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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Hunger. Im Gegenteil, dem Lazarett wurde sofort ein Küchenwagen zur Verfügung gestellt, nachdem sich herausstellte, dass die VanStout-Frauen tatsächlich nicht bereit waren, auch nur die kleinste Handreichung für die Ärzte zu tun. Barrister versuchte es daraufhin noch einmal mit einem Friedensangebot. Er lud die Familie VanStout zu einem Essen mit seinen Offizieren ein. Doortje nahm es ihm allerdings schon übel, dass er dazu augenzwinkernd die Küche der VanStouts requirierte.
    »Lassen Sie unseren Koch mal zaubern, der kann das! General Buller zählte ihn jedenfalls zu seinen Lieblingen. Aber in so einem Küchenwagen kann sich sein Genie nicht entfalten …«
    Doortje, Johanna und ihre Mutter nahmen das schweigend hin, räumten mit verkniffenen Gesichtern ihren blitzsauberen Wirkungsbereich und verzogen sich zum Fluss, um zu waschen.Die kleinen Jungen zog es schon eher in Richtung Küche, sie schnupperten den Bratendüften nach, sicher lief ihnen das Wasser im Munde zusammen. Auf der Farm der VanStouts musste niemand hungern, aber Fleisch gab es zweifellos schon lange nicht mehr. Die Frauen mochten zwar auch Schweine und Ochsen in Sicherheit gebracht haben, aber mit der englischen Armee um die Ecke würden sie kaum ein Schlachtfest wagen. Und so gut Doortje auch schießen mochte – Kevin traute der couragierten Burin da einiges zu –, sie würde sich bestimmt nicht mit einem Jagdgewehr erwischen lassen.
    Die Lammbratendüfte waren unwiderstehlich, aber dennoch erschien niemand von den VanStouts zur verabredeten Zeit an der festlich gedeckten Tafel.
    »Es war ein Versuch«, seufzte Barrister und entkorkte eine Flasche Wein. »Aber ich hätte es mir gleich denken können. Diese Dorothea ist ein harter Brocken … und Mutter und Schwester sind es nicht minder.«
    »Die Schwester ist obendrein eine Giftspritze«, bemerkte Tracy, der die VanStouts mitunter belauschte. »Sie hat ihre Augen überall, und wenn die kleinen Jungen oder einer der Schwarzen auch nur einen Ansatz von Entgegenkommen uns gegenüber zeigt, trägt sie es Doortje sofort zu. Die rügt das dann spätestens bei ihren Gottesdiensten. Die kleine Nandé fürchtet den Engel mit dem Flammenschwert schon hinter jedem Hügel.«
    »Dabei ist die ein ganz nettes Ding«, meinte Kevin, dem die schwarze junge Frau oft leidtat.
    Inzwischen hatte sich auch Nandés Bruder wieder auf der Farm eingefunden, und die zwei arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf den Feldern. Doortje trieb sie gnadenlos an, schenkte sich selbst und ihrer Familie allerdings auch nichts. Johanna blieb meist bei ihrer Mutter in der Küche, um der Blinden zur Hand zu gehen, aber die kleinen Jungenmussten bei der Ernte helfen. Das Hilfsangebot zweier bislang unbeschäftigter neuseeländischer Pfleger, die beide vom Land kamen und sich den weiblichen Wesen gegenüber ritterlich zeigten, wehrte sie dagegen empört ab. Nandé hätte es sicher angenommen. Sie wirkte völlig erschöpft, wenn sie abends vom Feld kam, aber man erwartete von ihr, jetzt noch beim Familienessen zu servieren, Wasser zu schleppen und andere Hausarbeiten zu erledigen. Bevor sie selbst etwas zu essen bekam, wurde es oft späte Nacht – und wahrscheinlich musste sie es sogar gesondert zubereiten. Die VanStouts teilten nie das Essen mit ihren schwarzen Arbeitern. Sie ließen sie sicher nicht hungern, aber eine gemeinsame Küche wäre völlig undenkbar gewesen.
    »Na, na!«, lachte McAllister und drohte Kevin mit dem Finger. »Da verliebt sich doch nicht gerade jemand in schwarzes Kraushaar? Aber ich warne Sie, man sagt, diese Zulu-Frauen wären nicht sehr leidenschaftlich …«
    Die Ärzte wussten inzwischen, dass Nandé eine reinblütige Zulu war. Ihr Name war auch keine Verballhornung von Nancy oder Suzanne, wie Kevin zuerst gedacht hatte. Tatsächlich, so hatte sie ihm anvertraut, war sie nach der Mutter des legendären Königs Shaka Zulu benannt worden.
    Kevin hob ehrlich erstaunt eine Braue. »Ich? Verliebt in Nandé? Ich bitte Sie, die kleine Schwarze ist doch noch ein Kind …«
    Dr. Tracy, der eigentlich nie zotige Bemerkungen machte, sich inzwischen aber oft als scharfer Beobachter erwiesen hatte, lächelte.
    »Natürlich«, bemerkte er. »Dr. Drurys Haltung ist da über jeden Zweifel erhaben.« Tracy nahm einen langsamen Schluck aus seinem Weinglas, bevor er fortfuhr. »Aber Sie haben ein Auge auf die junge Miss Doortje geworfen.«
    Kevin hätte sich fast an seinem Lammbraten verschluckt.

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