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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gesicht seiner Tochter – aber Abe, sein angeblicher Sohn, ähnelte ihm nicht im Geringsten.
    »Wer spricht denn von Doortje«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich rede von mir, heiliger Kevin … zweifellos ein gefallenes Mädchen, das du immer wieder erhebst … Und jetzt braucht es dringend mal wieder ein bisschen Liebe.«
    Juliet begann, sich zunächst selbst lasziv zu streicheln. Kevin wollte nicht hinsehen, aber dann wandte er sich ihr doch wieder zu. Juliets Verlangen nach ihm und ihre Kombinationsgabeergaben eine explosive Mischung. Kevin redete sich ein, dass er Doortje vor einer eventuellen Enthüllung bewahren musste – und verlor sich in Juliets dunklem Zauber. Später quälte er sich dann mit Schuldgefühlen. Das alles konnte so nicht weitergehen, aber er wusste auch beim besten Willen nicht, wie er es beenden sollte.
    Jetzt jedenfalls brauchte er etwas frische Luft – oder jedenfalls Abstand von Doortje. Er konnte in seiner Praxis ein paar Akten aufarbeiten.
    Kevin hätte nie zugegeben, dass er auch daran dachte, dass Patrick und Juliet an diesem Tag nach Dunedin kommen wollten. Zusammen mit Lizzie und Michael – Matarikis Besuch und Atamaries Heimkehr waren ein guter Grund für ein Familienfest. Kevin seufzte, wenn er nur daran dachte. Lizzie würde im Restaurant des Hotels Champagner und Wein bestellen und darin schwelgen, was Doortje nach wie vor mit missbilligenden Blicken bedachte. Seit ihrem Ausrutscher bei der Soiree der Dunloes lehnte sie wieder alle alkoholischen Getränke ab. Dazu kam die Spannung zwischen ihr und Juliet – und jetzt auch noch Matariki. Kevin suchte nach der Whiskeyflasche, die er wieder mal in seinem Untersuchungsraum verbarg, und hoffte, all seinen guten Vorsätzen zum Trotz, dass Juliet eine Ausrede finden würde, ihrem Mann und ihren Schwiegereltern zu entkommen. Die Praxis war leer, es war Samstag.
    Matariki hörte das erstickte Schluchzen ihrer Schwägerin im Schlafzimmer der Drurys, als sie ins Bad ging – wie sie eben auch schon das Türenschlagen gehört hatte. Eigentlich wollte sie sich nicht in den Ehestreit einmischen, zumal Doortje ihr alles andere als herzlich begegnet war. Atamarie war das ebenfalls aufgefallen, und sie hatte ihr eben empört dargelegt, worauf sie Doortjes Ressentiments zurückführte.
    »Robbie sagt, sie haben da noch Sklaven gehalten bis vorkurzer Zeit, und an sich tun sie’s jetzt noch, die Schwarzen sind total von ihnen abhängig und kriegen kein Geld. Zur Schule gehen sie auch nicht, und …«
    Matariki hatte beschwichtigend die Hand gehoben. »Ich hab das auch gehört«, meinte sie gelassen. »Ursprünglich waren die Weißen alle so. Denk doch an die Schwierigkeiten in Parihaka. Aber es bringt nichts, das nur zu bekämpfen. Wir müssen ihnen zeigen, dass es anders geht.«
    »Pflügen und Zäune bauen?«, höhnte Atamarie.
    Matariki hob die Schultern. »Langfristig hat’s die Lage verbessert«, sagte sie vorsichtig.
    Unmittelbar hatte der Widerstand Parihakas gegen die Landnahme der Regierung nicht viel genützt. Aber immerhin hatten Sean Coltrane und Kupe Turei inzwischen einiges an Entschädigungszahlungen für die Maori erstritten, und auch in anderen Landesteilen kämpfte man zäh, aber immer legal für die Rechte der Maori. Überall zeigten Maori-Männer und -Frauen den pakeha , dass sie ihnen keineswegs unterlegen waren.
    Wobei Taschentücher zu verteilen weniger Mühe macht, als Zäune zu ziehen, dachte Matariki jetzt und warf ihre Vorsätze in den Wind. Doortje brauchte Zuspruch, egal, wie ihre Einstellung zu Menschen war, die anderen Völkern angehörten. Entschlossen klopfte Matariki an die Tür zu Doortjes Wohnbereich und trat gleich darauf ein, als sie keine Antwort vernahm. Die junge Frau hockte auf dem Rand ihres Bettes, zusammengekrümmt, aber trockenen Auges. Hatte sie doch nicht geweint?
    »Kann ich helfen?«, fragte Matariki sanft. »Kevin kann manchmal aufbrausend sein, ich weiß. Das ist das irische Temperament, sagt meine Mutter immer. Das hat er von unserem Vater.« Sie lächelte Doortje zu und setzte sich neben sie. »Jetzt beruhigen Sie sich erst mal, und dann erzählen Sie mir, was Sie bedrückt.«
    Doortje stand auf. Die Rückkehr zu einer förmlicheren Anrede schien ihr gutzutun, aber neben einer Farbigen zu sitzen … Sie warf nervös einen Blick in den Spiegel.
    »Ich sehe schrecklich aus«, flüsterte sie. »Man wird es mir ansehen …«
    Matariki runzelte die Stirn. »Was wird man Ihnen

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