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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nicht mit ihnen rumärgern muss.«
    Als Kevin auf die Farm der VanStouts ritt, stand der Planwagen vor dem Haupteingang – von den Insassen war allerdings ebenso wenig zu sehen wie von den Wachsoldaten. Kevin hoffte, dass er beide in den improvisierten Operationsräumen und Krankensälen wiederfinden würde, aber tatsächlich traf er da nur die Soldaten in heftiger Diskussion mit den Doktoren Barrister und McAllister.
    Kevin begrüßte seinen Oberstabsarzt und seinen Kollegen. »Sie haben’s schon gehört«, meinte er mit Blick auf die Soldaten. »Wir müssen noch mal operieren. Anriss der Oberschenkelarterie. Wenn wir uns nicht ranhalten, wird der Patient verbluten. Wo ist er denn?« Kevin sah sich um.
    »Es war wirklich nicht unsere Schuld«, rechtfertigte sich der Soldat, der den Planwagen aus dem Lager gelenkt hatte. »Ich dachte doch … die Frauen schienen sich ja zu kennen, und es würde sicher niemand was dagegen haben, wenn sie die Krankenpflege selbst übernähmen …«
    »Welche Frauen?«, wunderte sich Kevin.
    »Die Leute aus dem Planwagen und die VanStouts«, präzisierte McAllister. »Wenn ich die Männer hier richtig verstanden habe, haben sich unsere Gastgeberinnen der Neuankömmlinge angenommen. War wohl eine herzliche Begrüßung, der Private meint herausgehört zu haben, sie wären vielleicht verwandt. Jedenfalls haben sie die Männer von ihren Schwarzen ins Haus tragen lassen – und jetzt verschanzen sie sich in einem der Kinderzimmer. Messer zwischen den Zähnen und zu allem bereit …«
    »Was?«, fragte Kevin entsetzt. »Und das haben Sie zugelassen?«
    Der Soldat zuckte die Schultern.
    »Es war zweifellos ein Fehler«, gab der Ranghöhere zu. »Aber wie gesagt, wir haben uns nichts Böses dabei gedacht … Diese Frauen von der Farm, die haben doch immerhin das Hospital hier zugelassen und …«
    »Schon gut«, seufzte Kevin. »Wie kriegen wir sie da jetzt wieder raus?«
    McAllister zuckte die Schultern. »Gar nicht«, sagte er kurz. »Sie haben zwar keine Feuerwaffen, aber sie haben Küchenmesser. Und sie drohen, sich eher selbst zu entleiben, bevor sie zulassen, dass ein englischer Arzt ihre Männer berührt. Vorher würden sie allerdings kämpfen … Und ich bin überzeugt, das täten sie. Männer ohne Gewehre hereinzuschicken wäre fahrlässig. Und mit Gewehren? Wie es aussieht, müssten wir erst die Frauen erschießen, bevor wir uns um die Männer kümmern können. Ob es das wert ist?«
    »Es geht ums Prinzip!«, erklärte Kevin. »Wir sind die englische Armee, verdammt noch mal! Wir können uns doch nicht von ein paar Frauen auf der Nase herumtanzen lassen! Können wir sie nicht überrumpeln?«
    McAllister schüttelte den Kopf. »Nein. Das hat einmalgeklappt, ein zweites Mal fallen die nicht darauf rein. Sie haben auch den Raum schon geschickt ausgesucht. Die einzige Möglichkeit, sie rauszuholen, wäre, zu stürmen. Und dann können wir dem Oberkommando hinterher erklären, warum wir drei oder vier Frauen erschießen mussten.«
    Kevin biss sich auf die Lippen. »Aber es muss eine Möglichkeit geben«, sagte er verzweifelt – und hielt inne, als Barrister nun endlich das Wort ergriff.
    »Es geht um’s Prinzip, Dr. Drury, das haben Sie schon ganz richtig erkannt«, bemerkte der Oberstabsarzt. Seine langen Finger fuhren nervös durch seinen kurzen Schnauzbart. »Aber vielleicht weniger um militärische Prinzipien. Wir sind Ärzte, Drury, zu uns kommen die Menschen, wenn sie geheilt werden wollen. Wenn sie nicht geheilt werden wollen, bleiben sie weg. Oder gehen zu Wunderheilern und Gesundbetern. Im Zivilleben zwingen wir da keinen. Aber jetzt wollen Sie den Patienten mit Gewalt auf Ihren Operationstisch zerren? Das geht nicht, Drury, das müssen Sie einsehen. Sosehr es mir leidtut, der Staff Corporal hier sagt, der Junge sei wohl noch keine zwanzig. Aber er ist in der Obhut seiner Mutter, und sie muss entscheiden. Uns sind da die Hände gebunden.«
    Kevin wollte etwas erwidern, aber im Grunde sah er ein, dass sein Vorgesetzter Recht hatte. Ebenso wie Angus. Es wäre unfair, das Leben von Soldaten oder Krankenpflegern zu gefährden, indem man sie zwang, diese zu allem entschlossenen, mit Messern bewaffneten Frauen zu überwältigen. Wenn da nur nicht das Gesicht dieses Jungen gewesen wäre.
    »Ich würde zustimmen, Dr. Barrister, wenn es wirklich die Entscheidung des Patienten wäre«, sagte er langsam. »Aber diesen Mann da drin hat keiner gefragt. Will er wirklich

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