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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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weg.
    Kevin blitzte seine Frau an. »Kupe Parekura Turei ist ein bekannter Anwalt und sitzt für die Maori im Parlament. Auch das könntest du wissen, Doortje, wenn du dich nur ein winziges bisschen für das Land interessieren würdest, in dem du jetzt lebst. Aber du bist ignorant wie eh und je! Jetzt tu mir den Gefallen und benimm dich anständig in Gegenwart meiner Schwester. Matariki ist eine sehr intelligente und liebenswürdige Frau. Wenn du deinen burischen Dickschädel mal vergessen könntest, würdest du sie mögen!« Damit verließ er den Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
    Doortje blieb zurück und ballte die Fäuste in ohnmächtiger Wut. Kevins Ausbruch war unfair und verletzend. Sie bemühte sich wirklich, sich anzupassen, trug die hier übliche Kleidung, auch wenn sie in den Korsetts kaum Luft bekam, informierte sich über Umgangsformen und las Romane, um bei gesellschaftlichen Anlässen mitreden zu können. Neuerdings begleitete sie ihren Mann sogar in Reverend Burtons Sonntagsgottesdienste und lauschte seinen irritierenden Predigten, die ihr oft blasphemisch erschienen. Der Frauenkreis, zu dem Violet sie herzlich eingeladen hatte, gefiel ihr besser, und sie gewöhntesich auch langsam an die anglikanische Vorstellung von Wohltätigkeit. Noch mehr konnte Kevin nicht verlangen, er …
    Doortje hatte sich selten so sehr gewünscht, weinen zu können. Sie war drauf und dran, es sich zu erlauben, aber sie schaffte nur ein trockenes Schluchzen.
    Kevin schämte sich schon Augenblicke nach seinem Ausbruch für seine harten Worte. Natürlich verletzte es ihn, dass Doortje Matariki ablehnte, aber sie hatte nicht ganz Unrecht, er hätte das vorhersehen müssen. Und in der letzten Zeit konnte man ihr wirklich nicht mehr vorwerfen, sie strenge sich nicht an, um in Dunedin Fuß zu fassen. Nein, wenn Kevin ehrlich sein sollte, hatte seine Gereiztheit andere Gründe. Seit Wochen befand er sich in einer Zwickmühle zwischen Doortje und Juliet LaBree, die er auch in Gedanken nicht Juliet Drury nennen konnte, sosehr er versuchte, endlich die Frau seines Bruders in ihr zu sehen. Juliet war die Verführerin, die sie seit eh und je gewesen war, nur dass ihre Beziehung kein Spiel mehr war. Kevin wusste genau, was er riskierte, wenn er ihrem Drängen immer wieder nachgab. Patrick würde ihm den Betrug nie verzeihen, und wahrscheinlich würde er auch Doortje verlieren. Aber er schaffte es einfach nicht, Juliet zu widerstehen, wenn sie ihm in seiner Praxis auflauerte, ihn auf Gesellschaften zu später Stunde in den Garten lockte und einmal sogar im Pferdestall erwartete. Juliet spielte ein raffiniertes Spiel zwischen Verführung und Erpressung – wenn Kevin sich verzweifelt darum bemühte, Nein zu sagen, drohte sie mit der Enthüllung ihrer Affäre.
    »Ich verlasse dein Brüderchen sowieso, Kevin, Liebster …«, hatte sie gesagt, als sie ihn das letzte Mal unter vier Augen erwischte. »Das Leben da oben in Otago ist unerträglich. Das Einzige, was mich hier hält, bist du. Insofern tust du Patrick doch fast einen Gefallen, Kevin … Mein heiliger Kevin.« Sielachte gurrend, während Kevin peinlich berührt war. Lizzie hatte ihr von den irischen Heiligen erzählt, nach denen Kevin und Patrick benannt waren, und die Geschichte des sagenhaften keltischen Adelssprosses, der dann zum Klostergründer und Drachenbändiger wurde, hatte ihr weitaus besser gefallen als die des braven Missionars Patrick. »Mein süßer Kevin, der in den Krieg zieht, um den Sklaven Freiheit zu bringen, und sich gefallener Mädchen annimmt.«
    Vor allem diese Anspielungen waren es, die Kevin mitunter das Blut in den Adern gefrieren ließen, wenn Juliet ihn reizte. Die Kreolin war alles andere als dumm, und sie schien zu ahnen, dass irgendetwas mit seiner Ehe mit Doortje VanStout nicht stimmte. Nun war es wahrscheinlich nicht schwer gewesen, das Hochzeitsdatum herauszufinden und mit Abrahams Geburtsdatum zu vergleichen. Sonst hatte das allerdings niemanden irritiert, es kam schließlich vor, dass ein Paar nicht warten mochte, besonders in Zeiten des Krieges.
    »Ich weiß nicht, was du redest!«, wehrte er ab. »Doortjes Ehre ist über jeden Zweifel erhaben. Sie war niemals ein ›gefallenes Mädchen‹.«
    Juliet lächelte, und Kevin fürchtete, dass sie die Angst in seinen Augen sah. Juliet Drury-LaBree schien einen sechsten Sinn für Skandale zu haben oder vielleicht auch ein überdurchschnittlich scharfes Auge. Sie sah Kevins Züge täglich im

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