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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Fähigkeit oder die Geduld, sie zu meistern und zu nutzen. Ein Pfeil kann einen Mann töten, aber nur, wenn er vom Schützen und vom Bogen die Energie dazu bekommt. Daher ist es die Energie, die tötet, und nicht der Pfeil. Mit der Zauberei ist es ganz genauso, nur dass ihre Anwendung sehr viel feinsinniger funktioniert. Wer über die Fähigkeit verfügt, seine eigenen magischen Kräfte zu richten und zu konzentrieren und sie aus anderen Quellen zu gewinnen, besitzt ein seltenes und besonderes Talent. Früher hat man diese Menschen Zauberer genannt, doch heutzutage haftet dieser Bezeichnung ein unguter Ruf an.« Sie hielt inne, und Gemma spürte, wie sich ein geringes Maß an Ordnung im Chaos ihrer Gedanken ausbreitete. Sie fühlte sich durchaus entspannt, und doch waren die goldenen Blitze noch immer da, und allmählich erkannte sie tatsächlich ein Muster in ihren Bewegungen, eine Struktur in ihrer Kraft. Immer tiefer versank sie in Trance - und Adrias Worte flossen weiter.
    »Du besitzt viele Quellen, aus denen du Kraft schöpfen kannst. Für andere waren es Gegenstände oder Orte, die die Überreste der Magie vergangener Ereignisse enthielten; blinde Quellen der Natur, beliebig und unberechenbar. Oder, wie im allerschlimmsten Falle, die Gedanken ihrer Mitmenschen. Bei dir jedoch ... ist es etwas Neues ... etwas, das ich nicht verstehe.«
    Ein paar Augenblicke lang herrschte Schweigen. Gemma war noch immer völlig entspannt, ihr Atem ging langsam und tief.
    »Versuche dies«, sagte Adria unvermittelt.
    Licht explodierte in Gemmas Kopf, eine Fontäne aus goldenen Flammen, wo zuvor nur Funken gewesen waren. Sie schien zu schweben, leichter als Luft und doch so stark, dass sie zu allem fähig war.
    »Lerne daraus. Erinnere dich.« Adrias Stimme erschallte.
    Schließlich kam Gemma zum Ende ihrer Erzählung, und sie war müde und ihre Kehle vom vielen Sprechen wund. Adria dagegen wirkte immer noch munter und schien noch nicht genug zu haben.
    »Diese Magie in deinem Kopf«, begann sie, »wie äußert sich die?«
    »Wie goldene Funken oder Blitze inmitten einer gewaltigen Dunkelheit«, antwortete Gemma. »Das Licht ist sehr trügerisch.«
    »Und du musst dich dieser Dunkelheit überlassen, um das Licht zu finden ?«
    »Ja. Woher wusstest du das?«
    Adria überging die Frage.
    »Und Wut ist manchmal hilfreich, genau wie Drachenblumensamen?« fragte sie weiter nach.
    »Sieht so aus. Ich habe keine Ahnung, wieso.«
    »Haben dir die Zauberer im Norden denn gar nichts über Magie beigebracht?« fragte die alte Frau.
    »Nein. Ich war nur ein kleines Mädchen, daher haben sie wohl keinen Sinn darin gesehen!«
    »Diese Narren!« stieß Adria angewidert hervor. »Es waren vermutlich alles Männer?«
    »Alle, bis auf eine, aber die ist während des Schleifens verschwunden.«
    »Komm her, mein Kind.«
    Gemma hatte nichts dagegen, von Adria auf diese Weise angesprochen zu werden. Diese Alte wusste mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte, und Gemma bewunderte bereits jetzt ihren lebhaften Verstand und ihre offenherzige Art. Sie ging also folgsam zu ihrer Gastgeberin hinüber, die beide Hände um Gemmas Kopf legte. Adria betastete mit dem Daumen die Schläfen und mit den anderen, kühlen Fingern den Bereich hinter und unter den Ohren. Sie schloss die Augen und verharrte so lange reglos schweigend, dass Gemma sich bereits fragte, ob die alte Frau vielleicht eingeschlafen war. Dann stiegen die schwarzen Wirbel des Unverstandes in ihr auf, die immer beängstigend waren, obwohl Gemma wusste, was sich dahinter verbarg. Sie ließ sich in sie hineinsinken. Irgendwie wusste sie, was von ihr erwartet wurde. Die vertrauten goldenen Funken erschienen und schossen chaotisch in alle Richtungen.
    »Zauberei ist Energie«, erklärte Adria ruhig. »Sie ist in uns allen gegenwärtig, doch nur wenige haben die Fähigkeit oder die Geduld, sie zu meistern und zu nutzen. Ein Pfeil kann einen Mann töten, aber nur, wenn er vom Schützen und vom Bogen die Energie dazu bekommt. Daher ist es die Energie, die tötet, und nicht der Pfeil. Mit der Zauberei ist es ganz genauso, nur dass ihre Anwendung sehr viel feinsinniger funktioniert. Wer über die Fähigkeit verfügt, seine eigenen magischen Kräfte zu richten und zu konzentrieren und sie aus anderen Quellen zu gewinnen, besitzt ein seltenes und besonderes Talent. Früher hat man diese Menschen Zauberer genannt, doch heutzutage haftet dieser Bezeichnung ein unguter Ruf an.« Sie hielt inne, und

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