Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
Vom Netzwerk:
dachte Gemma verärgert.
    »Vielleicht können wir Magier dazu abrichten, ein paar Regenwolken an die richtigen Stellen zu zaubern«, schlug ein anderer Witzbold vor. »Bei all ihrem magischen Talent wundert mich, dass die Menschen aus dem Tal das nicht schon längst selbst getan haben.«
    Gemma war empört. Ist das möglich? fragte sie sich. Hättest du das tun können, Cai?
    Die Diskussion ging hin und her. Arden wandte sich abwechselnd jedem Sprecher zu, bis Gemma glaubte, ihm müsse schwindelig werden. Mehrere Male wurden ihm direkte Fragen gestellt, und immer antwortete er wohlüberlegt und hielt seine Antworten so knapp und präzise wie möglich. Dies stand im krassen Gegensatz zu dem aufgeregten Wortschwall, der im Verlauf der Sitzung zu beiden Seiten des Gerichts immer mehr zur Regel wurde. Gemma sah des öfteren, wie Arden sich auf die Zunge beißen musste, um nicht dazwischenzureden. Wie hält er es bloß aus, dass das Schicksal des Tals in den Händen dieser aufgeblasenen Narren liegt? Sie hatte selbst Mühe, sich zu beherrschen.
    Nach einer Weile kam man darin überein, dass, falls der Bitte stattgegeben wurde, die Hilfe der Stadt in einer Gruppe aus Ingenieuren und Arbeitern bestehen würde, die hinauf in die Berge steigen und feststellen sollte, ob der Fluss sich wiederherstellen ließe. Alle anderen Möglichkeiten des Wassertransports in das Tal hatte man erörtert und als undurchführbar verworfen. Die Entscheidung, ob eine solche Anstrengung jedoch überhaupt wünschenswert sei, dauerte erheblich länger.
    Die Debatte kreiste um zwei Punkte. Verdiente dieses Tal eine solche Aufmerksamkeit überhaupt? Und worin bestanden die möglichen Vorteile für Great Newport? Der erste Punkt verursachte eine hitzige Debatte, bei der im Endeffekt moralische Verpflichtung und Gewinnstreben miteinander rangen. Die Orangegewandeten waren der Ansicht, ein solcher Ort sei es wert, ihn nicht bloß nach finanziellen Überlegungen einzuschätzen, während ihre Gegner hervorhoben, dass das Tal schließlich keine Steuern zahle, keine Waren ausführe und dem Allgemeinwohl weder Wissen noch Fähigkeiten beisteuere, da nur wenige seiner Bewohner je ihre abgeschiedene Heimat verließen.
    Das jedoch war nichts im Vergleich zu dem Aufsehen, dass der zweite Streitpunkt erregte. Arden gab widerstrebend zu, dass die Menschen zwar bemerkenswert gesund waren, solange sie im Tal blieben, dass aber die wenigen, die das Tal verlassen hatten, anfällig seien für Krankheiten und häufig früh starben. Die Blaugewandeten ließen es sich nicht nehmen, zu fragen, was diese vielgerühmte Vitalität denn wert sei, wenn sie an das Tal gebunden war. Die anderen Vorteile - wie Schönheit, Harmonie und Wohlbefinden - waren zu nebulös, um in Betracht gezogen zu werden. Auf Philosophie legte niemand gesteigerten Wert. Der strittigste Punkt war natürlich das gemeinsame Bewusstsein der Menschen aus dem Tal. Hier fanden die Blauen reichlich Gelegenheit, ihren Scharfsinn zu demonstrieren, und obwohl ihre Gegner großes Gewicht auf die Möglichkeiten legten, die eine solche Fähigkeit mit sich brachte, war offenkundig, dass sie nicht mit dem Herzen bei der Sache waren. Arden, der selbst von dem Gehirnverbund - oder der Telepathie, wie einige der Streithähne es nannten - ausgeschlossen war, sah sich nicht in der Lage, eine überzeugende Erklärung für das Phänomen zu liefern. Als er merkte, dass dieser Umstand seinen gesamten Fall gefährden konnte, wurde er immer aufgeregter.
    Bleib ruhig, drängte ihn Gemma im stillen. Du hast immer noch eine Chance. Und tatsächlich hatten mehrere der Orangegewandeten Argumente zu Ardens Gunsten vorgebracht. Zwar fehlte es ihnen an Leidenschaft, dafür aber machten sie sich die Logik zum Verbündeten gegen den Hohn und Spott der Gegenseite.
    Nach mehr als einer Stunde erschöpfenden und fortgesetzten Austausches wurde Gemmas Aufmerksamkeit auf die Richterbank gelenkt. Lunkett ignorierte die Debatte völlig, die unterhalb von ihm tobte, und beriet sich mit seinen Beisitzern. Er langweilt sich, dachte Gemma klopfenden Herzens. Es wird Zeit für eine Entscheidung.
    Sie sollte recht behalten. Bei der nächsten Gelegenheit meldete sich der Oberlord unmissverständlich zu Wort.
    »Die Debatte ist abgeschlossen«, donnerte er. »Sprecher, die Zusammenfassung bitte.«
    Der uniformierte Beamte erhob sich und trug eine Analyse der Diskussion vor.
    »Zusammenfassend«, fuhr er fort, »sind die Orangenen der Ansicht, dass

Weitere Kostenlose Bücher