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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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hörte die schweren Schritte auf dem Boden.
    »Du mieser Troll! Komm zurück!« Die Stimme der ersten Fackel klang ärgerlich. »Gib meinen Schülern wenigstens die Chance, etwas zu lernen!«
    Die Schritte wurden leiser, und jetzt war ein neuerliches Heulen zu hören, doch viel weiter entfernt.
    Die Fackeln kamen zurück.
    »Wir haben es geschafft«, ertönte die piepsige Stimme. »Wir haben es geschafft!«
    »Bul und ich haben es geschafft«, antwortete die andere Fackel gereizt. »Du hast dich doch wie üblich wieder ganz im Hintergrund gehalten. Aber das nächste Mal tauschen wir die Plätze, Vile, und dann kannst du dir mal die Zähne ausbeißen.«
     
    Ja, Freunde, es waren Loke und seine Schüler, die Karain retteten. Sie hatten den ganzen Weg von Erste Schneeflocke zurückgelegt und fast das Meer erreicht. Es war reiner Zufall, dass sie den Troll auf der Böschung entdeckt hatten, denn eigentlich waren sie dorthin gegangen, um nach Süßwurzeln zu graben, bevor der Frost den Boden zu hart werden ließ. Doch als Loke das Gebrüll hörte, zögerte er nicht. Er brachte Bile, Vile und Bul dazu, ihre Fackeln zu entzünden und sich mit ihren Umhängen zu tarnen. Dann rannten sie auf das Geräusch zu und überraschten den Erdriesen mit den Flammen, die er fürchtete wie sonst nichts auf der Welt.
    Karain vermochte sich, noch immer steif vor Angst, nicht zu bewegen. Die Waldgeister stapelten ein paar Zweige übereinander, zündeten sie an und hatten bald unmittelbar neben ihm ihren Lagerplatz aufgeschlagen. Sie saßen still da, während die Flammen ihre Gesichter erhellten. Karain, der soeben dem schrecklichsten Geschöpf entkommen war, von dem jemals in den Geschichten Krugants die Rede gewesen war, war nicht minder überrascht über die kleinen Moosmänner. Und die Waldgeister schielten zu ihm empor und fragten sich, was Karain für ein Wesen war, denn er ähnelte keinem Geschöpf, das sie zuvor gesehen hatten. Deshalb blieben sie einfach alle, wo sie waren: Karain mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen und die Waldgeister mit misstrauisch gerunzelter Stirn und zusammengezogenen Augenbrauen über ihren buschigen Bärten.
    Schließlich sagte Loke:
    »Ich glaube, er ist ein Hässling.« Und auch wenn Karain glaubte, der Moosmann sei der Ansicht, er sei hässlich, war das wirklich nicht das, was Loke meinte. Denn die Waldgeister haben zwei Namen für uns Menschen: Hässlinge und Das Große Volk.
    »Hässlinge haben keine Federn im Gesicht«, sagte Bile, und dann begannen sich die Waldgeister zu streiten, was für ein Wesen Karain war. Und Karain sah ihnen dabei zu und erkannte, dass sie ihm nichts Böses wollten. Sie hatten ihre Speere zu Boden gelegt, und Karain musste sich eingestehen, dass er die kleinen Krieger eigentlich recht nett fand. Schließlich kam Loke auf die Idee, das Geschöpf zu fragen, was es sei; so könnten sie dann auch herausfinden, ob es sprechen könne.
    Loke beugte sich dicht über das Feuer und drehte sein hell erleuchtetes Gesicht zu Karain hoch.
    »Ein Troll bist du nicht, denn Trolle fressen die ihren nicht. Bist du ein Teufel oder sonst irgendwie gefährlich?«
    Karain fühlte, dass er jetzt etwas sagen sollte, denn die vier Moosmänner starrten ihn über das Feuer hinweg an – und eines kann ich euch sagen, Freunde, ein Waldgeist kann selbst den wildesten Stier in Grund und Boden starren, wenn er es will.
    »Ich bin Karain«, sagte Karain, denn das war das Einzige, was ihm in dieser Situation einfiel.
    »Ein Karain«, sagte Loke bedeutungsschwer und nickte den anderen zu. »Und was macht ein Karain hier draußen in der Nacht? Trollfutter spielen?«
    »Trollfutter?«, wiederholte Karain und versteckte seine Hände unter seinen Achseln. Er wollte auf keinen Fall, dass sie glaubten, er sei ein Teufel. »Ich… Ich weiß nicht.«
    »Der Karein weiß es nicht«, wiederholte Loke.
    »Nein«, sagte Karain. Er konnte es nicht leiden, wenn sein Name falsch ausgesprochen wurde, denn er war nach seinem Großvater benannt. »Nicht Karein! Karain. Ich heiße Karain!«
    Loke kratzte sich am Bart.
    »Ich glaube…«, sagte er und schob sich seinen Hut in den Nacken, »du sprichst in der Sprache der Hässlinge… Du bist einer vom Großen Volk! Aber der Wundersamste, den ich seit langem gesehen habe.«
    Karain lächelte, denn obgleich ihn der Moosmann wieder Hässling genannt hatte, hatte es freundlich geklungen.
    »Vielleicht hat er Hunger«, sagte Bile und schnürte seinen Essenssack auf. »Ich

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