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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Gast. Die
dunkelhaarige Frau nickte gleichmütig.
    „Dir sind diese
Feste ja immer so wichtig. Aber bitte erwarte nicht von mir, dass ich abends am
Tanz teilnehme. Du weißt, ich mag das nicht.“
    „Tu was immer
du willst, Kazi. Aber das machst du ja ohnehin“, sagte Libussa lachend. Sie sah
so glücklich aus über den Besuch, dass Mnata dieser Kazi etwas wohler gesonnen
war.
    „Sieh, wie
meine Tochter gewachsen ist!“, meinte sie in diesem Moment. Wieder fühlte er
Zorn in sich aufsteigen. Ein paar Leute, vermutlich Bedienstete, waren
gemeinsam mit ihr gekommen, doch Afras dunkles Gesicht konnte er darunter nicht
erkennen. Er schämte sich, dass er in letzter Zeit so selten an die schwarze
Frau gedacht hatte. Sie war ein Teil der unangenehmen Erinnerungen an die Sklavenkolonne,
die er verdrängen wollte.
    Libussa warf
einen Blick auf das Mädchen und winkte Mnata anschließend zu sich.
    „Ich habe den
Jungen als mein Kind angenommen. Sein Name ist Mnata. Den wollte ich nicht
ändern, denn er ist bereits daran gewöhnt.“
    Kazis dunkle
Augen musterten ihn nur sehr kurz, als wäre er für sie unwichtig. „Na ja, dann
hat Vojen vielleicht jemand, mit dem er sich die Zeit vertreiben kann. Mit
Vlasta versteht er sich nicht besonders gut, hat man mir erzählt.“
    Sie drehte sich
um und richtete ihren Blick auf einen Jungen in ihrem Gefolge.
    „Na komm schon
her, damit ich dich vorstellen kann!“, rief sie ungeduldig.
    Der Junge trat
mit gesenktem Kopf nach vorn.
    „Das ist mein
Sohn Vojen“, sagte Kazi und schob ihn in Mnatas Richtung. „Vielleicht vertragt
ihr beiden euch einigermaßen.“
    Danach wandte
sie sich sofort wieder ihren Schwestern zu.
    Vojen blickte
langsam auf. Er hatte das bleiche, ernste Gesicht seiner Mutter, und Mnata
erschrak über die Feindseligkeit in seinem Blick. „Du bist also auch so ein
streunender Hund gewesen, der gnädig aufgenommen wurde“, flüsterte er so leise,
dass keiner der Erwachsenen es hören konnte.
    „Diese Eier
sind wunderschön“, erklang indessen Kazis Stimme. Sie hatte sich über den Korb
gebeugt, den Mnata Libussa hinhielt. „Lass mich raten. Premysl hat sie bemalt.
So etwas bekommt nur er hin. Du hast dich dabei immer angestellt, als hättest
du zwei linke Hände.“
    „Natürlich sind
sie von Premysl“, erwiderte Libussa.
    „Unsere kleine
Schwester hat mit einer Tradition gebrochen, kaum zu glauben. Jede Frau unseres
Volkes, ganz gleich ob sie Fürstin ist oder Magd, hat ihre Eier für das Fest
selbst zu bemalen, zu Ehren der Göttin Morana, deren neues Erblühen gefeiert
wird“, lachte Thetka.
    Mnata war
bereits aufgefallen, dass seine neue Mutter nicht besonders gut mit Spott
umgehen konnte. Ihre Wangen färbten sich rosa.
    „Es ist nur so,
dass ich mit den ganzen anderen Vorbereitungen zu sehr beschäftigt bin und
schrecklich wenig Zeit hatte, irgendwelche Eier zu bemalen. Außerdem kann
Premysl es natürlich besser. Ich werde sie ihm heute Abend ja auch wieder
geben, wenn er beim Tanz um mich wirbt“, murmelte sie verlegen, was ein breites
Grinsen auf Thetkas Gesicht zauberte.
    „Ich habe deine
alte Kammer wieder herrichten lassen“, sagte Libussa dann zu Kazi. „Komm mit,
es gibt noch etwas, das ich mit dir besprechen möchte.“
    Mnata war
unwohl zumute, als alle drei Frauen den Raum verlassen hatten. Vojens Blick war
nicht freundlicher geworden. „Soll ich dir die Festung zeigen?“, fragte er den
Jungen unsicher. Vielleicht würde Vojen sich mit der Zeit an ihn gewöhnen. Auch
die Knechte und Mägde redeten mittlerweile mit ihm, als sei er ein ganz
gewöhnliches Kind.
    „Ich kenne
diese Festung schon seit Jahren, du kleiner Schlaukopf“, erwiderte Vojen nur.
„Schließlich bin ich im Gegensatz zu anderen Leuten in den Clan hineingeboren
worden.“
    Mnata tat einen
Schritt zurück. „Na gut, dann werde ich sehen, was Vlasta macht.“ Auf einmal
sehnte er sich geradezu nach dem wilden Mädchen, dessen gelegentliche Gemeinheiten
nur durch Gedankenlosigkeit entstanden.
    „Guter
Vorschlag, kleiner Hunne. Vlasta wollte schon immer ein Hündchen, das ihr
hinterher läuft.“ 
    Mnata eilte zur
Tür, doch Vojens Stimme hielt in plötzlich zurück. „Hast du überhaupt eine
Ahnung, was da heute für ein Fest gefeiert wird?“
    „Das Fest des
Frühlings.“
    „Na, da hast du
ja schon brav gelernt. Aber weißt du auch, wofür die Eier sind?“
    Mnata runzelte
die Stirn. Was sollten diese Fragen? „Die Frauen schenken sie bei diesem

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