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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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unter seinem Bart. Er raschelte mit seiner Zapfenkette und versuchte düster dreinzuschauen. »Der Wind kann stärker werden, und dann bekommen wir einen Schneesturm.«
    Vile grinste.
    »Bile glaubt, er sei ein Seher, aber meistens irrt er sich. Verlass dich nicht auf ihn.« Er kicherte in seinen Bart, bis Loke ihm ein Holzbündel auf die Schulter legte.
    »Los geht’s«, sagte der Trolljäger und nickte Karain zu.
    Auch Karain schulterte sein Bündel, ging voran und bahnte ihnen allen einen Weg durch den Schnee. Er reichte ihm jetzt bis zu den Knien. Dahinter folgte Loke, dann Kirgit und Schildmann. Bile, Vile und Bul stapften in der ausgetretenen Spur wie ein Schwanz aus zerborstenen Brettern, Bärten und Hüten hinterher.
     
    Bei der nächsten Rast weihte er Loke ein. Er flüsterte es ihm zu, doch der alte Waldgeist verzog keine Miene. Er vergrub die Hände in seinem Bart und sagte, er kenne die Legende vom immer währenden Winter. Doch so, wie er es gehört hatte, sollten die Winter im gleichen Maße länger werden, wie die Bosheit des Volkes der Großen zunahm, bis Frühjahr, Sommer und Herbst schließlich nicht mehr waren als ein einzelner Sonnenstrahl zwischen den Schneeschauern. Der Gamle hatte die Ganze Wahrheit für sich behalten, meinte er und bat Karain, die Worte des Raben auch den anderen mitzuteilen.
    Und Karain stand auf und sprach zu ihnen. Er sagte, was der Rabe ihm über die vier Monate anvertraut hatte und über das Ende der Welt.
    Vile und Bile vergruben ihre Gesichter in ihren Bärten, während Bul aufstand und vor sich hinmurmelnd auf und ab lief. Er sagte immer und immer wieder »Übler Plan« und »Schaffen wir nie«, bis Loke ihn packte und an der Jacke schüttelte.
    »Der Gamle hatte einen Grund, uns das nicht zu erzählen!«, sagte er und schob seine Hände hinter seinen Gürtel. »Er wollte nicht, dass wir den Mut verlieren, denn er war sich sicher, dass wir es in vier Monaten schaffen können!«
    Bile und Vile schauten aus ihren Bärten auf. Vile rieb sich die Augen.
    »Wenn der Gamle doch nur nicht all die Pilze gegessen hätte!« Bile trocknete mit seinem Bart die Wangen seines Bruders. »Er hätte es besser wissen sollen, unser Häuptling. Ich verstehe auch nicht, warum es nicht möglich sein soll zu rufen, auch wenn man Pilz-Schmerzen hat!«
    Bile klang nicht so freundlich wie sonst immer. Er hatte eine tiefe Falte zwischen den Augenbrauen, und sein Mund lag schmal wie die Klinge eines Schwerts hinter seinem Bart.
    Loke holte tief Luft und schüttelte entmutigt den Kopf.
    »Es ist richtig, dass es dumm war von dem Gamle, so viel zu essen.« Der Trolljäger trat zu seinen beiden Schülern vor und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Aber so etwas kann selbst dem Klügsten passieren. Und ich bin sicher, dass er den Frühling herbeirufen würde, wenn er es nur könnte. Aber, Kinder, der Gamle ist nicht nur unser Häuptling, er ist der Westwald in Person, der Boden für aller Bäume Wurzeln!«
    Sowohl Vile und Bile als auch Bul starrten Loke mit weit aufgerissenen Augen an. Karain spürte, welche Kraft in Lokes Worten lag, wie sie lockten und sangen.
    »Und wenn der Boden verdorben ist, kann nichts wachsen. Das wissen die Jahreszeiten. Deshalb können wir nur versuchen, nicht den Mut zu verlieren, damit wir die Große Rote Wurzel so schnell wie möglich finden!«
    Loke warf sich das Holzbündel auf den Rücken.
    »Also los, Kinder! Wir sind auf dem richtigen Weg, und ich will nicht eine einzige Klage aus euren Bärten hören.«
    Er sah, dass sich seine Schüler marschbereit machten, und blickte zu Karain auf.
    Karain schluckte, hob sein Holzbündel an und blickte zu Kirgit. Lokes Entschlossenheit ließ ihn unsicher werden. Doch Kirgit hatte ihr Päckchen bereits geschultert.
    »Er hat Recht.« Sie nahm Karains Hand. »Wir können nichts anderes tun als weiterzugehen, so oder so.«
    Als sie sich in Bewegung setzten, wurde Karain plötzlich klar, wie verrückt das Ganze war. War das alles wirklich nur deshalb geschehen, weil ein Waldgeist sich den Magen verdorben hatte? Das sollte ausreichen, damit es nie wieder Frühling wurde? Hätte er so etwas zu Hause in Krugant gehört, er hätte es niemals geglaubt. Aber seine Federn erinnerten ihn an all das, was geschehen war, Ereignisse, die ihn an das Unglaubliche glauben ließen. Und er erinnerte sich, was der Rabe in seinem Traum gesagt hatte. Er war der Vogelmann, auf den Kirgits Volk gewartet hatte. Er war der Zwillingsbruder des

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