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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Rote Runde Wurzel wächst.«
    Er deutete über die Ebene, die vor ihnen lag und auf der der Bodennebel Erde und Himmel zu einem grauweißen Elfenland verschmelzen ließ.
    Karain warf einen Blick über seine Schulter. Noch immer kreisten die Vögel über der Stadt. Niemand folgte ihnen, und er glaubte, dass die Kretter genug damit zu tun hatten, die Vögel fern zu halten. Vögel waren schlimm wie Wölfe, wenn sie es nur wollten. Zu Hause hatte er gesehen, wie Möwen die Köpfe der Seeleute verletzen konnten. Aber dort waren es immer nur wenige zur gleichen Zeit, und sie griffen nur dann an, wenn die Seeleute versuchten, ihnen die Eier am Rande der Mole aus den Nestern zu stehlen. Schwärme wie diesen hatte er noch nie gesehen. Und warum hatten sie die Waldgeister, ihn und das Mädchen aus den Flammen gerettet? Er blickte in den Wagen zurück. Die Waldgeister verbargen ihre versengten Bärte unter ihren Händen. Vile weinte, und Bile hatte den Arm um die Schultern seines Bruders gelegt. Sie schienen genug mit sich und ihrem verlorenen Bartschmuck zu tun zu haben. Aber das Mädchen starrte ihn an, als hätte sie so etwas wie ihn noch nie gesehen.
    Karain widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Landschaft vor sich. Der Boden war flach wie das Meer bei Windstille. Er konnte das Pferd einfach laufen lassen.
    »Ich glaube nicht, dass sie uns verfolgen.« Er sah zu Loke hinunter. »Wir haben schon viel Vorsprung.«
    Loke schob sich seinen Hut wieder in den Nacken und atmete aus. »Das war knapp. Glaubst du…«
    Karain hörte nichts mehr. Loke saß da, als hätten sich die Worte in seinem Mund verklemmt. Seine Augen fielen ihm schier aus dem Kopf, so sehr starrte er ihn an.
    Der Waldgeist hob den Arm und zeigte mit zitternden Fingern auf ihn.
    »Dein Gesicht«, flüsterte er. »Du bist… Es ist etwas geschehen!«
    Karain nahm beide Zügel in eine Hand und fasste sich an den Kopf. Seine Krallenfinger konnten die kurzen Haare nicht fühlen. Merkwürdig war nur, dass er in diesem Moment nicht aufschrie, denn auf eine seltsame, unerklärliche Weise fühlte sich das, was geschehen war, für ihn richtig an. Er strich sich mit der Hand über die Federn, die Stirn und Wangen bedeckten, hart und kurz an Nase und Mund, doch weich und lang wie Fasanenfedern auf dem Kopf und im Nacken. Jetzt verstand er, warum es unter der Haut so geschmerzt hatte. Er schob die Ärmel seines Hemdes hoch. Die Federn führten an seinen Armen empor, und wenn er die Krallenfinger spreizte, breiteten sie sich aus. Sie waren einen Fuß lang und schwarz. Deshalb hatten sie ihn also aus den Flammen gerettet. Sie hatten einem der ihren geholfen!
     
    Loke und Karain saßen den Rest des Tages still nebeneinander und ließen das Pferd den Wagen in Richtung Horizont ziehen. Karain strich sich über das Gesicht, um Augen und Mund herum und über die Federn, die Ohren und Nacken verdeckten. Als er die Zügel anzog und vom Kutschbock zu Boden sprang, spürte er, dass auch seine Beine von den Schenkeln bis ganz nach unten Federn trugen. Nur sein Oberkörper war wie früher, wenn man vom obersten Teil seines Rückens absah, auf dem die Federn am längsten waren. Aber er war genauso schwer, und er, der er so oft davon geträumt hatte, fliegen zu können, begriff, dass das ein Traum bleiben würde. Als die Waldgeister und das Mädchen aus dem Wagen kletterten, trat er zum Pferd vor. Er tätschelte ihm den Kopf und löste das Zaumzeug, damit es grasen konnte. Der Schnee lag hier nur noch einen Fingerbreit hoch, und die Wagenspuren liefen wie grüne Streifen über das Weiß. Es sollte keine Probleme haben, etwas zu fressen zu finden.
    »Karain!« Bile zupfte ihn am Hosenbein. Vile und Bul standen neben ihm. »Was ist passiert?«
    Er hockte sich hin und ließ die Waldgeister sein Gesicht berühren. Die Federn zogen sich zusammen, wenn sie sie anfassten. Sie waren tief in der Haut verankert.
    »Du bist ein Vogel geworden!« Vile machte große Augen. »Wie hast du das geschafft?«
    »Sind uns deshalb die Raben zu Hilfe gekommen?« Bile sah zu den Wolken hinauf, als erwartete er, dort noch mehr Vögel zu erblicken.
    Karain wusste nicht, was er sagen sollte. Es war wie ein Traum für ihn. Er zwinkerte den Waldgeistern zu und wartete fast darauf, neben seinen Brüdern auf dem Dachboden seines Elternhauses aufzuwachen und einen neuen Arbeitstag anzugehen.
    »Lasst ihn in Ruhe!« Loke schob sich hinter sie und legte seine Hand auf die von Karain.
    »Ich glaube, ich verstehe das«,

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