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Die Tränen des Herren (German Edition)

Die Tränen des Herren (German Edition)

Titel: Die Tränen des Herren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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dass die Templer vom Altar, dem Zeugen ihrer heiligen Verpflichtung, zum Kampf eilten, und dass sie nur in Gefahr und Tod gingen, um unsere Religion zu verteidigen? Ich wage zu sagen, je mehr das Unglück und die Vorurteile auf dem Orden lasten, um so mehr halte ich es für eine Pflicht, nicht endgültig über sein Schicksal zu entscheiden, ohne die Verteidiger zu hören! Ein feierliches Versprechen des Heiligen Vaters erklärte, diese letzte Zuflucht solle ihnen nicht verwehrt werden. Sie haben die Hoffnung, dass Euer endgültiges Urteil sie für die Fesseln, die Foltern, die Scheiterhaufen, die sie bis zum Tode beim Verfechten der Unschuld des Ordens erduldeten, entschädigen wird. Ihr allein, Heiliger Vater, bleibt ihnen auf Erden, und Gott im Himmel!“
    Clemens senkte den Kopf, als sei die päpstliche Krone eine zu schwere Last geworden.
    Gregor von Rouen sprach weiter: „Ich schlage vor, dass man die Fesseln sprengt, mit denen man in so unwürdiger Weise die neun Ritter gebunden hat, und dass man sie anhört. Ich sage noch mehr: den Meister, den man zum Unheil verdammt zu haben scheint, zur Qual, seine tapferen Brüder zu überleben, suche ich unter uns. Ich verlange, dass er am Konzil teilnehme -“
    „Euer Heiligkeit, den Prozess gegen den Meister habt Ihr Euch reserviert!” schrie der Bischof von Mende dazwischen, im Versuch, den Papst auf seine Seite zu ziehen. ”Wie sollte das Konzil es wagen, sich darüber ein Urteil anzumaßen? Es ist mir unverständlich, wie Seine Ehrwürden Gregor eine solche Sache fordern kann!“
    Doch der Erzbischof von Rouen bewahrte die Ruhe. „Der Heilige Vater hat sich sein Urteil vorbehalten, sagt Ihr mir. Aber der Meister hat unaufhörlich um dieses Urteil gebeten! Er hat stets verkündet, er werde sich vor dem Papst verantworten. Warum also hat man ihn noch nicht angehört? Einen Unglücklichen nicht zu richten, den eine feierliche Anklage vor der ganzen Christenheit verleumdet, wenn er seit so langer Zeit verlangt, man möge über sein Schicksal urteilen, ist vielleicht ein größeres Unrecht, als wenn man ihn unschuldig verurteilt. Nahezu 500 Templer hatten sich zur Verteidigung gemeldet; was ist aus ihnen geworden? Die Scheiterhaufen oder die Kerker haben sie verschlungen. Welcher Christ, welcher auch nur vernunftbegabte Mensch hätte sich nicht entrüstet und empört bei der Nachricht von dem, was bei mehreren Provinzialkonzilien in Frankreich vorging?
    Ich wende mich an die Prälaten, die ihnen vorstanden. Wo findet man in den verschiedenen Untersuchungen gegen den Orden und die Brüder den Beweis dafür, dass die Templer der Ketzerei verfielen, wo findet man vor allem den Beweis, dass sie ihr wieder verfielen? Indessen hat man sie verurteilt, wie wenn sie rückfällige Ketzer gewesen seien. Unter welchem Vorwand? Weil sie bezeugten, sie hätten nur der Folter nachgegeben und vor der göttlichen und menschlichen Justiz nichtige Geständnisse widerrufen. Welches Gesetz aber gestattet eine so außerordentliche Verurteilung? Meiner Ansicht nach ist dies die schlimmste Ketzerei, die jemals der Kirche Ärgernis bereitete, dass man Kämpfer, die allesamt öffentlich unsere Religion bekannten und es für ihre vornehmste Pflicht hielten, für sie zu sterben, zu rückfälligen Ketzern stempelte! Die meisten französischen Templer sind in der Folter und in den Flammen umgekommen, andere, die man in den Gefängnissen unmenschlich behandelte, sind dort gestorben als Opfer ihrer Ergebenheit an die Pflicht und an die Wahrheit. Die Wächter dieser Unglückseligen bezeugen, dass der letzte Schrei der Sterbenden ein Schwur der Unschuld war! Trotzdem behandelte man sie wie Exkommunizierte, sie starben verabscheut von den Menschen!“
    Als er einen Augenblick lang schwieg, herrschte vollkommene Stille. Selbst das verhaltene Murren der königlichen Partei war verstummt.
    „Es ist an der Zeit, diesen Märtyrern Recht zuteil werden zu lassen. Hier, in dieser und in der jenseitigen Welt!” rief Erzbischof Gregor dann, beschwörend die Hände ausgebreitet. „Ja, ich rufe Gott selbst zum Zeugen auf, um die Rechte und Ansprüche der unterdrückten Ordensbrüder zu wahren und sie vor Unheil zu schützen!“
    Noch während der Rede hatte Papst Clemens die Kathedrale verlassen. Von zwei Bediensteten ließ er sich in seine Gemächer führen. Er fühlte sich sterbensmatt. Er fiel in einen unruhigen Schlummer, aus dem ihn jedoch schon bald der Kammerdiener weckte.
    „Erzbischof Gregor ist

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