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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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auf die Seite und wurden still. Karain beobachtete sie, doch nichts geschah. Dieses Mal verwandelten sie sich nicht in kleine Hügelchen, obgleich der Schnee auf sie herabrieselte. Merkwürdig, dachte Karain, aber vielleicht war das ja, weil sie wussten, dass sie geweckt würden, um am Feuer Wache zu halten. Er streckte seine Beine aus. Der Schnee ließ seinen Hosenboden nass werden, aber er wollte sich jetzt nicht darum kümmern. Seine Beine fühlten sich nach dem langen Marsch wie Äste an.
    Kirgit ging zu Schildmann hinüber. Sie bürstete den Schnee von seinem Rücken und bedeckte ihn mit ihrem Umhang.
    »So, so frierst du nicht.«
    Sie fuhr ihm mit der Hand über die Mähne und wandte sich wieder Karain zu.
    »Wir müssen alles teilen, was wir haben, auch zwischen Tier und Mensch.«
    Er antwortete nicht. Als sie mit Loke gesprochen hatte, da hatte sie wie eine erwachsene Frau geklungen. Er selbst war nicht so redegewandt. Aber es gefiel ihm, dass sie sich um das Pferd sorgte.
    »An was denkst du?« Sie stellte sich auf die andere Seite des Feuers und rieb ihre Hände über der Wärme. »Ich sehe, dass du an etwas denkst. An was?«
    Wieder hatte er das Gefühl, als verklemmten sich die Worte in seinem Hals. Er hatte so viel zu sagen, so schrecklich viel. Er wollte ihr erzählen, was der Rabe ihm gesagt hatte. Und er wollte fragen, warum sie ihn »Vogelmann« nannte.
    »Das ist kein Zufall. Nichts ist zufällig.« Sie sprach, während sie ein paar Scheite auf das Feuer legte. »Der Himmelsvogel Kragg, der uns die Nacht beschert, indem er seine Flügel über der Welt ausbreitet, sagt, dass alles eine Bedeutung hat. Deshalb bin ich über Bord gefallen und in Krett angespült worden. Und deshalb haben uns die Kretter an den gleichen Pfahl gebunden. Kragg will, dass ich dir den Weg zu meinem Volk weise. Denn wir leben an den Felsen, über denen die Adler kreisen. Du bist der Vogelmann und du sollst uns die Augen der Vögel geben.«
    Karain war sprachlos. Kragg! Wie der Rabe im Traum! Wie konnte sie von seinem Traum wissen? Hatte er im Schlaf gesprochen oder war mehr an der Sache? Die Augen der Vögel… Er begriff nicht ganz, was sie meinte, wohl aber, dass es um etwas Großes ging. Zu groß, um es zu verstehen. Er war schließlich bloß Karain. Wenn er groß war, wollte er Böttcher werden, zu etwas anderem taugte er nicht. Aber trotzdem… was da alles geschehen war. Die Flucht aus Krugant, die Federn in seiner Haut. Wer sonst sollte der Vogelmann sein, wenn nicht er? Und hatte er nicht mit dem Raben, dem Himmelsvogel Kragg, in der Sprache der Vögel gesprochen?
    Kirgit kam wieder zu ihm. Sie schob ein Stück Holz unter ihre Fersen und hockte sich dicht an seine Seite. Es schneite.
     
    Seine Flügel waren stärker als jemals zuvor. Er glitt über den Winter und suchte nach Wärme. Und er fand sie; ein schwerer, feuchter Wind blies ihm ins Gesicht. Doch wo kam er her? Er war wie ein Atem, ein schwerer Atem.
    Er tauchte durch eine Wolke nach unten, und dort entdeckte er den großen Kopf, ein lebendiger Berg aus Fleisch und Pelz. Der Dampf zischte durch zwei Löcher, und über diesen starrten ihn zwei Augen an, die wie bodenlose Seen aussahen.
    Karain blickte direkt in die Nüstern des Pferdes. Es schnaubte ihm ins Gesicht und wieherte, sodass er nach hinten umkippte. Da spürte er, wie sehr seine Knie schmerzten und die Beine stachen. Er rappelte sich auf und schüttelte seine Füße aus. Es war nicht leicht, eine ganze Nacht in der Hocke zu sitzen.
    Kirgit und die Waldgeister banden bereits das Holz zusammen.
    »Gut, dass du wach bist«, sagte Loke. »Heute werden wir gut vorwärts kommen. Ich habe mit Schildmann gesprochen, und er glaubt, das Wetter wird halten.«
    Er deutete mit seinen kurzen Fingern nach oben und zog den Riemen um das Bündel Holz fest an.
    »Schildmann?« Karain schüttelte seine Oberschenkel aus, damit sein Kreislauf in Gang kam. »Woher weißt du, dass…«
    »Ihr Hässlinge vergesst immer wieder, dass wir Waldgeister wie Hunde hören können. Du hast ihm gestern diesen Namen gegeben, und ich gratuliere: Das ist ein guter Name, das hat mir Schildmann sogar selbst bestätigt.«
    Karain sah zu dem Pferd hinüber, das die Ohren aufstellte. Der Himmel über ihm war blau wie an einem Sommertag. Karain atmete den leichten Wind ein und streckte die Arme aus. Bei so gutem Wetter war der ewige Winter ein weit entfernter Gedanke.
    »Du solltest nicht so glücklich aussehen.« Bile verzog seinen Mund

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