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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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weit entfernte Licht schien ihn zu locken wie ein unerreichbarer Stern.
    Arden schwitzte trotz der kühlen Luft, und er war ausgedörrt und heißhungrig. Er hatte keine Möglichkeit, festzustellen, wie lange seine Mühsal dauerte, doch schließlich ging seinen müden Gliedern die Kraft aus, und es wurde immer schwieriger, sich zu bewegen. Er musste immer häufiger rasten, döste vorübergehend ein und fuhr erschrocken hoch, als grauenhafte Bilder in seinem Kopf explodierten.
    Schließlich nahm das Loch vorne an Größe zu und begann, Gestalt anzunehmen. Arden erkannte, dass es sich um eine Öffnung handelte, die in eine weitere Höhle führte. Es war nicht die Außenwelt - er hatte schon geahnt, dass diese Hoffnung zu optimistisch war -, doch wenigstens war es besser als dieser alptraumhafte Tunnel. Er kletterte verbissen weiter, bis er sich am Ende eines schmalen, beinahe senkrechten Schachtes befand, der den letzten Teil des Tunnels bildete. Obwohl der Eingang der neuen Höhle sich nur wenige Schritte oberhalb von ihm befand, war Arden mittlerweile zu erschöpft, und der Anstieg ging über seine Kräfte. Also schlief er ruhelos und fiebrig an die Wand gekauert ein.
    Als er aufwachte, waren seinen Lippen aufgeplatzt, und seine Zunge klebte am Gaumen. Voller Sehnsucht dachte er an das Wasser, obwohl er doch wusste, dass er jetzt nur noch vorwärts weiter konnte. Er stützte sich hoch und begann den Aufstieg. Es gab reichlich Halt, doch sein geschwächter Zustand und sein nutzloses linkes Bein ließen ihn nur quälend langsam vorankommen. Ein Sturz, das wusste er, wäre sein Tod.
    Mit allerletzter Anstrengung zog Arden sich auf den Boden der Höhle und blieb, nach Atem ringend, flach auf dem Rücken liegen. Über ihm befand sich eine verzauberte Landschaft phantastischer Felsformationen, und dazwischen leuchtete der Kristall in den verschiedensten Farben - grün, blau, gelb.
    Er roch Wasser und suchte mit gierigen Blicken danach. Er konnte weder das Geräusch von Tropfen noch das Gurgeln einer Quelle hören, doch er sah das Blinken an einer Wand und kroch darauf zu, so schnell er konnte. Der Felsen war mit einem moosartigen, grünen Bewuchs überzogen, der dem herabsickernden Wasser ein geheimnisvolles Glitzern verlieh. Arden lutschte die Feuchtigkeit heraus, ignorierte den bitteren Geschmack, dann befeuchtete er Gesicht und Arme. Zum erstenmal nach einer scheinbar endlosen Zeit konnte er sich entspannen.
    Aber das Wasser lag ihm schwer im Magen, außerdem brauchte er etwas zu essen. Er zupfte eine Handvoll von dem Grünzeug ab, doch es zerfiel bei der Berührung, floss davon und hinterließ nur ein paar Überreste, die sauer und unappetitlich schmeckten. Enttäuscht suchte er nach etwas anderem zu essen und entdeckte eine Gruppe eigenartiger Gesteinsformationen auf der Wand oberhalb des Wassers. Halbkreisartige Vorsprünge, oben hell und unten dunkel, bedeckten die Oberfläche in erstaunlicher Zahl. Arden hatte derartige Felsen noch nie gesehen, obwohl sie seltsam vertraut schienen. Die Neugier zog ihn hinüber, und er bemerkte, dass es gar keine Felsen waren.
    Pilze! dachte er und berührte sie voller Verwunderung. Sie waren weich und schwammig.
    Er brach ein Stück ab und schnupperte vorsichtig daran. Manche Pilze waren genießbar, während andere tödliches Gift enthielten - und er hatte keine Möglichkeit, festzustellen, zu welcher Sorte diese unbekannte Art gehörte.
    Wenn ich nicht bald etwas zu essen finde, sterbe ich sowieso, sagte er sich und nahm einen kleinen Bissen. Das Fleisch war fest und saftig, aber praktisch geschmacklos - weder angenehm noch unangenehm. Arden schluckte und wartete ab. Sein Magen geriet über die lang vermisste Verdauungsprozedur in helle Aufregung, aber ansonsten verspürte er keine üblen Nebenwirkungen. Im Gegenteil, seine Stimmung stieg, also nahm er den nächsten, größeren Bissen, kaute rasch und schluckte. Mehrere Happen folgten in rascher Folge, und sein Wohlbefinden steigerte sich. Er spürte, wie die Kraft mit erstaunlicher Geschwindigkeit wieder in seine Glieder strömte, und, was am bemerkenswertesten war, der Schmerz in seinem Bein verschwand.
    Nach einer Weile kam er sich aufgedunsen vor, also hörte er auf zu essen, drehte sich um und betrachtete seine Umgebung mit einem Gefühl der Zufriedenheit, da er sein drängendstes Problem gemeistert hatte. Das Licht war hier stärker als in der unteren Höhle, doch es war immer noch zu dunkel, um die Höhle bis in die letzten

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