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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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ermordet wurde.«
    »Ich bin geneigt, dir zuzustimmen.« Patrik beschleunigte, um einen Lastwagen zu überholen. »Aber es gibt keine weiteren Hinweise im Tagebuch. Außerdem könnte es jeder gewesen sein. Jemand aus dem Ort, jemand aus der Gruppe, jemand aus dem Produktionsteam. Wir wissen nur, dass es ein Mann war.«
    Ihm fiel auf, dass Martin schwer atmete. »Wird dir schlecht?« Ein Blick seines Kollegen bestätigte es. Die Sommersprossen hoben sich aggressiv rot von seinem totenblassen Gesicht ab.
    »Sollich ein bisschen frische Luft reinlassen?« Patrik war besorgt. Erstens tat ihm sein Kollege leid, und zweitens wollte er nicht die gesamte Fahrt nach Lund in einem vollgekotzten Auto sitzen. Martin nickte, und Patrik ließ die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite hinunter. Sein Kollege lehnte sich aus dem Fenster und sog gierig den Sauerstoff ein, der allerdings mit so vielen Abgasen vermischt war, dass er ihm nicht die erhoffte Linderung verschaffte.
    Stunden später fuhren sie mit steifen Beinen und schmerzendem Rücken auf den Parkplatz der Polizei in Lund. Unterwegs hatten sie nur einmal kurz angehalten, um zu pinkeln und sich die Füße zu vertreten. Nun waren beide gespannt auf das Treffen mit Kommissar Kjell Sandberg. Sie brauchten nicht lange am Empfang zu warten, bis er herunterkam. Eigentlich hatte er diesen Samstag frei, aber nach Patriks Anruf hatte er sich gern bereit erklärt, ins Kommissariat zu kommen.
    »Hatten Sie eine gute Fahrt?« Kjell Sandberg flitzte vor ihnen her. Er war ein außerordentlich kleiner Mann – knapp über einen Meter sechzig, schätzte Patrik –, schien das aber mit einem hohen Maß an Energie zu kompensieren. Beim Sprechen gestikulierte er wild, und er lief so schnell, dass Patrik und Martin kaum Schritt halten konnten. Ein wenig außer Atem kamen sie bei einer Teeküche an. Kjell ließ Martin und Patrik den Vortritt.
    »Hier können wir uns besser unterhalten als in meinem Zimmer.« Kjell zeigte auf den Tisch, auf dem ein Stapel Akten lag. Auf dem obersten Ordner klebte ein Etikett mit der Aufschrift »Börje Knudsen«. Seit gestern wusste Patrik, dass dies der Name des dritten Mordopfers war. Beziehungsweise des zweiten, wenn man es chronologisch betrachtete. Sie setzten sich, und Kjell schob Patrik den Stapel hinüber. »Ich habe das Zeug gestern den ganzen Tag durchgeackert. Seit Ihrer Anfrage sehe ich manches in einem anderen Licht, muss ich sagen.« Er schüttelte bedauernd und ein bisschen entschuldigend den Kopf.
    »Hattensie vor sechs Jahren noch keinerlei Verdacht, dass etwas nicht stimmen könnte?« Patrik bemühte sich, nicht vorwurfsvoll zu klingen.
    Kjell schüttelte wieder den Kopf. Dabei wippte sein üppiger Schnurrbart, was ein etwas komischer Anblick war. »Nein, ehrlich gesagt, sind wir überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass an Börjes Tod irgendetwas faul sein könnte. Wissen Sie, er war einer unserer Stammkunden. Man rechnet doch fast schon damit, sie eines Tages tot aufzufinden. Er hatte sich schon mehrmals fast zu Tode gesoffen. Wir dachten eben … Ja, wir haben uns einfach geirrt.« Er machte ein gequältes Gesicht.
    Patrik sah ihn tröstend an. »Ich glaube, in diesem Fall lag der Irrtum nahe. Auch wir haben unseren Mord lange Zeit für einen Unfall gehalten.« Nach Patriks Geständnis schien sich Kjell ein bisschen besser zu fühlen.
    »Warum haben Sie trotzdem auf unsere Anfrage reagiert?« Martin musste sich konzentrieren, um nicht ständig auf den wippenden Schnurrbart zu starren. Er war immer noch blass um die Nase. Dankbar steckte er sich ein paar von den angebotenen Keksen in den Mund, das half ein bisschen. Normalerweise dauerte es nach einer langen Autofahrt eine Stunde, bis er wieder er selbst war.
    Kjell durchsuchte wortlos den Stapel mit den Ordnern. Dann zog er einen heraus, schlug ihn auf und legte ihn vor Martin und Patrik. »Sehen Sie, so haben wir Börje gefunden. Er hatte etwa eine Woche in der Wohnung gelegen, das war kein schöner Anblick. Die Leute haben erst reagiert, als er anfing zu stinken.«
    Es war tatsächlich ein grauenhafter Anblick. Doch etwas anderes fesselte ihre Aufmerksamkeit: Börje hielt etwas in der Hand, das aussah wie ein zusammengeknülltes Stück Papier. Sie blätterten weiter und fanden eine Großaufnahme des Blatts, das die Kriminaltechniker Börje offenbar aus der Hand genommen und glattgestrichen hatten. Es war eine Seite aus dem Buch, das Patrik und Martininzwischen auf Anhieb

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