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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Außerdem hatte sie den Mund geschlossen und seinen Blick mit ihren braunen Augen gefesselt. Seine Nackenmuskeln spannten sich an.
    »Wie… Wie heißt du?« Karain lächelte zufrieden unter seinen Federn. Das war immer eine gute Frage.
    »Kirgit!« Sie spuckte den Namen aus. »Ich komme aus der Felsenburg. Im Nordwesten von hier. Am Fuße der Lanzenberge.«
    »Oh«, sagte Karain. Von diesem Ort hatte er noch nie gehört.
    Da krachte es am Wagen. Karain drehte sich ruckartig um und erwartete fast, einen Pfeil der Kretter im Holz des Wagens zittern zu sehen. »Brennholz«, erklärte Loke grinsend. Er war mit Bul auf die Ladefläche geklettert und hielt ihnen ein Stück Planke entgegen.
    »Das ist Holz hier!« Bul half ihm das Holzstück in den Ritzen der Wagenseiten zu verkeilen und dann noch ein Stück abzubrechen. Bile und Vile sammelten unten die Holzstückchen ein. Bul warf ihnen ein weiteres Stück hinunter, das Vile mit einem hohlen Laut am Kopf traf.
    »Wer sind die?« Kirgit fasst Karain am Arm und flüsterte. Sie hatte ihn angefasst! Karain vermochte sich nicht zu bewegen.
    »Die Kleinen, wer sind die?«
    »Wer?« Karain spürte ihre Finger auf seinen Federn.
    »Wir sind wir!« Loke wedelte mit einem Stück Holz vor seiner Nase herum und zwinkerte. Er hatte gehört, worüber sie gesprochen hatten, und stand breitbeinig mit dem Stück Holz in seinen Händen da.
    »Wir hören besser als das Volk der Großen«, erklärte er Kirgit. »Waldgeister sind wir, für die Unwissenden auch Moosmänner. Wir sind weit von unserem Wald entfernt, aber ich glaube, jetzt sind wir wieder auf dem richtigen Weg.«
    »Welchem Weg?« Kirgit zog die Augenbrauen hoch. Sie war wirklich ungewöhnlich neugierig, dachte Karain. Doch jetzt erfuhr sie mehr, als sie behalten konnte. Loke holte weit aus, erzählte vom Gamle mit den Pilz-Schmerzen, von der Roten Runden Wurzel, dem Boottier und vom Sturm und all dem anderen, das sie erlebt hatten, seit sie von Erste Schneeflocke aufgebrochen waren. Als er fertig war, drehte er sich um und fuhr damit fort, die Seitenverkleidung des Wagens zu zerbrechen.
    Kirgit klimperte mit den Augen und feuchtete mit der Zunge ihre Lippen an. Sie kratzte sich an dem blutigen Schorf auf ihrem Kopf. Es schien Karain so, als habe sie erst einmal genug Antworten bekommen. Sie hockte sich wie ein alter Mann hin, hielt sich aber ihre Hände vor ihre Brüste. Plötzlich wurde ihm klar, dass sie frieren musste. Er selbst hatte über so vieles nachdenken müssen – seine Federn und all das –, dass er nicht daran gedacht hatte. Doch Kirgit trug einzig und allein diesen zerlumpten Lodenumhang. Sie zog ihre Zehen an und hatte eine Gänsehaut auf Hals und Nacken.
    »Frierst du?«, fragte er, und begriff sofort, wie dumm seine Frage wirken musste. Sie lächelte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Karain löste seinen Umhang und die Decke, die er sich um den Hals gebunden hatte. Jetzt war er froh darüber, dass Loke ihm geraten hatte, sie so festzubinden, denn sonst wäre sie abgefallen, als die Kretter sie durch die Straßen gezerrt hatten. Er reichte ihr die wärmenden Sachen.
    »Ein bisschen schmutzig ist er ja, mein Umhang.« Er glaubte sich entschuldigen zu müssen, aber es war auch wirklich peinlich, dass er nicht bemerkt hatte, wie sie fror.
    Kirgit wickelte sich so gut es ging darin ein, doch ihre Füße waren noch immer nackt.
    Karain schaute zum Wagen hoch, um zu zeigen, dass er gerne helfen würde. Wenn er doch nur seinen Rucksack hätte! Als er ihn in der Schlucht bei Krugant geöffnet hatte, war ihm unter dem Wasserschlauch ein Paar lederne Strümpfe aufgefallen.
    »Das macht nichts«, sagte sie.
    Karain setzte sich auf die Ladefläche des Wagens und löste die Schnur, mit der seine Stiefel um seine Beine gewickelt waren.
    »Du kannst meine bekommen.«
    »Nein…« Kirgit sah sehnsüchtig auf seine Stiefel, während sie sprach. »Das kann ich nicht annehmen. Du bist doch der Vogelmann. Das kann ich nicht…«
    Wieder dieser Name, dachte Karain. Mein Volk hat auf den Nächsten gewartet, hatte sie gesagt. Was meinte sie damit? Doch bevor er sie fragen konnte, war Loke wieder zur Stelle. Er warf Kirgit seinen Hut zu, und unten auf dem Boden stand Vile mit dem seinen in den Händen.
    »Die sind warm.« Lachfalten rahmten seine Augen ein. »Und Hässlingfüße sind ungefähr so groß wie Waldgeisterköpfe, glaube ich.«
    Loke durchsuchte seine Hosentaschen und zog eine lange, geflochtene Schnur heraus, die um einen

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