Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
Vom Netzwerk:
Weile und betrachtete den Whisky, der in seinem Glas schwappte. »Dann hab ich die Waffe neben sie in den Sand geworfen. Ich sagte so etwas wie:
Du bist krank.
Und dann bin ich gegangen.
    Ich war etwa auf halbem Weg zum Hotel, als ich es hörte. Ich wusste, dass es ein Schuss war. Ihre Waffe. Zuerst dachte ich:
Die blöde Kuh versucht, mir Angst einzujagen,
aber ich bin zurückgelaufen. Sie war … ihr Kopf …« Er trank einen Schluck Whisky. »Blut und Hirn überall auf dem Sand.«
    »O Mann …«
    »Ja. O Mann. Ich bin also zurück ins Hotel gelaufen, um es jemandem zu sagen. Ich meine, sie war eindeutig tot, aber ich musste es jemandem sagen, klar? Dann denke ich:
Wie wird es aussehen?
Selbst wenn sie es selbst getan hatte, was konnte ich sagen? Ich bin wieder zu … zu ihrer Leiche gegangen.« Er stellte das Whiskyglas auf den Tisch. »Ich hab die Waffe genommen und sie irgendwie abgewischt. Hab wahrscheinlich alles falsch gemacht … Dann habe ich sie ihr wieder in die Hand gedrückt.« Er sah Bear in die Augen. Suchte nach Mitleid oder Tadel.
    »Und dann?«
    »Und dann bin ich in mein Zimmer gegangen. Bin zurückgeschlichen wie ein räudiger Hund.«
    Bear konnte sehen, dass Jack versuchte, seine Miene zu deuten, dass er einen Kommentar erwartete. Aber diesmal fiel ihm nichts ein. Er konnte seinem Freund keinen Trost bieten, er konnte nur mitleidig den Kopf schütteln und war sich schmerzlich bewusst, wie Jack sich fühlen musste. Er hatte einen schrecklichen Fehler gemacht. Einen Fehler, der einem, von der eigentlichen Tragödie einmal abgesehen, auch noch das Gefühl gab, dass diese sinnlose Dummheit einem etwas Wichtiges genommen hatte.
    Als Bear nichts sagte, schnappte sich Jack das Glas vom Tisch und trank den restlichen Whisky. Er verschluckte sich und hustete so heftig, dass er das Gesicht verzog und ihm Tränen über die Wangen liefen. Er schlug die Hände vors Gesicht, bis er aufhören konnte zu husten.
    Bear atmete tief durch. »O Mann … o Mann.« Dann hob er die Hand und hielt einen Augenblick inne, bevor er sie auf Jacks Schulter legte. »Zumindest hattest du keinen Anteil daran.«
    »Keinen Anteil daran? Soll das ein Witz sein? Ich hätte es verhindern können. Ich hätte ihr die Waffe abnehmen und in den Pazifik werfen können. Ich hätte erkennen müssen, dass sie verrückt war!«
    »Wie hättest du das wissen sollen? Wenn sie es tun wollte, hätte sie es getan, mit dir oder ohne dich. Gab es Ermittlungen? Polizei?«
    »Ich bin am nächsten Tag nach Sydney zurückgekehrt. Ich kam mir vor wie eine Ratte, aber wenn ich mit ihnen gesprochen hätte, nachdem ich zuerst weggelaufen war, wie hätte das ausgesehen? Und kannst du dir die Erklärung vorstellen? Wer würde schon glauben, dass irgendjemand so dumm sein sollte? Ich musste verschwinden. Ich habe es nicht geschafft. Ich bin nicht damit zurechtgekommen.«
    »O Mann …«
    »Verdammt, Bear, ist das alles, was dir einfällt?«
    »Ich …«
    »Ach, vergiss es!« Jack stürmte in den Garten davon.
     
    Als es langsam dunkel wurde, begann Malaika, sich Sorgen zu machen, und sie ging zum Empfang, um auf Jacks Rückkehr von der
Safari
zu warten. Als sie dort eintraf, fand sie zu ihrer Überraschung die Gruppe an einem großen Tisch im Essbereich – Jack hatte gesagt, er würde sie in der
Banda
abholen, sobald sie zurückkehrten.
    Bear stand auf und kam auf sie zu, bevor sie den Tisch erreichte.
    »Hallo, Bear«, sagte sie. »Wie war die
Safari?«
    »
Großartig. Okay.«
    Sie wartete auf mehr, aber Bear gab sich damit zufrieden.
    »Wo ist Jack?«, fragte sie.
    »Da drüben.« Er nickte zur Theke hin. Jack saß dort allein und trank. Malaikas Lächeln verschwand.
    Bear zuckte angesichts ihrer verdutzten Miene die Achseln. »Ich weiß auch nicht. Wir hatten ein kleines Problem mit zwei Elefantenbullen. Kein großes Drama. Aber Jack hat auf sie geschossen, und das Gewehr ist in seinen Händen explodiert.«
    »Mein Gott! Ist er in Ordnung?« Sie ging auf die Theke zu.
    Bear packte sie am Arm. »Ja. Ich meine, er ist nicht verletzt, aber er ist ein bisschen betrunken. Wir hatten eine Diskussion. Na ja, wir haben uns gestritten.«
    »Worüber?« Sie versuchte, seinen Blick zu deuten.
    »Oh, es ist schon wieder in Ordnung. Aber du solltest wissen, dass er vielleicht ein bisschen gereizt ist.«
    »Um was ging es denn?«, fragte sie wieder.
    »Um nichts. Ich dachte nur, er könnte ein bisschen Aufmunterung brauchen, und er hielt das für einen

Weitere Kostenlose Bücher