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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sterben?«
    Barrister zuckte die Schultern. »Fragen Sie ihn, wenn Sie können, Drury. Oder sprechen Sie mit den VanStouts. Wir können jederzeit operieren. An uns liegt es nicht.«

KAPITEL 6
    »Und dann bauten sie das Lager auf. Sie banden die Köpfe der Pferde und Ochsen aneinander, reihten die Planwagen hintereinander auf, um den Männern Deckung zu geben. Sie mussten einen Kreis bilden, und alle, Frauen und Kinder, sammelten Holz und Dornbüsche und verschlossen damit die Zwischenräume. Die Männer verankerten die Wagen im Boden und legten Musketen bereit. Die Frauen und Kinder luden sie nach, wenn die Männer gefeuert hatten … O ja, Thies, Waffen und Munition hatten sie, unsere Großväter! Sie wussten ja, dass sie um ihr Land würden kämpfen müssen, aber sie wussten auch, dass Gott mit ihnen war. Und so lasen sie noch einmal die Bibel und sprachen ein Gebet, bevor die Kaffern kamen. Noch als sie auf die Wagenburg zustürmten, riefen unsere tapferen Vorfahren Gott an, aber nicht in Angst, sondern voller Zuversicht, denn Er hatte sie hierher geleitet … Nein, Mees, die Kaffern hatten keine Gewehre, das hätte Gott nicht zugelassen! Die hatten nur Messer und Speere. Aber was für Speere! Lang und scharf wie Rasierklingen, und ihre Schilde waren riesig und mit Fellen bespannt. Und wie sie aussahen! Hunderte und Aberhunderte riesige Schwarze, fast nackt, bekleidet nur mit Lendenschurzen und Federn und die Körper grässlich bemalt!« …
    Doortje VanStout schloss die Bänder unter ihrer frischen weißen Haube. Dabei horchte sie mit halbem Ohr auf die Erzählung ihrer Mutter, die mit den jüngeren Geschwistern imWohnzimmer saß und von dem Großen Treck erzählte. Von Wagenburgen und Schlachten, von vielen Toten und schließlich vom Sieg. Von dem Land, das Gott den Buren verheißen und dann auch geschenkt hatte. Nur bezahlt mit dem Blut, das damals ganze Flüsse rot färbte.
    Doortje hätte diese Geschichten auch erzählen können, und irgendwann, wenn sie eigene Kinder hätte, würde sie es tun. Das verlangte die Tradition von ihr, das Wissen um die Landnahme musste lebendig gehalten werden. So lebendig, wie Bentje VanStout sie hier eben schilderte. Dabei war Doortjes Mutter nicht beim Treck dabei gewesen, nicht einmal Bentjes Eltern. Und ihre Großeltern mussten noch Kinder gewesen sein, als die »Voortrekker« am Kap aufbrachen, um das Innere des Landes in Besitz zu nehmen. Fortgetrieben von den Engländern, die Kapstadt erobert hatten und den Buren nun alles nehmen wollten: ihre Sprache, ihre Gesetze, ihre Kirche – und vor allem ihre Sklaven! So hatte Gott das nicht gewollt. Und so war man denn aufgebrochen, über die Berge, den Hausrat auf Ochsenkarren geladen, das Vieh von den Sklaven nebenher getrieben, bewacht von Reitern, die den Treck umkreisten. Des Nachts hatte man Wagenburgen gebildet, um sich gegen wilde Tiere zu schützen. Und gegen die Schwarzen, die nicht einsehen wollten, dass Gott die Siedler geschickt hatte. Er strafte sie dafür grausam: Allein in der Schlacht am Blood River waren dreitausend Zulu-Krieger gefallen. Während der Herr seine Hand über die Buren hielt. Kein einziger Toter und nur drei Verwundete!
    Doortje erinnerte sich dunkel, am Anfang einmal gefragt zu haben, warum Gott nicht gleich die Engländer hätte vernichten können. Oder die Zulu-Kaffern erst gar nicht erschaffen. Nützlich waren die ohnehin nicht, nur wenige eigneten sich zur Arbeit auf den Farmen, und auch die machten nur Unsinn. Sie grollte Nandé immer noch wegen ihres Versagens bei der Verteidigung der Farm. Bentje hatte darauf eine Antwort gehabt, auch wenn Doortje sich an den Wortlaut nicht mehr erinnerte. Sicher war es auch eine dumme Frage gewesen – über die man besser nicht länger nachdachte. Genauso wenig wie darüber, warum die Engländer auch jetzt wieder siegten. Denn das taten sie, Tante Jacoba und Kusine Antina hatten es gesagt. Die Engländer hatten das Kommando aufgerieben, zu dem Ohm Jonas und Vetter Cornelis gehört hatten, und nun fehlte von Tante Jacobas Mann jede Spur, Antinas Gatte Willem war schwer verletzt, und Cornelis lag im Sterben. Wenn man dem englischen Arzt glauben konnte. Tante Jacoba und Kusine Antina meinten allerdings, es gehe ihm schon besser. Die Blutung hatte jedenfalls aufgehört. Und gleich würden sie noch einmal alle zusammen für ihn beten.
    Doortje tastete die Spitze rund um ihre Haube ab und überprüfte, ob ihr Haar züchtig darunter verborgen war. Gerade

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