Die Tränen der Massai
erstaunt.
»Ja. Das scheint dich zu überraschen.«
»Das tut es. Es ist einfach … es ist so förmlich für jemanden wie dich. Das Haus, die Rosenbeete, selbst der Gärtner trägt eine Uniform.«
»Das ist das System. Und es funktioniert. Oh, ich weiß, es ist modern, das alles als kolonialistischen Mist abzutun, aber die verdammten Briten haben hier ein funktionierendes System entwickelt.«
»Na wunderbar! Sprichst du hier über die Wohltaten des Kolonialismus?« Jack fragte sich, ob es für eine ernste Diskussion nicht noch zu früh am Tag war.
»Nein, nicht dieses System. Was ich meine ist … nimm Haushaltshilfen. Die Briten haben die besten Diener ausgebildet. Es gibt nicht mehr viele wie den alten Henry. Ein Teil davon war koloniale Tradition. Uniformen. Die Förmlichkeit.
Bwana
Bear. All dieser Mist. Aber es schlägt sich auch in allem anderen nieder. Seht euch nur das Haus an.« Er machte eine ausholende Geste. »Ein steiles Dach, damit der Schnee abrutscht. Kleine Fenster, damit die Wärme drinnen bleibt. Für England perfekt. Für die Tropen wirklich dumm, oder? Aber die Briten haben keine Zugeständnisse gemacht. Diese Formel hat Großbritannien groß werden lassen. Warum es also ändern?«
»Aber das hier, das ist heutzutage doch nur noch Quatsch, oder?«, fragte Jack. »Warum nicht auch Tropenhelme und Wickelgamaschen, wenn wir schon damit anfangen?«
»Ich will einfach nur sagen, dass dieses System das Leben für alle einfacher macht. Wir kennen alle unseren Platz.« Er ließ das Eis in seinem Glas klirren. »Und es gibt Regeln für uns alle. Ich behandle meine Leute mit Respekt. Ich bezahle gerechte Löhne. Sie stehlen vielleicht hier und da ein paar Lebensmittel, aber sie erledigen ihre Arbeit.«
»Ich habe viele dieser altmodischen Häuser in der Stadt gesehen, Bear«, sagte Malaika, »aber ich war nie in einem.«
»Soll ich eine Führung veranstalten? Klar. Folgt mir.« Bear führte sie zuerst in die Küche, die groß und einfach war. An einer Wand gab es einen elektrischen Herd, an der anderen einen Kühlschrank von der Größe eines Lkws. Ein kleiner Tisch und ein einzelner Stuhl standen in der Mitte. Der Boden war im Stil der fünfziger Jahre mit kleinen weißen, glasartigen Kacheln gefliest. Überall sonst im Haus gab es auf Hochglanz gebohnerte Parkettböden und zahlreiche Orientteppiche.
Im Wohnzimmer standen ein großes, verspiegeltes Sideboard, ein Sofa und drei dick gepolsterte Sessel mit Blumenmuster. Ein Rauchtischchen ragte neben der Armlehne eines dieser Sessel auf. Auf dem Kaminsims standen zwei silbergerahmte Fotos. Eines davon, das Foto eines jungen Mädchens, war zu Sepiabraun verfärbt, auf dem anderen war eine weißhaarige Dame in einem Kleid mit Spitzenkragen und Manschetten zu sehen. Bear erklärte, dass beide Fotos seine Mutter zeigten. In der geometrischen Mitte des Raums stand ein Tisch mit Glasplatte, auf dem ein paar Zeitschriften ordentlich aufgestapelt waren.
World Boxing News
lag obenauf.
Das Esszimmer war gerade groß genug für einen ovalen Tisch und acht Stühle. Es würde schwierig sein, sich zwischen dem Geschirrschrank und den hochlehnigen Stühlen hindurchzuzwängen.
Nussbaumschränke dominierten drei der Schlafzimmer, in denen sich jeweils ein einzelnes Bett befand. Das Hauptschlafzimmer war viel größer und hatte ein Fenster zum Garten hinaus. Ein stummer Diener und eine orientalische Truhe waren neben dem riesigen Himmelbett die Hauptmöbel. Moskitonetze hingen an den Bettpfosten wie gereffte Segel, bereit, gesetzt zu werden und das Bett aus den Erkerfenstern zu tragen.
Bear beendete die Führung am Pool. Die Vormittagssonne brannte heiß.
»Kommt, lasst uns schwimmen«, sagte Malaika.
»Viel zu kalt für mich«, widersprach Bear. »Außerdem muss ich uns noch ein bisschen Champagner besorgen. Aber macht ruhig, was ihr wollt.«
Bear hatte Recht: Der Pool war eiskalt. Malaika schrie leise, als sie am flachen Ende hineinging, einen Schritt nach dem anderen. Jack nahm Anlauf, sprang und kam brüllend wie ein Seelöwe wieder an die Oberfläche.
»Ho! Ist das kalt!«
»Jack, du hast mich nassgespritzt!«
»Ich werde noch mehr tun als das, wenn du nicht von der Treppe herunterkommst.«
Sie tauchte ins Wasser, als er auf sie zuschwamm. Eine Wasserschlacht folgte, und dann umarmten sie einander lachend. Jack zog Malaika an sich und wirbelte sie um sich herum. Er spürte ihre Brüste durch den dünnen Bikinistoff.
Er knabberte an ihrem Hals und
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