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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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Zähne.
    Jack taumelte rückwärts, dann beugte er sich vornüber und drückte beide Hände ans Kinn.
    Entsetzt hob Malaika die Hand zum Mund und ließ die Papiere los, die wieder auf den Boden flatterten. Ihre dicken Zöpfe hatten ihren Kopf geschützt, aber der Schlag gegen Jacks Kinn musste heftig gewesen sein.
    »O Gott«, rief sie, beugte sich über ihn und gab besorgte Laute von sich.
    Er richtete sich auf und rieb vorsichtig sein Kinn.
    »O Sie armer Mensch! Ich bin eine so dumme …« Sie ging auf ihn zu und nahm sein Gesicht in die Hände. »Sind Ihre Zähne noch ganz?«, fragte sie und betrachtete seine Lippe. »Lassen Sie mich sehen.« Sie schob ihre Finger unter seine Hand und zog sie weg. »Oh, das muss wehgetan haben.«
    Sie spürte, wie seine Finger, die mit ihren verschlungen waren, sie fester packten, und wurde sich bewusst, wie nahe sie ihm war. Sie zog eine Hand zurück, aber er hielt die andere an seinen Mund.
    »Sie haben mir nicht wehgetan.« Er legte die Hand wieder auf ihren Rücken, wie auf der Tanzfläche, aber in seinen Augen stand etwas anderes, und sie erkannte, dass diese Augen grünbraun waren und nicht stahlgrau, wie sie zuerst angenommen hatte.
    »Sind Sie … sind …«, begann sie und spürte den Druck seiner Brust an ihren Brüsten.
    »Es geht mir gut«, signalisierten die grünbraunen Augen.
    Einen Moment lang war sie sicher, dass er sie küssen würde. Es war ein Moment, in dem sie von Panik erfasst wurde, denn sie wusste nicht, ob sie Jack wegstoßen oder den Kuss erwidern sollte. Aber dann ließ er den Blick von ihren Augen zu ihren verschränkten Fingern gleiten. Er löste sich von ihr und ließ ihre Hand sinken.
    Es war, als hätte er sie geschlagen.
    Sie griff nach ihrer Handtasche und rannte zur Tür.

Kapitel 18
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Die jährliche Wanderung der ostafrikanischen Pflanzenfresser ist am besten von September bis November zu beobachten und wird von der Rückkehr der Passat-Regenfälle ausgelöst, die im Indischen Ozean vor der kenianischen Küste beginnen.
    Ein unwiderstehliches feuchtes Aroma treibt nach Westen zu den staubigen Ebenen der Serengeti. Dieser Sirenengesang lockt grasende Tiere zu Hunderttausenden an, Zebras, Thomson-Gazellen, Impalas, Kuhantilopen, Büffel, Giraffen. Und Gnus. Ganz besonders die Gnus.
     
     
    J ack war ziemlich sicher, dass er gehört hatte, wie ein Gnu furzte. Nicht, dass er ein Experte gewesen wäre. Tatsächlich wurde ihm klar, dass er trotz der endlosen Stunden, in denen er als Junge das Königreich der Wildnis studiert hatte, absolut nichts über Gnus wusste. Also hätte es auch etwas anderes sein können. Zum Beispiel ein Husten. Sehr wahrscheinlich ein Husten.
    »Mörp.«
    Da war es wieder.
    »Mörp.« Diesmal von einem anderen. Nun, es war vielleicht kein Furz, aber sicherlich auch keine Kommunikation. Die Herde schlenderte umher, umgeben von beinahe kompakt wirkenden Staubwolken, und starrte den stehenden Landrover an. Gnus schienen noch weniger Hirn zu haben, als Jack von Dokumentationen in Erinnerung hatte. Eng zusammenstehende Augen, dümmliche Gesichter. Ein wiederkäuender, geistloser Haufen, der die grasbewachsenen Ebenen des Masai-Mara-Wildreservats durchstreifte.
    Jack war froh, dass er das mit dem Furz Bear gegenüber nicht erwähnt hatte, der kurz an einem Wegweiser angehalten hatte, bevor er den Landrover wieder in den ersten Gang schaltete und auf die Grenze zufuhr. Man hätte Bear wirklich nicht als sanftmütigen Menschen bezeichnen können. Er war höflich, ja, aber hinter einer zivilisierten Fassade lauerte stets so etwas wie mühsam beherrschte Aggressivität. Zu behaupten, dass sein Dr. Jekyll sich hinter einem Lenkrad in einen Mr. Hyde verwandelte, würde zu weit gehen. Aber Bear hatte, wenn er auf dem Fahrersitz saß, keine Zeit für Dummheiten. Den Furz zu erwähnen hätte ihn auf eine harte Probe gestellt.
    Sie waren auf dem Rückweg aus Kisumu, wo Jack bei Joseph Onunga, dem Provinzkommissar, den er bei seinem ersten Besuch in der Stadt bestechen musste, Papiere unterzeichnet hatte. Bear hatte eine Ausrede gefunden, um mitzukommen, und dann einen Abstecher durch den Mara zum Serengeti-Nationalpark vorgeschlagen, bevor sie nach Hause zurückkehrten.
    Jack wurde gegen die Beifahrertür geschleudert, als das Auto über eine Reihe von Spurrillen bockte. »Lieber Gott, Bear, wieso hast du es so eilig?«
    Falls er eine Antwort gab, ging sie im Röhren des Dieselmotors

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