Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
öffnet und ihnen erlaubt, seine Botschaften und Anweisungen zu empfangen.«
»War das ein Bild von Rael, dort in der Höhle - wie hast du sie noch genannt?«
»Soulskeep.«
»Ein Bild des Gottes?«
»Eine Darstellung, ja.«
»Hat meine Zunge auch so ausgesehen?«
»Viel schlimmer«, meinte sie und erwiderte sein Lächeln.
»Kein Wunder, dass es eine solche Aufregung gab, als ich meinen Mund öffnete«, meinte er. »Ich brauchte gar nichts zu sagen!«
»Das bringt dich wahrscheinlich sonst immer in Schwierigkeiten«, sagte C'tis. »Dass du den Mund nicht halten kannst.«
Arden kehrte zu einem früheren Thema zurück.
»Hoffentlich waren das keine Botschaften oder Anweisungen von Rael, was ich dort gesehen habe«, sagte er. »Wenn, dann ist er ein verdammt kranker Gott.«
»Nicht krank«, gab sie zurück. »Aber vielleicht ist er böse auf uns.«
»Wie viele seid ihr hier?«
»In Midholm?«
»Nein. Im gesamten Lichtlosen Königreich.«
»Was?« Die Bezeichnung, die er für ihre Welt gebrauchte, verwirrte C'tis. »Wir haben doch Licht! Aber keinen König!«
»Dichterische Freiheit«, erklärte er. »Du musst meinen schlechten Zustand berücksichtigen.«
»Aber der wird doch immer besser!« protestierte sie. »Und das verdanke ich dir«, antwortete er unverfroren. »Würdest du jetzt vielleicht meine Frage beantworten?«
C'tis rechnete im Kopf nach. Da waren Midholm, Riverholm und Deepling, dazu die kleinen abgelegenen Dörfer, ganz zu schweigen von den vorübergehenden Ansiedlungen und den alleinstehenden Häusern. Und die Reisenden natürlich.
»Ungefähr dreitausend«, entschied sie.
»Was!« Die Antwort warf Arden um.
»Früher waren es mehr«, entschuldigte sie sich fast, da sie den Grund für seine Verblüffung falsch verstanden hatte.
»Bei den Göttern, wie groß ist dieser Ort denn nur?« Es war eher ein Ausdruck der Überraschung als eine Frage, C'tis jedoch nahm es wörtlich.
»Das Lichtlose Königreich?« erwiderte sie. »Riesig - man kann tagelang in jede beliebige Richtung reisen. Du hast erst einen winzigen Teil gesehen.« Sie schien seine Sprachlosigkeit zu genießen.
»Und wie komme ich hier wieder raus?«
»Gar nicht.«
Arden sah sie scharf an.
»Wenigstens eine ganze Weile noch nicht«, fuhr sie fort. »Es geht dir schon viel besser, aber du hast immer noch ein gutes Stück vor dir, bevor ich dir erlaube, auf diese Reise zu gehen.«
»Aber es ist möglich?«
»Natürlich. Die Wege sind seit einer Ewigkeit nicht mehr benutzt worden, aber sie müssten noch passierbar sein. V'dal wird es wissen. Ich werde ihn fragen. Wenn es mir auch ein Rätsel ist, weshalb du wieder in die Oberwelt willst.«
»Es ist meine Welt, C'tis.«
»Und sie ist voller Gift«, stellte sie entschieden fest.
»Für euch ist es vielleicht Gift, für mich bedeutet sie mein Zuhause«, antwortete er in seiner rührseligsten Stimme, und legte eine Hand auf sein Herz.
»Nimmst du eigentlich nie etwas ernst?« wollte sie wissen.
»Er sollte mein Essen ernst nehmen, wenn er einen Funken Verstand besitzt«, warf B'van ein, als er mit einem Armvoll frischer Vorräte die Höhle betrat.
»Der Mann spricht mir ganz aus dem Herzen«, bemerkte Arden.
»Wo befinden sich die Eingänge?«
»Du meinst die Ausgänge?«
»Wenn du so willst«, gab Arden ihr recht. »Die Wege in die Oberwelt.«
»Es gibt sie in den meisten Höhlensystemen«, erklärte sie ihm. »Einige sind etwas weniger kompliziert als andere. V'dal sucht gerade den nächstliegenden für dich raus.«
»Nein, ich meine, wo befinden sie sich oberhalb der Erdoberfläche? Wo werde ich rauskommen? In den Bergen? In der Wüste? In der Küstenebene?«
»Woher sollen denn wir das wissen?« gab C'tis zurück. Sie klang fast verärgert. »Du wirst es einfach ausprobieren müssen. Wo auch immer es ist, dort sitzt du fest. Einen Weg zurück gibt es nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil wir den Ausgang versiegeln werden, nachdem du hindurchgegangen bist.«
»Aber warum?«
»Bist du wirklich so dumm?« fauchte sie zurück. Jetzt war sie wirklich verärgert. »Weil wir nicht riskieren können, dass du die Oberweltler nach hier unten bringst und sie uns angreifen. Wir haben ohnehin schon genug Ärger.«
Arden war schockiert und gekränkt.
»Das würde ich niemals tun!« stieß er hervor. »Du warst wundervoll zu mir, außerdem ...«
C'tis schnitt ihm das Wort ab.
»Wir beide wissen das vielleicht, aber als Volk können wir das nicht riskieren. Du bist ein
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