Die Totensammler
fesselte sie ans Bett, verließ das Haus und kaufte einen Kanister Benzin.
Er schlief fast die ganze Nacht in ihrem Haus auf der Couch, und als er um fünf Uhr morgens wach wurde, brachte er so viele Lebensmittel, wie er finden konnte, in seinen Wagen. Außerdem steckte er ein paar Kleidungsstücke für die Mädchen ein, die er Cooper noch mitbringen wollte, dann verabschiedete er sich von seiner Mutter und zündete sie an.
Das bedeutet, dass er alles alleine machen muss. Aber er kommt damit zurecht. Schließlich haben die letzten drei Jahre in der offenen Anstalt gezeigt, dass er dazu in der Lage ist. Mensch, was er in dieser Zeit alles gelernt hat – Auto zu fahren, zu kochen, sauber zu machen, in der Stadt Lebensmittel und Kleidung zu kaufen. Er ist jetzt seit einer Woche wieder in The Grove, und jeden Morgen hat er sich vorne auf der Holzveranda in die Sonne gesetzt, manchmal nur ein paar Minuten, manchmal den ganzen Tag. Heute Morgen war es ein wenig anders als sonst, denn es hat geregnet, doch inzwischen hat es weitgehend aufgeklart. Während er seinen Orangensaft trinkt, denkt er über Cooper nach und darüber, wie sie beide letzte Nacht durch die Ermordung der Frau eine Beziehung eingegangen sind. Gewalt ist … ist si-tu-a-tions-be-zo-gen, das steht in sämtlichen Büchern. Darum werden aus Verbrechern im Gefängnis auch vorbildliche Häftlinge – dort gibt es keine Frauen, die sie vergewaltigen und ermorden können. Er weiß: Sobald sich die Situation ändert, wird sich auch Coopers Haltung ändern. Er hat das mal irgendwo gelesen.
Aber Adrian fühlt sich auch verraten. Ihm war klar, dass die Frau Cooper aus der Zelle lassen würde und dass das, was dieser als Nächstes tun würde, Auswirkungen auf ihre Beziehung hätte. Sollte er versuchen zu fliehen, hieß das, dass er Adrian in Wirklichkeit gar nicht mochte, und dass alles, was er gesagt hatte, gelogen war. Der Mord hat sie einander nähergebracht, doch der Verrat hat einen Keil zwischen sie getrieben. Das bedeutet wohl, dass er jetzt wieder ganz am Anfang steht.
Er beendet sein Frühstück, geht jedoch nicht nach unten. Noch gestern Abend hat er die ganze Schweinerei beseitigt. Er hat die Leiche in eine alte Decke gewickelt und zur Rückseite des Hauses gebracht, um sie dort bei den anderen zu beerdigen. Im Moment hat er keine Lust, Cooper zu sehen. Er ist immer noch zu sauer auf ihn. Außerdem hat er heute Morgen schon was anderes vor – er muss ein Loch ausheben und vielleicht etwas sammeln.
Kapitel 27
Donovan Green sieht aus, als hätte er seit unserer letzten Begegnung nicht geschlafen. Er hat sich auch nicht umgezogen. Seine Haare sind zerzaust und seine Augen blutunterlaufen; sie huschen unablässig hin und her, als wäre ihm jemand auf den Fersen. Er wirkt, als käme er direkt aus einer Bar, wo er sich die letzten zwölf Stunden bis zur Halskrause zugeschüttet hat.
»Hier ist das Geld«, sagt er und reicht mir einen Umschlag. Wenn es darum geht, die eigene Tochter aufzuspüren, gibt es keine finanziellen Grenzen. »Was ist das für eine Spur?«
»Cooper Riley hat ein Buch geschrieben«, erzähle ich. »Darin steht vielleicht etwas, was uns weiterführt.«
»Fünftausend Dollar für ein Buch?«
» Dieses kostet eben so viel . Ich rufe Sie nachher an.«
Es scheint, als wollte er darüber diskutieren, es scheint, dass er hierbleiben will, um mir bei der Arbeit zuzuschauen, doch schließlich nickt er nur matt. Er ist ein gebrochener Mann, und sollten sich die Dinge nicht so entwickeln, wie er das hofft, wird ihn das umbringen.
»Das Phantombild aus den Nachrichten«, sage ich, »kennen Sie den Mann?«
»Sieht aus wie der Premierminister.«
»Wissen Sie, ob die Polizei es Emmas Mitbewohnerinnen und Freunden gezeigt hat?«
»Eine von ihnen dachte, es wäre ihr Cousin Larry.« Er schließt kurz die Augen. »Ich habe Ihnen gesagt, dass sie noch lebt, und die Fotos sind der Beweis dafür«, sagt er. »Ich weiß, Sie denken, dass sich die Lage vielleicht geändert hat, seit sie gemacht wurden, aber das hat sie nicht. Sie lebt, ich kann es spüren«, sagt er, und ich hoffe wirklich, dass er das tut. »Sie ist stark. Das wissen Sie nur zu gut. Sie hat das überlebt, was Sie ihr angetan haben, und sie wird auch diese Sache überleben. Sie ist eine Überredungskünstlerin.«
Ich hoffe es. Ich hoffe, dass sie in der Lage ist zu reden.
»Meine Frau, Hillary«, sagt er, »sie war immer die Starke von uns. Letztes Jahr, als Sie Emma verletzt
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