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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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keine Sorgen zu machen brauchte. Er konnte sogar die Sache mit den Fingerabdrücken vergessen – selbst wenn er welche an der Waffe hinterlassen hatte. Die Position des Laufs, der Eintrittswinkel der Kugel, Verbrennungen: Jeder Fachmann, der sein Geld wert war, würde feststellen, dass es Selbstmord gewesen war.
    Ein leichter Wind bewegte das Gebüsch, das Bear umgab. Diese tiefe Stille war nicht unterbrochen worden, seit der Laster vor etwa einer halben Stunde auf dem Weg hinter ihm nach Westen gerollt war.
    Es gab nur eine Sache an Jack, die Bear weiterhin beunruhigte. Er schien seine Gefühle für Malaika immer noch zu leugnen. Bear zweifelte nicht daran, dass sein Freund bis über beide Ohren verliebt war. Er hatte es oft genug selbst erlebt, um die Symptome zu erkennen. Aber Jack schien diesen Teil in sich abgeschaltet zu haben. Die Frau in Honolulu hat ihn wirklich erschüttert, dachte Bear. Es war eindeutig, dass sie hatte sterben wollen, aber offenbar wollte Jack sich unbedingt die Schuld daran geben.
    Bear war sicher, dass Jack Liz und sich selbst einen großen Gefallen getan hatte, als er zu dem Schluss gekommen war, er müsse eine andere Welt erforschen, bevor es zu spät war. Es war besser, sich der unangenehmen Tatsache, dass er mehr vom Leben brauchte, als Liz ihm geben konnte, jetzt zu stellen, als die Beziehung langsam und quälend im Lauf von Jahren des Bedauerns sterben zu lassen.
    Jack hatte die Tragödie von O’Haras Tod offenbar vollkommen mit seinen Schuldgefühlen darüber vermischt, Liz das Herz gebrochen zu haben. Er musste beides voneinander trennen und mit jedem Problem gesondert umgehen. Bis er sich auf diese Weise öffnen konnte, besonders Malaika gegenüber, würden seine Gefühle weiterhin unter Verschluss bleiben.
    Ein Rascheln im Busch hinter dem Wagen lenkte ihn ab. Er schaute durch das hintere Fenster. Nichts. Wahrscheinlich nur ein paar Dik-Diks, die nach Futter suchten.
    Er beschloss, sich demnächst einmal in aller Ruhe mit Jack zu unterhalten, sobald sie nach Nairobi zurückgekehrt waren. Er wusste, wo das Problem lag. Malaika war so exotisch, so weit jenseits von allem, was dieser junge Australier gewohnt war, dass er wahrscheinlich fürchtete, es könnte eine Art Urlaubsromanze sein. Das Disneyland-Syndrom, wie Bear es gerne nannte: Angenehm für einen Besuch, aber konnte man so leben? Mit anderen Worten: Würde Malaika ebenso liebenswert, aufregend, begehrenswert oder was auch immer sein, wenn sie weiß wäre? Was Bear anging, so lautete die Antwort: Wen interessiert das schon? In seinem Fall hatte er die Antwort zu spät erhalten. Erst nach Violets Tod hatte er erkannt, dass er sie für das geliebt hatte, was sie war, und nicht für das, was sie nach außen hin schien. Jack, würde er sagen, Malaika ist schwarz. Das ist eine Tatsache. Nimm das Exotische einfach als Bonus. Die Frage ist: Liebst du sie? Ganz einfach. Das würde er sagen: Jack, liebst du sie?
    Er saß im dunklen Auto und brummte anerkennend. Das war ein guter Plan. Er wünschte diesen beiden Glück. Jeder hatte hin und wieder ein bisschen Glück verdient, und Bear musste zugeben, dass er im Lauf der Jahre einiges davon gehabt hatte. Sicher, es hatte Rückschläge in seinem Leben gegeben. Zum Beispiel hatte er seinen Vater verloren, bevor er ihn kennen gelernt hatte, und er war mit acht Jahren aus dem Haus geworfen und in die Hände von Internatslehrern gegeben worden. Es war hin und wieder hart gewesen. Und Violet zu verlieren … aber er hatte das Beste aus dem gemacht, was das Leben ihm zugeteilt hatte. Er hatte Glück gehabt, dass seine Mutter ihn in die USA geholt hatte. Und die Ausbildung, die er so gehasst hatte, hatte ihm schließlich eine gute Arbeitsstelle gesichert – eine, die ihm gestattete zu reisen. Dass er das Risiko eingegangen war, in Afrika zu bleiben, gehörte zu den besten Entscheidungen, die er je getroffen hatte.
    Er kippte die Sitzlehne zurück und lehnte den Kopf an die Kopfstütze. Ein leichter Wind, der durchs Fenster hereinwehte, zauste die dünnen grauen Strähnen auf seinem Kopf. Es war immer schwierig, die verdammten Haare an Ort und Stelle zu halten. Er war dauernd damit beschäftigt, sie wieder zurechtzustreichen. Zur Hölle damit. Er schloss die Augen. Es war gut, in Afrika zu sein.
     
    Das Mondlicht wurde von einer dünnen Wolkenschicht gedämpft. Jack huschte von Felsen zu Felsen über den Bach, bis er den
Boma-
Zaun erreichte. Der Zaun verbarg ihn kaum, aber es gab

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