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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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waren, kam sie hierher, um ein neues Leben zu beginnen.
Gewöhnlich ist sie eine sehr fleißige Frau und macht keine Schwierigkeiten.
Hast du vielleicht unbeabsichtigt etwas gesagt, das sie verärgert haben
könnte?“
    Sie sah
Radegunds Gesicht zu einer zornigen Maske erstarren.
    „Ich unterhielt
mich nur mit meinem Gemahl. Nicht mit der Dienerin. Was ich sagte, betraf sie
nicht.“
    Libussa
erkannte, dass Radegund ihrer Frage auswich. Sie erinnerte sich mit Unbehagen
an Premysls Worte. Dennoch beschloss sie, nicht schlecht von einem Mädchen zu
denken, das sie kaum kannte.
    „Vielleicht mag
sie dich einfach nicht, weil du Fränkin bist", erklärte sie, obwohl Hedwig
behauptet hatte, es sei ihr nicht zuwider, Lidomir und seine Gefährtin zu
bedienen. „Das ist verständlich, auch wenn du natürlich nichts für das
Verhalten deines Königs und seiner Männer kannst. Ich werde mit Hedwig reden
und ihr klarmachen, dass es ihr nicht zusteht, dich so zu behandeln. Wenn du
willst, bekommst du eine neue Magd. Würde ich sie jetzt hart bestrafen, wie du
zu Recht verlangst, dann wäre ihr Hass auf dich danach noch größer. Doch wenn
du selbst ihr großmütig vergibst, kannst du so gegen ihre schlechte Meinung
über dich ankämpfen. Als ich Mnata, ein Sklavenkind aus dem Volk der Awaren, zu
mir nahm, da gab es viel Feindseligkeit und Misstrauen gegen ihn. Doch
mittlerweile gehört er zu unserem Clan. Die Leute haben gelernt, den Menschen
in ihm zu sehen. Irgendwann wird es mit dir genauso sein. Du musst nur Geduld
haben. Wenn du unglücklich bist über die Art, wie man dich behandelt, dann
komme zu mir.“
    Radegund sah aus, als habe man
sie gezwungen, verfaulte Nahrung zu schlucken. Ein verzerrtes Lächeln erschien
auf ihrem Gesicht. „Ich danke dir für deine Unterstützung, Fürstin Libussa.
Meinetwegen lass mir diese Magd, denn die nächste kann mich womöglich genauso
wenig leiden. Ich kann nicht von dir erwarten, dass du sie alle nacheinander
zurechtweist", sagte sie mit giftigem Unterton.
    „Es ist nicht
so, dass alle Bediensteten hier dich hassen“, versuchte Libussa einzulenken.
„Hedwig war vielleicht nicht die richtige Wahl. Sollte sich noch einmal so
etwas ereignen, wird es natürlich Folgen für sie haben. Aber es ist großzügig
von dir, dass du ihr eine Gelegenheit gibst, sich zu bessern.“
    Radegund
nickte, doch der spöttische Ausdruck wich nicht ganz aus ihrem Gesicht. Libussa
war unwohl, als sie die Kammer verließ. Der Schmerz in ihrem Bauch schien
plötzlich so stark, dass es ihr schwer fiel, sich aufrecht zu halten. Sie
suchte Halt an der hölzernen Wand und atmete tief durch. Dann war es plötzlich
vorbei, und als sie sich neben Premysl legte, fühlte sie sich wieder völlig gesund.
Dennoch nahm sie sich fest vor, über diesen Schmerzanfall mit Kazi zu reden,
bevor sie wieder abreiste. Doch als sie sich am nächsten Tag weiterhin völlig
gesund fühlte, vergaß sie schon bald jenen heftigen Schmerz.
     
    Einige Tage später führte Mnata Lidomir
und Radegund durch die Festung. Er zeigte ihnen die Hütten der Handwerker, die
Küche und die Getreidespeicher. Wasser wurde meist unten am Fluss oder an einem
Bach geholt, doch gab es für sehr frostige Tage auch einen Brunnen ebenso wie
einen Holzbau, wo Wasser erhitzt wurde, um ein Bad zu ermöglichen. Am
Nachmittag trafen Händler ein, und der Markt wurde eröffnet. Radegund sah
ähnliche Waren, wie sie auch in Regensburg angeboten wurden, doch beschränkte
Lidomirs Volk sich auf Tauschgeschäfte und zahlte nicht mit Münzen. Radegund
entdeckte blaue Seide, wie sie einst Brunchild gekauft hatte. Erfreut nahm sie
zur Kenntnis, dass Lidomir ihr begeisterter Blick nicht entgangen war und er
mit dem Hunnen zu reden begann. Schließlich wurde dieser Bauer, Lidomirs Vater,
geholt. Er brachte ein paar Holzfiguren, deren Feinheit Radegund staunen ließ.
Lidomir erklärte ihr, dass Premysl sie selbst anfertigte und gelegentlich mit
ihnen Handel trieb. Sie fragte sich, wie jene derben, schwieligen Hände in der
Lage sein konnten, so viele zarte Details und Formen zu schaffen. Auf Lidomirs
Drängen hin gab Premysl dem Händler einige seiner Kunstwerke, im Tausch gegen
den Stoff für ein indigoblaues Gewand. Sie bedankte sich, obwohl es sie
ärgerte, dass ihr Gemahl nicht über eigene Mittel verfügte, ihr ein solches
Geschenk zu machen. Dann begann sie zu überlegen, wie sie ihr Kleid verarbeiten
würde. Unbewusst richteten sich ihre Augen auf

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