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Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tränen der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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richtete sich ein wenig auf und schob sich ein Kissen in den Rücken.
    »Stell dir vor, Alix«, sagte sie plötzlich und räkelte sich träge, »ich habe Jean getroffen.«
    »Du hast Jean gesehen? Dann hatte Alessandro also doch recht. Wie geht es ihm, Constance? Ich würde ihn so gern wiedersehen! Ich muss unbedingt nach Rom, ehe ich nach Frankreich zurückfahre.«
    »Mit seinen sechzig Jahren wirkt Jean jünger denn je. Er hat beschlossen, an der Seite des Pontifex zu kämpfen.«
    »Er wird sich nie ändern«, sagte Alix nachdenklich. »Jean ist bei jedem Kampf dabei. War er mit Alessandro zusammen?«
    »Ja, ich traf sie mit dem Papst in Genua, kurz bevor ich dort abgereist bin. Er wollte sich persönlich davon überzeugen, dass sich ihm die Genueser vollständig unterworfen haben und keine hinterhältigen Pläne schmieden, ehe er zu den französischen Truppen stieß, die vor Venedig stationiert sind.«
    »Hat Alessandro die päpstlichen Truppen finanziert, wie er es vorhatte?«
    »Davon hat Jean nichts zu mir gesagt.«
    »Wenn er seinen Auftrag erledigt hat, warum kommt er dann nicht zurück?«
    Constance lächelte ihre Cousine mitleidig an.
    »Wie kannst du so etwas fragen, Alix, wo du jetzt doch selbst
Geschäftsfrau bist? Deine Leidenschaft macht dich blind, Herzchen. Kannst du dir nicht vorstellen, dass ein Bankier, der solche Summen vorstreckt, und es ist weiß Gott teuer, eine ganze Armee zu unterhalten, die gesamten Kriegshandlungen überwachen muss? Ob eine Schlacht gewonnen oder verloren wird, hat natürlich nicht die gleichen finanziellen Auswirkungen.«
    »Du hast recht, wie dumm von mir!«, rief Alix und griff sich mit der Hand an die Stirn. »Ach, das macht mir alles solche Angst. Wann er wohl zurückkommen wird? Dabei hatte er mir versprochen, mich bei der Geburt unseres Kindes nicht allein zu lassen. Diesen Auftrag hätte er doch auch delegieren können. An Verwaltern und Beratern fehlt es ihm wirklich nicht. Außerdem hätte der Papst andere Florentiner Bankiers um Unterstützung bitten können.«
    »Alessandro Van de Veere muss ihn wohl am meisten überzeugt haben.«
    »Er hatte versprochen, bei mir zu bleiben!«
    »Alessandro ist nicht dein Mann, Alix«, wandte Constance vorsichtig ein. »Und selbst wenn, hätte das vermutlich auch nichts geändert. Ich glaube, du weißt nicht, wie Männer sind.«
    »Weißt du es denn?«
    »Besser als du bestimmt«, antwortete Constance lachend.
    Alix blieb der Mund offen stehen, und sie wusste nicht, ob sie lachen oder schimpfen sollte.
    »Nicht einmal Jacquou war da, als du deine Kinder zur Welt gebracht hast! Und du hättest seinen Trost weiß Gott gebraucht, als deine Söhne so schnell gestorben sind. Aber nein. Nichts. Weit und breit kein Jacquou!«
    »Wie hätte er das denn auch machen sollen?«
    »Maître de Coëtivy hat dich junges, unschuldiges Ding übelst behandelt. Er hätte seinen Vater zum Teufel schicken und bei dir bleiben müssen.«
    »Aber er war doch in Brügge, weil er seinen Meisterbrief brauchte.«
    »Ach was! Männer finden immer irgendeine Ausrede. Ich bitte dich, meine Liebe, Vor- und Nachteile dieser Geschichte gründlich abzuwägen, die zugegeben auch eine Liebesgeschichte ist. Ich finde es sehr ehrenhaft von Van de Veere, dass er dich so unterstützt. Aber das heißt doch um Himmels willen nicht, dass du ihm verfallen musst! Das bringt dir nichts, ganz im Gegenteil.«
    »Aber was soll ich denn nur tun?«, stöhnte Alix verzweifelt.
    »Bring dein Kind zur Welt, und denke nicht länger an ihn. Immerhin ist es in erster Linie dein Kind. Du kannst mir glauben, Alessandro wird dir genug Geld geben, damit du es großziehen kannst, aber bestimmt wird er es nicht so lieben, wie du dir das wünschst.«
    »Und wenn du dich täuschst?«
    »Ich täusche mich aber nicht. Er hat schon zwei Söhne von seiner Ehefrau und kommt für deren alles andere als billige Erziehung voll und ganz auf. Aber Gefühle entstehen erst viel später. Warum verlangst du, dass er es mit dem Kind einer seiner Maitressen anders macht?«
    »Einer seiner Maitressen!«
    »Liebe Alix, ich bitte dich! Du hast mir selbst gesagt, dass es in Flandern von ihm heißt, er hat in jedem Hafen eine Geliebte. Glaub mir, ein Mann kann mehrere Frauen lieben.«
    »Das gilt aber nicht für alle!«, protestierte die arme Alix verwirrt. »Jacquou hat nur mich geliebt.«
    »Ja, es gibt Ausnahmen, Alix. Und es gibt auch Frauen, die mehrere Männer lieben können.«
    »So wie du zum Beispiel!

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