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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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verzerrte sich, und sein Mund verzog sich zu einem Halbmond.
    »Das ist das Dämonenkind«, flüsterte er.
    »Dämon… Dämon…« Das Wort huschte wie ein Rauschen durch die Menschenmenge, und einige begannen ihre Säbel zu zücken und rhythmisch in die Luft zu stechen.
    »Hört mir zu, gute Leute!« Der dünne Mann drehte dem Podium den Rücken zu. »Das ist der Dämon, der den Handel in Krugant verdorben hat! Die gleiche Teufelsbrut, die der Muru dort oben getötet hat! Jetzt ist es wieder zu neuem Leben erwacht und hierher gekommen, um uns zu schaden!«
    Karain wusste nicht, wohin er schauen sollte. Zum ersten und letzten Mal hatten die Tuurer und er das gleiche Ziel. Die Sklavenhändler ahnten, was geschehen würde, klemmten die Waldgeister unter den Arm und rannten zum Wagen. Muuner packte Karain an der Jacke und folgte ihnen, doch die Kretter waren bereits mit gezückten Säbeln auf das Podium gestürmt.
    »An der Ostküste ist es ihnen gelungen, die Dämonen loszuwerden!«, schrie der dünne Mann. »Macht es wie sie! Verbrennt sie!«
    Die Tuurer stellten sich um Karain und die Waldgeister herum. Sie wollten ihre Waren nicht so leicht aufgeben.
    »Verbrennt sie! Verbrennt sie!« Die Worte hallten in der ganzen Stadt wider. Durch die Beine von Muuner sah Karain, wie die Menschen wie Ameisen, die eine Schmetterlingslarve in ihrem Haufen entdeckt hatten, aus ihren Häusern quollen.
    Die Tuurer zogen Messer aus ihren Gürteln, doch es war zu spät, um zu kämpfen. Karain schloss die Augen, als sich die Meute auf sie stürzte. Er hörte sie schreien und spürte Blut auf sein Gesicht spritzen, bevor er von den stürzenden Körpern zu Boden gedrückt wurde. Dann wurde er gepackt, emporgehoben und an den Kleidern weggezerrt.
     
    Karain und die Waldgeister wurden durch die unbefestigten Straßen geschleppt. Unablässig wurden sie von den Krettern mit kleinen Steinen beworfen und mit Stöcken geschlagen. Wenn es etwas gibt, das die Kretter lieben, dann sind das Hinrichtungen. Wenn der Verurteilte schreit, sterben damit ihre eigenen Sünden für einen kurzen Moment. Ja, Freunde, ihr habt das sicher schon herausgehört, ich hasse die Kretter noch mehr als die Tuurer. Vielleicht nicht, weil sie in ihren Taten schlechter sind, aber die Tuurer nutzen ihre Boshaftigkeit nur für den Sklavenhandel und die Piraterie, während es die Kretter als ganzes Volk wirklich genießen, anderen Schmerzen und Leid zuzufügen.
    Karain weinte, als sie ihn auf den Scheiterhaufen zerrten und an den Pfahl banden, einen armdicken, verrußten Schiffsmasten, der ein paar Mannslängen über dem Boden gebrochen war. Auch die Waldgeister wurden auf den Scheiterhaufen geschleudert und mit Schlingen um den Hals festgebunden. Karain konnte die Ebenen, die hinter der Stadt lagen, erkennen und dachte, dass er, wenn er es nur stark genug wollte, aus den Fesseln entschwinden und dort hinten wieder auftauchen könnte. Und wieder spürte er diese Schmerzen im Arm. Es juckte und stach schlimmer als jemals zuvor. Er zerrte am Tau, doch einzig mit dem Ergebnis, dass sich die Waldgeister erbrachen, als sich das Tau um ihren Hals noch fester zuzog.
    Ganz Krett hatte sich um den Scheiterhaufen versammelt. Einige von ihnen trugen Fackeln, doch Karain erkannte, so ängstlich er auch war, dass sie auf etwas warteten, Sie blickten über ihre Schultern zurück, und schließlich kam zwischen den Buden ein Wagen zum Vorschein. Die Kretter jubelten, und Karain wusste, auf wen sie gewartet hatten. Es war ein Mädchen. Sie konnte kaum älter sein als er selbst.

Die Prophezeiung auf dem Hügel
     
    I ch rieche den Rauch der Fackeln, sehe, wie sich das Mädchen gegen die Umklammerung der Kretter wehrt, die sie auf den Scheiterhaufen hochzerren. Und ich lasse Karain ihre Hände spüren, so weich und kalt, während die Kretter sie an ihn fesseln. Ich lasse die Kretter Feuer an den Scheiterhaufen legen und verlasse sie, denn in der Hütte, bei Gamle und Volom-Kar, geschah etwas Merkwürdiges.
    Gamle riss die Augen auf. Er war nassgeschwitzt und außer Atem, und Volom-Kar kroch zu ihm herüber.
    »Sohn des Volkes der Großen! Rabenbruder!« Gamle rappelte sich auf und wedelte mit den Armen. Volom-Kar fiel zur Seite, als Gamle seine Hand ausstreckte und auf den Hüttenausgang zustapfte.
    »Sie sind in Gefahr!«, schrie er und presste seinen Bauch durch die beinahe vollkommen zugeschneite Öffnung. Er jammerte und heulte, während er mit seinen kurzen Beinen durch den Schnee

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