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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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steinigen Strand zwischen massiven Granitfelsen hing. Hamis kam mit Malaika auf der Hüfte auf sie zu; die Kleine hatte den Kopf an seine Brust gelegt. »Es ist so … wunderschön«, sagte Penina und schaute über die flache graue Wasserfläche. Goldene Strahlen gingen vom Ufer aus und zuckten über die Wellen, die der warme Wind aufwirbelte.
    »Der Viktoriasee«, sagte er. Wasserhyazinthen bildeten grüne und lila Flöße an der windgeschützten Seite von zwei großen Felsen einen Steinwurf vom Ufer entfernt. Büschel dicker Papyrusrohre bewegten sich in der sanften Dünung. Wellen brachen sich mit beruhigender Regelmäßigkeit am Kiesstrand. Penina verspürte das überwältigende Bedürfnis, in das läuternde Wasser zu laufen und alle Erinnerungen an Isuria wegzuwaschen. Bis auf zwei: ein Junge, der kurz davor stand, zum Mann zu werden, und eine magische alte Frau, die diesen Ort bereits in einer Vision gesehen hatte, die sie nur schwer hatte beschreiben können, denn selbst sie hatte sich nicht vorstellen können, dass es etwas so Schönes wirklich gab.
    Ich habe dich zwischen großen Steinsäulen gesehen, die aufrecht stehen wie Krieger und das Wasser beschützen, das aus einem goldenen Himmel fließt, und es ist so gewaltig, dass man das andere Ufer nicht sehen kann. Es gibt hohes Ried mit Spitzen wie die Federn des Kronenkranichs. Lila Blüten umgeben dich. Das große goldene Wasser bewegt sich, aber es hat keine Strömung. Es hebt und senkt sich wie ein Herz.
    Ich weiß, an diesem Ort wirst du in Sicherheit sein, und du wirst Liebe bei dem Mann finden, der dich dorthin führt.
    Finde das Wasser des schlagenden Herzens, und du wirst den Frieden finden, den du suchst.

Kapitel 15
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Kericho mit seinen hoch gelegenen, hügeligen grünen Feldern ist die Teehauptstadt Kenias.
    Beinahe zu jeder Tageszeit kann der Tourist Gruppen von Frauen sehen, die durch die brusthohen Büsche waten, Blattspitzen pflücken und sie in die Körbe auf ihrem Rücken werfen.
     
     
    F ünfzehn Augenpaare beobachteten den weißen Landrover mit dem blauen Lorbeerkranz, der die Initalen UNDP auf der Tür umgab, als er den Parkplatz des Hotel Florence verließ. Er fuhr am Rand der stillen Straße entlang und kam dann ein paar Schritte hinter der Bushaltestelle ruckartig zum Stehen. Die fünfzehn Reisenden beobachteten das schweigend; einige saßen auf voll gestopften Koffern, andere wedelten sich mit improvisierten Fächern Luft zu. Alle Gespräche waren längst in der Nachmittagshitze verpufft. Sie warteten schon mindestens zwei Stunden auf den Bus. Solche Verspätungen waren keinem von ihnen neu, und sie ertrugen sie mit der Geduld, die Afrikaner aus ländlichen Regionen von Kind an lernen. Nur die junge Massaifrau in dem schwarzen Rock und der roten Bluse, die ihre Ledertasche in den schweren Schatten eines Baums gestellt hatte und die gesamte erste Stunde immer wieder an der Bushaltestelle auf und ab gegangen war, schien die Verspätung nicht akzeptieren zu können. Sie hatte sich schließlich in den tieferen Schatten unter dem Baum zurückgezogen.
    Das Eintreffen des Landrovers war eine willkommene Ablenkung für die Reisenden – wieder mit Ausnahme des Massaimädchens. Sie allein ignorierte das Auto.
    Ein metallisches Geräusch ertönte, dann fuhr der Wagen rückwärts und blieb abermals stehen, diesmal direkt vor der Bushaltestelle. Der
Mzungu
sah das Massaimädchen lange an. Die Handbremse knarrte, und fünfzehn Augenpaare beobachteten, wie der Mann die Tür öffnete, ausstieg und langsam über die Straße kam, den Blick weiterhin auf die junge Frau gerichtet. Er war groß und hatte Gesicht und Arme eines Mannes, der die Sonne gespürt hat. Seine Schultern waren breit und seine Bewegungen gut ausbalanciert, wie bei einem Krieger, der zum Kampf bereit ist. Keiner der Reisenden konnte die Gedanken hinter seinen grauen Augen lesen. Das leichte Schwingen seiner sehnigen braunen Arme legte Gleichgültigkeit nahe, aber seine Finger spielten mit dem Schlüsselring, als er neben dem Massaimädchen stehen blieb, und sein dünnes Lächeln war nicht so selbstsicher wie sein Schritt.
    Die junge Frau wich seinem Blick aus, als er etwas zu ihr sagte. Obwohl der
Mzungu
sie gut zu kennen schien, waren sie eindeutig kein Paar, denn sie blieb ihm gegenüber so distanziert, wie sie sich auch gegenüber ihren potenziellen Mitreisenden verhalten hatte.
    Er schob die Hände in die Taschen, sah sich um und

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