Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
»Und weniger verlässlich. Um sicherzugehen, müssen wir Nachrichten versenden, wie es die Fremden tun.«
»Die Jungs sind schon unterwegs«, fügte Mallory hinzu. Wir haben morgen im Unterdorf einen Rat einberufen. Jetzt, wo du wieder hier bist.«
»Ich wünschte, ich hätte bessere Neuigkeiten«, sagte Arden unglücklich.
»Wird Kris da sein?« fragte Gemma.
»Nein. Er ist schon seit ein paar Tagen bewusstlos«, erklärte Mallory traurig.
Auf der Ratsversammlung am nächsten Tag gab es in der Tat nur sehr wenig gute Neuigkeiten. In Ardens Erinnerung waren dies fröhliche gesellschaftliche Ereignisse gewesen, diesmal jedoch war die Stimmung verständlicherweise verbittert. Trotzdem hieß man Arden willkommen, und auch Gemma wurde höflich begrüßt - doch die mitgebrachten Neuigkeiten schienen den Menschen die letzte Hoffnung zu nehmen. Streit und schlechte Laune wurden offen ausgetragen, und es wurde deutlich, dass die meisten nur noch die Wahl zwischen zwei langsamen Formen eines qualvollen Untergangs sahen.
Man versuchte, Arden gegenüber fair zu sein, und hörte sich geduldig seine Geschichte an. Doch obwohl die meisten für seine Schwierigkeiten bei der Auseinandersetzung mit der korrupten und fremdartigen Stadt Verständnis hatten, konnten sie ihre Bitterkeit und ihren Kummer nicht verhehlen. Sie waren der Meinung, man hätte eine solch lebenswichtige Aufgabe keinem Fremden überlassen sollen. Das war doppelt ungerecht, denn von ihnen hätte niemand eine derartig lange Reise unternehmen können, daher stellten sich eine Menge Leute auf Ardens Seite.
Trotzdem war die scharf geführte Diskussion für die Besucher eine Tortur, und Gemma musste sich beherrschen, sonst hätte sie einigen von Ardens Verunglimpfern eine passende Antwort gegeben.
Kein Mensch hätte mehr erreichen können! ärgerte sie sich. Ihr habt ja keine Vorstellung, welchen Preis er dafür hat zahlen müssen. Klugerweise hielt sie sich trotzdem zurück.
Am Ende der Diskussion wurde deutlich, dass man keine andere Wahl hatte, als so weiterzumachen wie bisher. Man musste darauf hoffen, dass der Fluss eines Tages zurückkehrte. Man wollte noch mehr Brunnen graben, wo es möglich war, weitere Ströme umleiten und dergleichen mehr. Die Idee, in den entlegeneren Gebieten Wüstendorn anzupflanzen, wurde mit der Begründung verworfen, dass er lediglich Wasser speichern, nicht aber erzeugen konnte. Der Ruf nach weiteren Auswanderungen wurde ebenfalls zurückgewiesen, obwohl klar war, dass einige fortgehen würden. Die Zäheren unter ihnen wollten weiter versuchen, Lebensmittel in den Nachbartälern zu kaufen.
Lediglich Arden hatte neue Vorschläge, doch seine Ideen fanden bei seinen Zuhörern nur wenig Beachtung.
»Die Leute aus der Stadt werden keine Ingenieure schicken. Trotzdem ist die Idee gut, nach der Quelle der Flusses zu suchen. In den Bergen leben Menschen, die uns vielleicht helfen können, ich werde daher ins Hochland hinaufsteigen. Ich werde niemanden bitten, mich zu begleiten, aber angenommen, wir finden die Quelle und es gelingt uns, sie umzuleiten, wäre das die Mühe nicht wert?« Er blickte abwartend in die ernsten Gesichter, die ihn umgaben. »Welche Wahl haben wir denn? Übermorgen breche ich mit allen auf, die den Mut haben, mich zu begleiten. Alleine, wenn es sein muss. Denkt darüber nach.«
Danach löste sich die Versammlung rasch auf, und Gemma wurde Elway und den anderen Familienmitgliedern vorgestellt, die von ihrer Farm am Südende des Tales heraufgekommen waren. Sie hatte das Gefühl, sie bereits zu kennen.
Arden hatte keine Gelegenheit gehabt, sie vor der Versammlung zu sprechen, und wurde von dem stämmigen Farmer und von seiner Frau Teri, die ihn fest in ihre Arme schloss, herzlich begrüßt - und von Horan, seinem Freund aus jungen Jahren. Mallory und Kragen bildeten den Rest der Gruppe.
Als die Vorstellungen vorbei waren, blickte Gemma in ihre ernsten Gesichter. Sie hätte diese Menschen gerne in glücklicheren Tagen kennengelernt.
»Willst du wirklich alleine ins Hochland?« fragte Mallory Arden.
»Natürlich nicht«, beantwortete Teri die Frage für ihn. »Gemma wird ihn doch bestimmt begleiten wollen.«
»Keine vorschnellen Schlüsse ...«, begann Elway.
»Teri hat recht«, unterbrach ihn Gemma. »Ich kann jetzt nicht aufhören.« Ich stecke schon zu tief drin - in mehr als einer Hinsicht, fügte sie im stillen hinzu.
Arden lächelte sie an. Seit Tagen hatte er nicht so glücklich ausgesehen.
»Ich
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