den Händen eine Pistole und einen Elektroschocker, vor sich Coopers Mutter. Hinter Adrian kann Cooper einen Flur ausmachen. Das hier ist weder

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