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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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ihnen blieben für gewöhnlich sehr aktiv. Trotz des Elends in letzter Zeit, das einen unausweichlichen Niedergang sowohl in der Bevölkerungszahl als auch in der allgemeinen Gesundheit bedeutet hatte, mehrten sich im Tal die Zeichen, dass sie zu alter Robustheit zurückfanden.
    Doch was sie wirklich von allen anderen Menschen unterschied, die Gemma je getroffen hatte, war das >Wissen<.
    Neuigkeiten verbreiteten sich bei ihnen auch ohne die üblichen Kommunikationsformen. Erfuhr einer von ihnen etwas Wichtiges, wussten es innerhalb weniger Stunden auch alle anderen. Gemma verbrachte viel Zeit damit, über das Wesen dieser Fähigkeit nachzudenken. Es handelte sich nicht um direkte Gedankenübertragung, so wie zwischen ihr und den Meyrkats, eher um eine Art geistiger Osmose. Privates und Unwichtiges wurde ausgefiltert, Informationen jedoch, die alle betrafen, strahlten auf die gesamte Gemeinschaft ab.
    Gemma nahm an diesem gemeinen Wissen nicht teil, dadurch erschien es ihr noch bemerkenswerter, dass man sie als willkommenes Mitglied in der Gemeinschaft aufgenommen hatte. Mittlerweile hatte sie einen Punkt erreicht, an dem sie diese unheimliche Fähigkeit nicht mehr nervös machte.
    Das engste Verhältnis hatte Gemma zu Mallory, dann mit Mallorys Mann und ihren Kindern. Doch es gab auch noch mehrere andere Menschen, die ihr wichtig geworden waren. Horan, Mallorys jüngster Bruder, war häufig auf der Farm zu Besuch. Er war Ardens bester Freund gewesen und hatte sie ein Stück auf der schicksalsträchtigen Reise in die Berge begleitet. Er teilte Gemmas Kummer über Ardens Verschwinden.
    Wie seine Schwester versuchte auch Horan, Gemmas Geister auszutreiben und ihr zu helfen, nach vorn zu blicken. Er war stets bereit, mit ihr zu sprechen, und in einem Gespräch mit ihm gab sie dann schließlich auch zu, dass das Leben vielleicht auch ohne Arden weiterging.
    Es war ein herrlicher Frühsommertag, und sie gingen zwischen den Feldern von Kragens Farm und den nahen Wäldern spazieren. Das Tal glich einem Flickenteppich aus Grün und Gold, und die kristallklare Luft war angefüllt vom Gesang der Vögel. Sie erreichten den Fluss, setzten sich auf eine Bank und sahen zu, wie das köstliche, lebenspendende Wasser vorbeirauschte.
    »Es ist fast einen Monat her, dass ich von ihm geträumt habe«, sagte Gemma leise zu Horan.
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie wie ein Bruder an sich. Er fand die Traurigkeit in ihrer Stimme fast unerträglich, wusste aber, dass nur die Zeit - und die Hilfe ihrer Freunde - ihre Wunden heilen konnte. Die beiden schwiegen eine Weile.
    »Du glaubst, er ist tot, hab' ich recht?« fragte sie ihn schließlich.
    Ihre Direktheit überraschte Horan - so unverblümt war sie noch nie gewesen.
    »Gemma, es ist jetzt fünf Monate her, dass er verschwunden ist«, erinnerte er sie. »Wenn er noch lebt, wüsste ich nicht, was ihn daran hätte hindern sollen, hierher zurückzukommen - oder uns wenigstens eine Nachricht zu schicken.«
    Nach einer langen Pause seufzte Gemma und schüttelte den Kopf.
    »Ich wünschte, ich wüsste es genau«, meinte sie. »Manchmal glaube ich, das wäre einfacher als all dieses Hoffen und Bangen.«
    »Natürlich wäre es das«, erwiderte er sanft, »aber du musst der Tatsache ins Gesicht sehen, dass wir vielleicht niemals wissen werden, was ihm zugestoßen ist. Die Berge geben ihre Geheimnisse nicht preis.«
    Mein Bruder hat ihn zu sich genommen, erinnerte sich Gemma an die Worte des schaukelnden Steins. Wenn er sich nur klarer ausgedrückt hätte!
    »Das ist nicht fair!« platzte sie heraus. »Wir lieben uns. Und das war nicht unsere Bestimmung.« Sie verstummte traurig. Die Tränen standen ihr in den Augen, und Horan nahm sie wieder fest in den Arm.
    »Es gibt auch noch andere, die dich lieben, Gemma«, sagte er und wusste, wie hilflos seine Worte klangen. Aber angesichts ihrer Seelenqualen konnte er unmöglich schweigen.
    »Ich liebe sie ja auch«, erwiderte sie matt, »aber das ist nicht dasselbe.«
    »Ich weiß«, gestand er.
    »Wirklich?« fragte sie. »Du hast nie geheiratet.« Es klang fast wie ein Vorwurf.
    »Ich habe reichlich Zeit. Ich bin erst achtunddreißig«, erwiderte er mit einem tapferen Lächeln. »Ein junger Spross.« Als Gemma nicht antwortete, fuhr er fort: »Und du bist nicht viel mehr als halb so alt. Du hast das ganze Leben noch vor dir.«
    »Es wird nie wieder jemanden wie Arden geben«, sagte sie. »Ob tot oder lebendig, ich werde ihn immer

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