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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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ergriff die Zügel, trieb die Pferde an, und dann ging es los.
     
    Kirgit holte einen Leinenbeutel mit getrocknetem Fleisch unter dem Brett hervor, auf dem sie hockten. Nach so vielen Tagen ohne Essen tat ihnen der Geschmack von gesalzenem Schafsfleisch fast weh. Karain musste mehrmals schlucken, denn das Fleisch kam immer wieder hoch, als wollte sein Magen es nicht haben. Doch unter Würgen und Schlucken gelang es ihm schließlich, eine gute Portion hinunterzubekommen. Er klopfte sich auf seinen Bauch und lehnte sich wie Kirgit zurück. Sollte ihn der Schlitten doch hinbringen, wo er wollte. Er lag da und sah das Land an sich vorbeirauschen. Der Mann mit dem Schnurrbart hatte die Augen geschlossen. Die Frau lächelte Kirgit zu, doch sie sagte nichts. Hinter der Frau saß Noj auf dem Schlittenbock; er hatte ihnen den Rücken zugedreht. Am Zaumzeug der Pferde waren Glocken befestigt, die während des Trabens klingelten. Eine Wolke weißen Dampfes hüllte die tanzenden Mähnen der Pferde ein, und es wunderte ihn, wie gut die Tiere hier vorwärts kamen. Er lehnte sich über den Schlittenrand und sah, dass Grasbüschel und kleine Steine aus dem Schnee emporragten, und als er zurückschaute, erkannte er, dass die Schlitten der kurvigen Linie der Höhenzüge gefolgt waren. Die Jäger schienen zu wissen, wo der Schnee nicht so tief war.
     
    Schließlich begann das Gelände anzusteigen. Die Höhenzüge wurden immer steiler, und überall lagen große Steine, die der Schnee nicht einzuhüllen vermocht hatte. Die Berge wuchsen höher und höher, und erst jetzt erkannte er, wie spitz sie waren. Sie erstreckten sich bis weit nach Westen und schienen auch nach Norden weiterzugehen.
    »Das Lanzengebirge«, sagte Kirgit. Sie hatte nichts gesagt, seit sie in den Schlitten geklettert waren, doch jetzt spürte er, dass sie sich ihm näherte. Sie nahm seine Hand, und er spürte ihre Hüfte an der seinen.
    Kirgit deutete zu den Bergen hoch. An ihren Gipfeln hingen Wolken, obgleich der Himmel ansonsten klar war. Er hatte von solchen Bergen gehört und fürchtete, es könnte etwas anderes sein als Wolken, nämlich Rauch. Rauch, den die Drachen hoch dort oben in ihren Höhlen ausstießen. Sie beobachteten sie jetzt. Jederzeit konnten sie mit ihren gigantischen Fledermausflügeln heransegeln und Feuer speien.
    »Einmal, als die Berge noch jung waren, lebte hier ein Riese.« Kirgit richtete sich auf und breitete die Arme aus. Karain streckte seinen Rücken; er wollte nicht einfach so liegen bleiben, während sie aufrecht dasaß und erzählte.
    »Er war so groß, dass er die Wolken im Winter als Schal benutzte«, fuhr sie fort. »Und sein Speer war noch größer. Er war der Namenlose. Er hatte sich willentlich in eine Schlange verwandelt und viele Jahre in einer Höhle am Fuß der Berge verschlafen. Die Welt hatte ihn vergessen. Jetzt hatte er wieder seine alte Gestalt angenommen, um über die Ebene zu wandern. Doch ein anderer Riese sah ihn von seinem Posten im Norden des Gebirges. Er sprang auf die Ebene hinunter, und die zwei begannen zu kämpfen. Sie packten einander an den Gürteln und rangen so hart, dass sie auf den Boden stürzten und sich dort weiter herumwälzten. Deshalb sieht diese Ebene wie ein Meer erstarrter Wellen aus.« Kirgit sah sich um.
    »Doch schließlich waren sie das Ringen leid. Sie ließen einander los und gingen jeder in seine Richtung. Der Namenlos nach Süden und der Eindringling nach Norden. Doch bevor der Namenlose die Ebene verließ, legte er seinen Speer auf den Boden und verwünschte ihn, sodass der Eindringling nicht mehr zurückkommen konnte. Er legte den Speer hierher, von Ost nach West, und als er gegangen war, wuchsen hohe Klippen aus dem Speer nach oben und Gebirgswurzeln nach unten in die Erde. So entstanden die Lanzenberge.«
    In diesem Moment drehte sich Noj um. Er hielt die Zügel mit einer Hand.
    »Meine Tochter ist verrückt nach Geschichten«, sagte er lächelnd. »Sie bleibt immer wach, wenn die Alten erzählen, und hat sie erst einmal eine Sage gehört, vergisst sie sie nie mehr.«
    »Ich will die beste Geschichtenerzählerin in der Felsenburg werden«, erklärte Kirgit und verschränkte ihre Arme über dem Bärenfell.
    Noj amüsierte sich und drehte ihnen wieder den Rücken zu.
    »Ich bin mir sicher, dass du das schaffst!« Karain wusste nicht, warum er das sagte, aber er wollte ihr als Dank dafür, dass sie den Marsch aus Krett überstanden hatten, einfach etwas Schönes sagen.
    »Ich

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