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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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herumzureisen“, sagte er.
    Vlastas Augen
begannen zornig zu funkeln. „Ich lerne bereits mit Waffen umzugehen. In ein
paar Jahren bin ich so gut wie die Krieger. Dann kann mir nichts mehr
geschehen.“
    Mnata dachte,
dass selbst die stärkste Frau den Männern seiner Horde oder auch den Aufsehern
Ibn Saids unterlegen gewesen wäre. Aber welchen Sinn hätte es, diesem
dickköpfigen Mädchen die Wahrheit über jene harte Welt außerhalb der Siedlung
zu erklären? Vlasta glaubte nur, was ihr gefiel, und konnte außerdem sehr
verletzend werden.
    „Sieh mal, da
kommt jemand.“ Sie schubste ihn wieder, diesmal etwas stärker. Er rückte ein
Stück von ihr weg. Das Mädchen wäre ungestüm genug, ihn versehentlich von der
Mauer zu stoßen.
    Auf der Brücke
über dem Fluss tauchten ein paar Reiter auf. Sie trugen die Kleidung der
Krieger aus Praha. Ihm war unwohl zumute, denn er hatte den Hass in den Augen
der Bauern noch nicht vergessen. „Verfluchter Awar, schrägäugiger Dämon!“,
hallte es wieder in seinen Ohren.
    „Mnata, das ist
Onkel Krok, der Stammesführer! Er kommt aus Chrasten“, rief Vlasta aufgeregt.
„Das ist großartig, dass er hier ist. Er hat versprochen, mich bald schon im
Schwertkampf auszubilden. Und er kann aufregende Geschichten aus der großen
Welt erzählen, nicht so langweiliges Zeug über Gefahren, wie du es immer tust.
Na, der wird Augen machen, wenn er dich hier sieht. Ein kleiner Hunne in
unserer Familie!“
    Vlasta machte
bereits Anstalten, die Mauer wieder hinunterzuklettern. Ihm, der den Wert der
Vorsicht kannte, graute vor dem Abstieg, und er nahm sich vor, keinesfalls nach
unten zu sehen.
    Die aufgeregte
Stimme der Kindsmagd Kveta erlöste ihn von seinen Befürchtungen. Schimpfend und
schreiend sorgte sie dafür, dass sofort eine Leiter gebracht wurde, damit die
Kinder sicher in den Hof gelangen konnten.
     
    Sie wurden beide in saubere
Gewänder gesteckt und dem Gast vorgeführt. Ein großer, bärtiger Mann ragte vor
Mnata auf und musterte ihn mit fassungslosem Blick.
    „Er ist folgsam
und gutmütig“, hörte Mnata Libussas Stimme versichern. Premysl kam ihr sogleich
zu Hilfe, indem er Mnata als aufgeweckt beschrieb. Doch all diese Mühen
schienen wenig zu nützen. Die braunen Augen des großen Mannes musterten ihn
weiter mit Missfallen.
    „Kann er
sprechen?“, fragte dieser Krok schließlich. Mnata kam sich vor wie in der
Sklavenkolonne. Sein Wert wurde ausgehandelt, als sei er ein zum Kauf
angebotener Gegenstand.
    Libussa nickte
sogleich. „Er versteht uns. Wenn er redet, dann klingt es eigenartig. Wie bei
den Leuten aus dem Lande Rus. Dort muss er unsere Sprache gelernt haben.“
    „Gut. Dann
werde ich mich allein mit ihm unterhalten.“
    Mnata fuhr
zusammen. Er sah, wie Libussa zum Widerspruch ansetzte, doch Premysl murmelte
beruhigende Worte in ihr Ohr. Mnata folgte dem großen, feindseligen Mann, denn
er wusste, dass jeder Widerstand zwecklos gewesen wäre.
     Im
Nebenraum nahm Krok auf einer Bank Platz und winkte ihn zu sich. „Gefällt es
dir hier?“, begann er, nun mit etwas freundlicherer Stimme. Mnata staunte.
Hatte dieser große Krieger noch niemals das Elend in einer Sklavenkolonne
gesehen? Stärkere Männer als er waren bei dem endlosen Fußmarsch
zusammengebrochen, hatten allen Stolz verloren und wie ausgehungerte Wölfe um
ein Stück trockenen Brotes gekämpft.
    „Es gefällt
mir, Herr“, antwortete er und war bemüht, seine Stimme demütig klingen zu
lassen, obwohl er die ihm gestellte Frage dumm fand.
    „Dann möchtest
du also bleiben?“
      Wieder
glaubte Mnata, sich verhört zu haben. Seit dem Tod seiner Mutter hatte kein
Mensch sich mehr um seine Wünsche gekümmert. „Ich möchte bleiben, solange es
mir gestattet ist“, erklärte er wahrheitsgemäß und wartete. Es war nicht
möglich, dass dieses Wunder von Dauer sein konnte. Irgendwann würde er
davongejagt werden, dessen war er sich sicher.
    Die Augen des
Stammesführers schienen kurzzeitig Mitleid auszudrücken. Bald schon wurde das
Männergesicht wieder hart, doch Mnata verstand. Ein Krieger zeigte keine
Gefühle.
    „Es muss doch
einen Ort geben, wo du hingehörst“, knurrte Krok nun auch.
    Mnata begann
nachzudenken. Er hatte zu der Horde gehört, die plündernd durchs Land zog.
Gemeinsam mit seiner Mutter hatte er die Krieger bedient, war aufgesprungen,
wenn ihre Stimmen losdonnerten, war ihren Tritten ausgewichen. Doch nun war die
Mutter tot und die Horde weit fort. „Ich möchte

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